Supercross-Philadelphia: Sexton zündet den Turbo, Webb patzt

Die Supercross Meisterschaft biegt auf die Zielgerade der Sasion 2025 ein. / Foto: Align Media
Chase Sexton lieferte beim Supercross in Philadelphia eine Glanzleistung ab, die selbst seine stärksten Rivalen in Schwierigkeiten brachte. Vom Heat-Race bis zum Main Event dominierte der Red Bull KTM-Star mit einer fehlerfreien Vorstellung. Besonders auffällig: seine neue mentale Stärke. Noch vor wenigen Rennen wurde sein Mindset kritisiert – jetzt wirkt er abgeklärt, fokussiert und unantastbar. Vielleicht haben die anhaltenden Gerüchte über einen möglichen Wechsel zu Kawasaki doch eine motivierende Wirkung?
„Ich habe mich den ganzen Tag über gut gefühlt. Die beiden Whoop-Sektionen haben mir echt geholfen – ich habe dort richtig Zeit gutgemacht. Das KTM-Team hat das Bike super hingekriegt. Ich hatte in diesem Lauf einfach einen richtig guten Flow, und es hat sich alles total mühelos angefühlt – genau so, wie wir es wollen. Jetzt heißt es, diesen Schwung beizubehalten, aber ich bin mega happy. Fünfter Saisonsieg, also einfach weiter dranbleiben, Woche für Woche fokussieren und schauen, wo wir am Ende stehen. Insgesamt macht es einfach Spaß. Ich bin super gestartet und hab’s dann durchgezogen.“
Webb allein auf Tour
Für Cooper Webb verlief der Abend deutlich weniger glorreich. Der Yamaha-Star konnte dem Tempo von Sexton zu keinem Zeitpunkt folgen und fuhr ein einsames Rennen auf Platz zwei. Ohne echte Duelle, ohne Aufholjagd – Webb musste zusehen, wie sich sein Vorsprung in der Meisterschaft auf nur noch neun Punkte reduzierte. Entsprechend zurückhaltend fiel sein Auftritt im Zielbereich aus. Der Frust war spürbar.
„Es war hart – er (Chase Sexton) war richtig stark unterwegs und hat mich in den beiden Whoop-Sektionen echt abgezogen. Er hat sich Stück für Stück abgesetzt, und genau diese Whoops haben mir das Genick gebrochen. Ich wurde ein bisschen verkrampft – und das war’s dann auch schon. Aber so wie’s ist: Er hat genau das gemacht, was er musste, ist ein starkes Rennen gefahren, hat mir den Hintern versohlt, und ich hab nicht abgeliefert, obwohl ich vorher große Töne gespuckt hab. Jetzt heißt’s: zurückgehen, neu sortieren. Aber so ist es eben, und nächste Woche greifen wir wieder an… und versuchen, den Sieg zu holen.“
Crash, Chaos und ein cleverer Plessinger
Auf den hinteren Rängen sorgte vor allem Justin Barcia für Unterhaltung – im Guten wie im Schlechten. Der erfahrene Routinier fuhr zunächst stark, schien auf Podiumskurs und hätte damit nach einem Jahr endlich wieder aufs Treppchen fahren können. Doch Barcia fiel durch wiederholte Fahrfehler auf und beendete seinen Abend mit einem Crash. Nutznießer des Ganzen: Aaron Plessinger. Der KTM-Pilot schnappte sich in einem spannenden Finale den dritten Platz – denkbar knapp vor Justin Cooper.
„Ich wollte schon ab dem zweiten Training, dass dieser Abend endlich vorbei ist. Die Strecke war echt heftig – nicht unbedingt brutal, aber einfach steil. Ich bin in letzter Zeit mehr draußen als Supercross gefahren, also kam ich auf diese Strecke und dachte nur: ‚Whoa!‘ Aber trotzdem war es ein gutes Rennen. Das Team hat das Bike richtig gut abgestimmt. Wir haben, ich glaube zwischen dem zweiten und dritten Training, noch eine kleine Änderung gemacht – und danach lief’s wie geschmiert. Ich hab einfach alles gegeben. Platz drei ist super – mittlerweile fünf Podiumsplätze – und jetzt wollen wir die Saison stark zu Ende bringen und mit einem guten Gefühl in die Outdoors starten“, so Aaron Plessinger nach dem Rennen.
Hammaker übernimmt das Kommando
In der 250SX East Coast Division ließ Seth Hammaker keine Zweifel aufkommen: Er ist derzeit der Mann, den es zu schlagen gilt. Mit einem souveränen Start setzte er sich sofort ab und kontrollierte das Rennen von vorn. Nachdem er die letzten beiden Veranstaltungen das Red Plate mit Tom Vialle und RJ Hampshire teilen musste, übernimmt er nun allein die Tabellenführung. Klare Ansage im Titelkampf.
„Ich bin in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch krank geworden – das war nochmal eine zusätzliche Herausforderung fürs Wochenende. Aber ich habe ein großartiges Team um mich herum, und wir haben einfach versucht, positiv zu bleiben. Klar, es war kurz im Hinterkopf, aber zum Glück konnte ich saubere, konstante Runden fahren. Es fühlt sich richtig gut an, einen weiteren Sieg zu holen – und jetzt auch die rote Startnummer ganz allein zu haben. Jetzt geht’s zurück an die Arbeit. Noch zwei Rennen, und die Meisterschaft ist immer noch richtig eng. Ich freue mich auf weitere harte und spannende Duelle in der nächsten Zeit“, Seth Hammaker, als er gefragt wurde, ob seine Krankheit in East Rutherford seine Ausdauer beeinflusst habe.
Hampshire patzt, Hymas stürzt
Für RJ Hampshire lief es dagegen weniger rund. Mehrere Fahrfehler verhinderten eine echte Attacke auf Hammaker. Zwar rettete er den zweiten Platz, doch in der Gesamtwertung musste er das Führungsplateau abgeben. Noch härter traf es Chance Hymas. Der Honda-Pilot war in bestechender Form, gewann sein Heat Race souverän – doch zwei heftige Stürze, einer im Training und ein weiterer im Main Event, machten alle Hoffnungen zunichte. Nach seinem Abflug im Hauptrennen verschwand er direkt in Richtung Paddock.
„Der Start war entscheidend, und Seth war einfach schneller aus dem Gatter. Ich bin dann erstmal eine Zeit lang auf Platz drei gefahren. Nate [Thrasher] hat einen Fehler gemacht, ich konnte an ihm vorbeigehen und hab dann versucht, Druck zu machen. Ich bin etwas rangekommen, hab dann aber selbst wieder einen Fehler gemacht … Aber hey, dieses Wochenende war besser als das letzte“, resümierte RJ Hampshire.
Das große Finale rückt näher
Schon am kommenden Wochenende zieht der Supercross-Tross weiter ins Acrisure Stadium in Pittsburgh, Pennsylvania. Mit nur noch wenigen Rennen auf dem Kalender spitzt sich der Titelkampf in beiden Klassen weiter zu. Spannung, Dramatik und Spektakel – alles ist angerichtet.