Simon Längenfelder: Zwischen Reifeprüfung und Startproblemen

Simon Längenfelder - angekommen im Titelkampf.

Simon Längenfelder - angekommen im Titelkampf. / Foto: Ralph Marzahn

Der MXGP of Arco di Trento offenbarte erneut das Potenzial, aber auch die Baustellen im Rennpaket von Simon Längenfelder. Der 21-Jährige gehört unbestritten zu den schnellsten Fahrern im MX2-Feld – doch trotz beeindruckender Pace bleibt das Podium manchmal in letzter Sekunde außer Reichweite. Warum das so ist, zeigte sich in Norditalien besonders deutlich.

Technik und Tempo: Kein Zweifel an der Form

In Sachen Fahrtechnik, Rennintelligenz und Speed spielt Längenfelder ganz oben mit. Seine dritte Position im Qualifikationsrennen war kein Ausrutscher – es war die logische Konsequenz seiner akribischen Arbeit auf technisch schwieriger Strecke. „Die Strecke war wirklich schwierig – viele kantige Absätze, aber auch weiche Passagen“, sagte er selbst. Doch wer in Trentino schnell sein will, muss mehr mitbringen als Talent: Gefühl für Linien, Mut zur Lücke und ein Gespür für den Untergrund. Längenfelder bewies: Das alles hat er.

Startschwächen als wiederkehrender Hemmschuh

Was ihn jedoch erneut wertvolle Punkte kostete, war der Start. Im ersten Lauf geriet er direkt zu Beginn in Bedrängnis – nach einem schlechten Start und einem Kontakt war er Letzter. „Leider hatte ich keinen guten Start und es war richtig schwer, zu überholen“, so seine nüchterne Analyse. Die anschließende Aufholjagd bis auf Rang 7 war sehenswert, aber kräftezehrend – und sie war vermeidbar. In einem Feld, das immer dichter zusammenrückt, wird der Start zur Schlüsselszene. Wer hier patzt, rennt dem Rennen meist hinterher.

Konstanz trotz Rückschlägen – ein Qualitätsmerkmal

Was positiv auffällt: Längenfelder bleibt ruhig, auch wenn sein letzter Grand Prix Sieg schon weiter zurück liegt. Der zweite Lauf zeigte, was möglich ist, wenn der Start sitzt. Platz 3 vom Start bis ins Ziel – ohne Hektik, ohne Fehler, mit Übersicht. „Im zweiten Lauf bin ich Dritter gestartet und auch Dritter geblieben“, kommentierte er knapp. Es war eine starke, abgeklärte Leistung, die seine Entwicklung unterstreicht: Simon ist nicht mehr der junge Wilde, der alles in der ersten Kurve entscheiden will – er fährt mit Köpfchen, verwaltet Positionen und trifft gute taktische Entscheidungen.

Im Titelkampf angekommen – aber nicht am Limit

Mit fünf Top-3-Moto-Ergebnissen in zehn Rennen befindet sich Längenfelder klar auf Kurs. Doch der Abstand zur absoluten Spitze bleibt noch schwankend – nicht wegen fehlender Geschwindigkeit, sondern wegen fehlender Konstanz in den Startphasen. Er selbst bringt es auf den Punkt: „Wir sind da… wir brauchen einfach konstante Starts.“

In einer Klasse, in der Zehntelsekunden über Sieg oder Enttäuschung entscheiden, kann genau dieser kleine Schwachpunkt zum Zünglein an der Waage werden. Was ihm fehlt, ist weniger das fahrerische Können als vielmehr das perfekte Gesamtpaket über das gesamte Wochenende hinweg.

Ausblick: Podium in Reichweite – mentale Stärke als Schlüssel

Simon Längenfelder fährt derzeit auf dem Niveau eines Titelkandidaten – ohne Zweifel. Doch er wird lernen müssen, aus jedem Rennen das Maximum herauszuholen, auch wenn die Umstände mal nicht optimal sind. Trentino war kein Rückschlag, sondern eine präzise Standortbestimmung: Er ist dran, ganz nah – aber noch nicht ganz oben.

Der Blick geht jetzt nach Frauenfeld. Dort wartet der nächste Härtetest – auf einem ganz anderen Untergrund, mit anderen Herausforderungen. Wer Simon kennt, der weiß: Der junge Deutsche liebt es, gefordert zu werden. Und er wird liefern.