Schwere Komplikationen bei der Behandlung von Pauls Jonass?
Beim zweiten MXGP-Lauf in Teutschenthal kam es zu einem haarsträubenden Startcrash, der für Hondas Standing-Construct-Piloten Pauls Jonass sehr übel ausging. Den Verlust des letzten Fahrers im Hause Standing Construct hatten wir bereits näher beleuchtet, doch nun erreichten uns Informationen, die schwere Komplikationen in der Behandlung von Jonass offenlegten.
Was war geschehen?
Bei einer kleinen Kollision kurz vor dem Knick zur Startkurve verlor Jonass die Kontrolle und stürzte inmitten des Pulks. Er überschlug sich mehrfach und wurde überrollt. Dabei kugelte er sich die Schulter aus und verletzte sich den Oberarm. Nachdem er vom Rennarzt der FIM zur Untersuchung in den Medical Truck gebracht worden ist, wollte der behandelnde Arzt die Schulter schnellstmöglich wieder einrenken.
Im Normalfall ist das schnelle Einrenken im Interesse des Verletzten. Je schneller wieder eingerenkt wird, umso geringer sind die Schäden an den Muskelfasern und Bändern. In manchen Fällen kommt man dabei sogar um eine Operation herum, wenn man zügig ist. Wie sich nun herausstellte, wäre aber ein Scan der Schulter möglich und im Nachgang auch nötig gewesen. Beim Versuch zu hebeln wurden Knarzgeräusche bemerkt, die auf eine Knochenverschiebung hinwiesen. Daraus könnte sich ergeben, dass der Oberarmknochen (Humerus) bereits angebrochen oder komplett gebrochen war.
Wir möchten allerdings darauf hinweisen, dass weder wir dabei waren noch medizinisches Fachwissen haben, um die Situation richtig und konkret einschätzen zu können. Die oben genannten Aussagen ergaben sich nach Absprache mit medizinischem Personal, die nur durch Beschreibung mit dem Fall getätigt worden sind. Sie sind keine Diagnose und reine Spekulation.
Tim Mathys, Chef des Standing Construct Honda Teams, erlebte die Situation wie folgt:
„Es ist leider wieder eine bescheidene Geschichte. Gestern nach dem Unfall war schnell klar, dass mit Pauls Schultergelenk etwas nicht stimmte. Der Arzt vor Ort ging davon aus, dass die Schulter „nach vorne“ ausgerenkt sei und versuchte sofort, die Schulter in die Pfanne zu ziehen. Jedoch machte er vorab kein Röntgenbild oder Scan der Schulter, obwohl Pauls’ Physiotherapeut dies immer wieder betont hatte. Als dies fehlschlug, gaben sie ihm, immer noch auf dem Gelände (im Medical Truck), eine Narkose. Erneut versuchte der Arzt, die Schulter mit Gewalt in die Gelenkpfanne zu ziehen. Dann bemerkte er jedoch, dass die Schulter abnormale Bewegungen machte und hörte auch „Knochengeräusche“.
„Der Arzt ließ Pauls dann in einen Krankenwagen verladen und ins Krankenhaus in Halle bringen. Dort sahen sie, dass nicht nur die Schulter ausgerenkt war, sondern auch der Kopf des Oberarms abgebrochen war. Der abgebrochene Schulterballen befand sich neben der Fraktur, was höchstwahrscheinlich beim Versuch, die Gelenkpfanne hineinzuziehen, passierte. Es ist unverständlich und inakzeptabel, dass der Arzt so gehandelt hat und die Verletzung höchstwahrscheinlich noch schlimmer gemacht hat.“
„Erschwerend kam hinzu, dass man im Krankenhaus sagte, es sei wichtig, schnell zu operieren, um Nervenschäden zu vermeiden, was Dr. Claes anhand der ihm zugesandten Fotos bestätigte. Sie wollten sofort mit der Operation von Pauls beginnen, doch dann bekamen wir plötzlich die Nachricht, dass ein weiterer Patient mit einer schweren Rückenverletzung eingetroffen sei, dem Vorrang eingeräumt wurde. Sie würden Pauls heute Abend gegen 2 Uhr morgens operieren. Um 4 Uhr morgens sagten sie, sie würden ihn tagsüber operieren, weil das Operationsteam zu müde sei. Glücklicherweise wurde die Operation durchgeführt und Pauls kann seine Hand und Finger gut bewegen. Wir hoffen, dass alles gut wird.
Aber auch hier nochmals ein Hinweis: Ob es ein Behandlungsfehler war oder nicht, dürfen wir nicht einschätzen und können es auch nicht bewerten.
Was wir aber können: Wir wünschen im Namen aller Leser PJ41 eine gute Besserung und schnellstmögliche Genesung. Pauls, danke für die bisherige Saison, es war geil!