Romain Febvre: „Nur eine Linie – und das war’s!

Romain Febvre bei seiner obligatorischen Besichtigung der Strecke.

Romain Febvre bei seiner obligatorischen Besichtigung der Strecke.

Romain Febvre zählt zu den erfahrensten und konstantesten Piloten der Motocross-Weltmeisterschaft und übte nun, nach dem MXGP of Germany, zum wiederholten Mal, Kritik an der Streckenführung heutiger MX-Tracks. Beim MXGP of Germany 2025 zeigte sich der Kawasaki-Werksfahrer kämpferisch – nicht nur auf der Strecke, sondern auch in der anschließenden Pressekonferenz. Seine Kritik: Das Überholen ist auf vielen Strecken kaum mehr möglich. Der Talkessel von Teutschenthal war für ihn dabei nur ein aktuelles Beispiel für ein viel größeres Problem.

Ein generelles Problem der MXGP

„Das erste Moto war nur eine Linie, überall innen – und das war’s.“ So schilderte Febvre die Situation auf der Strecke in Teutschenthal. Doch er machte auch deutlich: Diese Problematik betrifft nicht nur Deutschland, sondern den Großteil der aktuellen WM-Strecken.

„Wenn es nass ist, fährt jeder auf der Innenlinie – und das war’s. Aber wie gesagt: Wir sprechen über dieses Thema nicht erst seit gestern. Letztes Wochenende war es schon Thema, vor einem oder zwei Jahren genauso – und nichts hat sich verändert.“

Der Kawasaki-Pilot kritisierte auch das fehlende Interesse der Verantwortlichen an der Meinung der Fahrer: „Niemand von der Track Crew ist hier – also können wir es ruhig ansprechen. Aber ich sage euch: In zehn Jahren wird es genauso sein. Die Strecken werden sich nicht ändern.“

Was Febvre und viele seiner Kollegen stört, ist die Entwicklung hin zu monotonen, einspurigen Layouts, bei denen das Risiko für Überholmanöver kaum kalkulierbar ist. Statt mehrspuriger Linienführungen mit unterschiedlichen Anfahrtswinkeln, Banks oder versetzten Sektionen, die taktisches Fahren belohnen würden, dominieren enge, ausgefahrene Innenlinien – was das Racing eher vorhersehbar und fehlerabhängig macht.

Spannung durch Linienwahl – nicht durch Stürze

Febvre betont, dass sich echtes Racing nur entwickeln kann, wenn es alternative Linien gibt: „Wenn es nass ist, geht jeder auf die Innenlinie – und das ist dann alles.“

Zuschauer mögen sich über Spannung freuen, aber diese entstehe oft nur, wenn ein Fahrer stürzt oder ein anderes Problem hat. „Manchmal machst du Fehler, nur weil du überhaupt versuchst zu überholen“, beschreibt Febvre das Dilemma. Am Ende gehe es weniger darum, wer am besten fährt – sondern wer am wenigsten patzt.

Ein Appell an Streckendesigner und Organisatoren

Der Franzose hofft, dass Veranstalter und Streckenverantwortliche sich dem Thema endlich annehmen – nicht nur punktuell, sondern strukturell. Und so lobte er dann auch den neuen Streckenabschnitt und die Vorbereitung in Teutschenthal: „Der neue Teil war ziemlich gut – besser als zuvor, ehrlich gesagt.“ Doch das reicht für ihn nicht. Die Strecken brauchen mehr kreative Linienwahlmehr Möglichkeiten, den Gegner „auszufahren“ – nicht nur zu überholen, wenn dieser einen Fehler macht.

Trotz allem: Podium und Zuversicht

Unbeeindruckt von den äußeren Umständen sicherte sich Febvre in Teutschenthal erneut einen Platz auf dem Podium. Mit Blick auf die Meisterschaft betonte er, dass Konstanz weiterhin ein Schlüssel zum Erfolg sei – gerade in schwierigen Rennen.

Romain Febvres Kritik richtet sich nicht speziell gegen Teutschenthal, sondern gegen eine Entwicklung, die die ganze Motocross-WM betrifft: Strecken, die zu wenig Raum für Racing im eigentlichen Sinne lassen. Wenn der Sport seinen Reiz behalten soll, braucht es wieder mehr Mut zu Vielfalt – auch im Layout. Nicht nur die Motorräder und Fahrer entwickeln sich weiter. Es wird Zeit, dass die Strecken nachziehen.