Red Bull KTM: Solider Auftakt – aber weit weg von Weltmeister-Form
Das Red Bull KTM Factory Racing Team mit Startschwierigkeiten beim FIM SuperEnduro WM Auftakt in Polen. / Foto: KTM
Gliwice, Polen – Der Start in die SuperEnduro-WM 2026 hätte für zwei amtierende Weltmeister besser laufen können.
Statt eines Statements gab’s für Manuel Lettenbichler und Josep Garcia eine Mischung aus Licht, Schatten und deutlicher Realität: Die Konkurrenz ist warm, KTM noch nicht.
Ja, beide lieferten ordentliche Momente. Ja, beide kämpften. Aber unterm Strich bleibt ein Ergebnis, das zeigt: Das Tempo der Hallenprofis lässt sich nicht mit Titeln schönreden.
Garcia: Talent, Speed – und ein Crashkurs „Indoor-Enduro“
Für Josep Garcia war Gliwice das erste SuperEnduro seiner Karriere – und man merkte sofort, dass der Spanier zwar Weltmeister im klassischen Enduro ist, aber noch kein Hallenkind. SuperPole? Überraschend stark, Platz fünf. Rennen? Kampfgeist top, Rennintelligenz noch ausbaufähig.
Im ersten Lauf hielt Garcia lange gut mit, musste aber dem Indoor-Chaos Tribut zollen und wurde Sechster. Im zweiten Lauf – Reverse Grid – arbeitete er sich respektabel nach vorne, aber Platz acht ist nun mal Platz acht.
Der dritte Durchgang begann wie ein kleiner Durchbruch: Garcia fuhr zeitweise auf Podiumskurs, sauber, mutig, präzise. Dann der Fehler im Pipe-Sektor – und weg der Podiumsduft. Am Ende P6 gesamt, und das ist auch genau das: solide, aber nicht spektakulär.
Sein eigener Kommentar klingt euphorischer, als es das Resultat hergibt: „Ich habe viel gelernt, ich hatte Spaß.“ Gut – aber Spaß gewinnt keine Hallen-WM. Noch nicht – denn der Ausflug von Garcia in die SuperEnduro WM soll nur ein Gastauftritt gewesen sein.
Lettenbichler: Zurück in der Halle – und die Halle hat ihn nicht freundlich empfangen
Manuel Lettenbichler ist ein Monster draußen im Gelände, aber drinnen zwischen Beton, Holz und Rhythmussektionen wirkt er 2026 noch rostiger als angekündigt. Er selbst sagt’s ehrlich: „Ich war etwas eingerostet. Das Tempo ist hoch, die Fehler passieren schnell.“
Und genau so lief es dann auch ab: In der Qualifikation reichte es für Lettenbichler nur zur zweiten Startreihe – kein Drama, aber bereits ein erstes Zeichen dafür, dass der Rhythmus noch nicht stimmte. Im ersten Lauf fand er zwar einen soliden Flow, fuhr sauber und kontrolliert, doch mehr als ein siebter Platz sprang nicht heraus. Im zweiten Durchgang gelang ihm zunächst ein starker Start nach vorne, doch ein kleiner Fehler kostete wertvolle Positionen und warf ihn wieder zurück.
Erst im dritten Lauf blitzte kurz auf, wozu er eigentlich fähig ist: Platz fünf, sein bestes Ergebnis des Abends – und zugleich das einzige echte Lebenszeichen in Richtung Weltspitze. Am Ende stand Gesamtplatz acht zu Buche. Für einen amtierenden Weltmeister ist das schlicht zu wenig. Das Positive daran: Er weiß es. Das Negative ebenso. Und zwischen den Zeilen wird klar, dass dieses Projekt noch im Aufbau steckt.
KTM: Viel Arbeit, wenig Ausreden
Nach Runde eins sprechen die nackten Zahlen eine klare Sprache. Josep Garcia beendet den Abend auf Rang sechs – sein Talent ist unübersehbar, doch ein echter Indoor-Faktor ist er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Manuel Lettenbichler folgt auf Platz acht, kämpferisch wie immer, aber deutlich von der Spitze entfernt.
Und vielleicht am aussagekräftigsten: Es gab keinen Moment an diesem Abend, an dem man das Gefühl hatte, hier erlebe man einen echten KTM-Abend – kein Podium, kein Ausrufezeichen, keine Szene, die der Konkurrenz Respekt eingeflößt hätte.
Riesa am 3. Januar wird zeigen, ob Gliwice ein Ausrutscher war oder ein Trend.
WM-Luft ist dünn – und KTM muss erst einmal atmen lernen
Garcia und Lettenbichler haben ihre Titel nicht verloren. Sie haben nur gemerkt, dass die Halle ihre eigenen Regeln hat. Beide können mehr. Beide müssen mehr. Und die WM wartet auf niemanden.
