Pauls Jonass 2026: Gut genug fürs MXGP-Podium?

Pauls Jonass startete beim MXoN 2025 für das Team Lettland.

Pauls Jonass startete beim MXoN 2025 für das Team Lettland.

Er ist leise, bescheiden und gleichzeitig gnadenlos schnell: Pauls Jonass, der lettische MX2-Weltmeister von 2017, kämpft seit Jahren darum, sich in der MXGP-Elite dauerhaft zu etablieren. Die Frage, die sich viele stellen: Reicht sein Talent – und seine Erfahrung – für regelmäßige Podiumsplätze in der Königsklasse?

Ein Fahrer zwischen Pech und Potenzial

Seit seinem Aufstieg in die 450er-Klasse 2019 hat Jonass alles erlebt, was diesen Sport so erbarmungslos macht. Verletzungen, Teamwechsel, Rückschläge – und doch immer wieder kleine Comebacks. In sechs Jahren MXGP schaffte er es nur sechs Mal aufs Podium – eine Bilanz, die weniger über fehlendes Talent als über die Härte dieser Klasse erzählt. Denn jedes Mal, wenn Jonass ins Rollen kam, stoppte ihn ein Sturz oder eine Verletzung. „Ich weiß, dass ich das Tempo habe. Ich muss einfach gesund bleiben“, sagte der 28-Jährige kürzlich in einem Interview – und genau darin liegt seine größte Herausforderung.

Neues Kapitel in Grün

Mit dem Wechsel zu Factory Kawasaki hat sich Jonass 2024 neu aufgestellt – und er wirkt frischer als je zuvor. „Vom ersten Tag an fühlte ich mich auf dem Bike wohl“, erzählt er. „Wir lernen noch viel, aber das Fundament stimmt.“ An der Seite von Romain Febvre wächst er in ein Team hinein, das perfekt zu seiner ruhigen, analytischen Art passt. Kawasaki setzt auf Stabilität – und genau das braucht Jonass nach Jahren des Neustarts. Es ist also kein Zufall, dass das Team die Zusammenarbeit mit Jonass auch 2026 fortsetzt.

Erfahrung trifft Ehrgeiz

Jonass ist kein Fahrer, der mit purer Aggression auffällt. Sein Stil ist technisch präzise, kontrolliert, effizient – fast schon akademisch. In einer MXGP voller junger Wilden ist er der Stratege: einer, der versteht, wie man Energie einteilt, Linien wählt und Risiken kalkuliert. Genau diese Kontrolle bringt ihn regelmäßig in Schlagdistanz zur Spitze – auch wenn ihm bislang die Konstanz gefehlt hat, daraus Podiumsserien zu machen. Doch die Basis ist da.

Familie, Ruhe und Reife

Abseits der Strecke hat Pauls Jonass seinen Platz gefunden. Er lebt mit seiner Frau und seinem kleinen Kind in Belgien, fern vom großen Trubel, und genießt das ruhigere Leben, wenn er nicht auf dem Bike sitzt. Das Training gehört natürlich weiter zum Alltag, aber er hat gelernt, auch mal abzuschalten und den Moment zu genießen. Diese Balance zwischen Familie und Racing tut ihm sichtbar gut – sie gibt ihm Kraft, Ruhe und die richtige Einstellung, um auf der Strecke klar und fokussiert zu bleiben.

Die Realität: Kleine Schritte zum großen Ziel

Podien in der MXGP sind kein Zufall. Sie entstehen aus Routine, Geduld und Gesundheit – drei Dinge, an denen Jonass konsequent arbeitet. Sechs Podien in sechs Jahren sind kein Maßstab für sein Potenzial, sondern ein Hinweis darauf, was möglich wäre, wenn er endlich eine verletzungsfreie Saison erlebt.

Ist er gut genug für Siege? Vielleicht.
Ist er gut genug fürs Podium? Ganz sicher, ja.

Wenn alles zusammenpasst – Fitness, Team und ein bisschen Glück – kann Pauls Jonass 2026 regelmäßig dort stehen, wo er hingehört: auf dem MXGP-Podium.