MXoN Dream Teams Teil 5 – Deutschland
Zum Wochenabschluss und quasi als letzte Amtshandlung vor der Auslosung in Ernée, wagen wir uns nun auf äußerst glattes Parkett. Wir geben unsere Gedanken zu den schwarz-rot-goldenen MXoN-Trios zum Besten. Gerade die jüngere Vergangenheit hat schließlich gezeigt, dass kaum eine Sache Motocross-Deutschland so zuverlässig in Wallung bringt, wie die Nominierungs- und Performance-Geschichten der deutschen MX-Nationalmannschaft.
Dream Team? – Dream Team!
Aber eigentlich ist es die einfachste Aufgabe der Woche, denn das ultimative teutonische Traum-Trio kann nur jenes von 2012 sein, nicht wahr? Am 30. September 2012 ließen schließlich Ken Roczen, Max Nagl und Marcus Schiffer einen Traum wahr werden und kehrten aus der Sandhölle von Lommel mit der begehrten Chamberlain-Trophäe zurück! Gänsehaut.
Viele Jahre Tristesse – aber ein Stern leuchtete hell
Andererseits möchten wir ja der Fantasie freien Lauf lassen und euch Konstellationen an den Kopf schmeißen, die ein Best of aus vielen Jahrzehnten widerspiegeln. Das ist allerdings nicht ganz so einfach, denn so richtig mit Siegchancen waren die mal in schwarz-rot-gold, mal im klassischen weißen Nationaltrikot angetretenen deutschen MXer selten unterwegs.
Klar gab es über die Dekaden hinweg immer wieder richtig gute Leute, angefangen von den 80er-Jahre-Heroes Roland Diepold und Dietmar Lacher bis hin zur aktuellen Hoffnung Simon Längenfelder. Aber einer stach dann doch heraus und daher wage ich mal zum Schluss unseres Rundgangs durch viele Jahre MXoN-Wahnsinn eine mutige und außergewöhnliche Aufzählung: Auf der 125er-Suzuki sehe ich den jungen aufstrebenden Pit Beirer, auf der Pamo-Honda den sensationellen Pit Beirer und auf der Werks-Kawa den beinahe-Weltmeister Pit Beirer.
Der dreifache Beirer
Zugegeben ein wenig verrückt, aber der Pit hat mich mit seiner sprichwörtlichen Pitbull-Attitüde so oft fasziniert wie kaum ein anderer Pilot. Ich bin heute noch dankbar, dass ich 1997 im belgischen Nismes Augenzeuge sein durfte, wie ein entfesselter Beirer nicht nur die Superstars aus den USA sondern gleich auch noch die Nationalhelden Smets und Everts in deren Löwenkäfig förmlich deklassierte. Germanische Gänsehaut de Luxe also 2012 und 1997. Hmm, warum eigentlich nicht auch wieder 2023?
Martins Adler sollen fliegen
Tja, da hat Mathias mir (Martin) mein Alltime-Lieblingsfahrer weggeschnappt. Pit Beirer war der Held meiner Jugend und wird es auch immer bleiben. Aus den oben genannten Gründen wird auch der „Pitbull“ für mein Dream Team auflaufen.
Zweiter Mann ist natürlich Ken Roczen und wir alle wissen warum. In meiner Zeit als MX Journalist und Chefredakteur konnte ich den kleinen Spritzer von Beginn an verfolgen und es war wie in einer Netflix-Serie, wo man über unzählige Folgen seinen Liebling begleitet.
Ken ist einfach ein Ausnahmetalent und holte eben auch für Deutschland 2012 den einzigen Nationssieg. Aufgrund meines Alters habe auch riesigen Respekt vor Max Nagl, der einer der wenigen Fahrer ist, der über sehr lange Zeit sein GP-Spitzen-Niveau halten konnte.
Adolf Weil, weil gut
Bleibt noch der letzte Mann, den ich für Deutschland ins Rennen schicke würde. Ich schwankte lange zwischen Paul Friedrichs und Adolf Weil. Beide habe ich nie Fahren sehen, denn dies war weit vor meiner Zeit.
Am Ende entschied ich mich für Weil, dem Solinger Jung. Adolf gewann 14 Titel in der Deutschen Meisterschaft und holte 1973 den Titel in der Trans-AMA Championship, was die heutigen US Nationals sind. Damals war das Unterfangen bei weitem nicht so einfach wie heute. Damit meine ich nicht das sportliche, sondern das Drumherum. Denkt daran, es gab kein Internet und Adolf wusste beim Übersiedeln in den 60er Jahren sicher nicht, was ihn auf der anderen Seite des Ozeans erwartete.
Weil starb am 12. Mai 2011 in seiner Heimat Solingen und mein ehemaliger Grafiker und heute immernoch Kumpel Elmar Jacobs hatte damals eine legendäre Story über Adolf gemacht.
Das ist also meine Truppe mit dem Adler auf der Brust: Pit Beirer, Ken Roczen und Adolf Weil. Rein aus sportlicher Sicht, nehmen wir auch noch Paul Friedrichs mit. Wer ist dein deutsches Dream Team?