Die französische MXoN-Geschichte ist zweifelsfrei eine ganz besondere. Es hate eine ganze Weile gedauert, bis sie ein MXoN gewann.

Als Enduro-Fahrer zum MXoN-Sieg: Christophe Charlier 2017. / Foto: Ray Archer

Die französische MXoN-Geschichte ist zweifelsfrei eine ganz besondere. Genau wie in der Motocross-WM, hat es eine ganze Weile gedauert, bis die Grande Nation auch eine Grande MX-Nation geworden ist. Mit dem ersten WM-Titel von Jacky Vimond 1986 begann dann eine Ära mit zahllosen Könnern und auch Titelträgern, mitunter sogar „drüben“ im US-Geschehen.

Viele Weltmeister, aber zunächst keine Erfolge beim MXoN

Beim MXoN jedoch wollte es trotz zahlreicher Überflieger und Weltmeister nie so richtig klappen. Erst 2001 langte es im belgischen Namur für Yves Demaria, Luigi Seguy und David Vuillemin zu Titel Nummer eins. Nach weiteren Jahren der Flaute entdeckte man bei „les Bleues“ scheinbar eine neue Herangehensweise: Nicht mehr die absoluten Superstars, wie einst Jean-Michel Bayle oder Sebastien Tortelli, sollten beim MXoN für Erfolge sorgen, sondern die – wie man so schön sagt – mannschaftliche Geschlossenheit.

Plötzlich Siege in Serie

Nun denn, von 2014 bis 2018 klappte genau das fünfmal in Serie wunderbar, und dies mit teilweise zumindest auf dem Papier deutlich schwächer besetzten Trios. Bei allem Respekt gehörten zum Beispiel Steven Frossard (2014), Benoit Paturel (2016) oder Christophe Charlier (2017) sicherlich nicht zu den allergrößten Hoffnungen. Doch sie performten on point und lieferten die benötigten Punkte.

Eine Konstante hatte das französische Team mit diesem seltenen fünffach-Erfolg – solche Serien haben sonst nur die Amerikaner geschafft – dann aber doch, nämlich Team-Captain Gautier Paulin. Der lange Lulatsch wuchs beim Saisonfinale stets über sich hinaus – nicht selten sogar und erstaunlicherweise direkt nach einer für ihn mau verlaufenen WM-Saison.

So wähle ich ganz sicher Paulin in die Equipe Tricolore und zudem, sozusagen als Stellvertreter für die zuvor genannten Teamplayer, Christophe Charlier, der 2017 als Ex-Crosser und zu jener Zeit aktiver Enduro-WM-Fahrer nachnominiert worden war und bei regnerischem Wetter direkt ablieferte.

Kurze Karriere – lange Erfolgsliste

Fehlt nun noch einer und jetzt muss aber zwingend einer der vielen französischen Weltmeister mit ins Boot. Der dritte Mann nahm zwar nur an lediglich vier MXoN teil, gewann dabei aber sowohl in der 125er- als auch 500er-Kategorie. Lediglich jeweils drei volle und titelreiche Saisons absolvierte dieses wahre Genie in der WM von 1987-1989 und in den USA von 1990-1992 und erschreckte zudem mit seinem unnachahmlichen Gespür fürs Motorrad später die Straßen-WM-Piloten. Gemeint ist natürlich der begnadete Jean-Michel Bayle, der wie vielleicht noch Stefan Everts und James Stewart diese ganz besondere Magie im Sattel zu entfalten vermochte.

Martins Lieblings-Franzosen

Mein absoluter Lieblingsfranzose ist und bleibt Christophe Pourcel. Der Franzose ist ein begnadeter Motorrad-Fahrer und vielerseits äußerst unbeliebt. Soweit, so gut, nichts besonderes für einen Franzosen der alten Schule. „Cri“ war aber speziell und es gibt unzählige Storys über den „crafty frenchman“. So ist Pourcel in den USA und vor allem bei Pro Cicuit dafür bekannt, dass er extrem wenig trainiert hat. Es gab im Team von Mitch Payton keinen Fahrer, der so extrem wenig mit dem Motorrad trainiert hat.

Das lag sicherlich auch an seiner schweren Hüftverletzung, nach der er sogar eine gewisse Zeit kein Gefühl in den Beinen hatte. Doch das zeigt auch, wie talentiert Pourcel war. Trotz des wenigen Trainings holte er noch zwei SX-Titel für Mitch Payton. Rein von der Fahrtechnik her ist Christophe einfach eine Augenweide und deshalb in meiner Auswahl.

Seb Tortelli 2005 beim MXoN-Heimspiel in Ernée. / Foto: Ray Archer

Tortelli – der grüne Surfer

Zweiter Fahrer in meinem französischen Aufgebot ist Sebastien Tortelli. Der Mann, über den Stefan Everts sagt, dass er der einzige gewesen sei, der ihn knacken konnte. Damit meint er sicherlich das Jahr 1998, als Seb 250ccm-Weltmeister wurde, nachdem er sich einen historischen Kampf mit Everts und Pit Beirer lieferte.

Zwei Jahre zuvor wurde Tortelli bereits 125er-Weltmeister und trug dabei immer die legendären Outfits von Oxbow, die eigentlich nichts mit Motocross zu tun hatten und eigentlich eine Surf-Marke sind. 1999 wechselte er in die USA zu HRC und düpierte die US-Elite, in dem er beim ersten National in Glen Helen jeweils am Start stürzte und trotzdem beide Läufe gewann. Das zeigt, wie gut der Mann damals war.

Tja, und der dritte Mann? Wie Mathias schon Gautier Paulin nominiert hat, werde ich das auch tun. Die Ergebnisse und Mathias‘ Worte sprechen für sich. Welches wäre dein französisches Dream Team? Schreib es in die Kommentare.

Schreibe einen Kommentar