MXoN Dream Teams Teil 1 – USA
Will man die MXoN Dream Teams zusammenstellen, dann sind die USA immer etwas besonderes. Es ist der alte Kampf der WM gegen die US Nationals, europäische Fan-Kultur gegen eintöniges Geschrei wie „USA“ oder „Red Buuuuuuuuud“, Fichtenmopeds gegen blau-rot-weiße Outftis.
A lot of history
Unsere Redakteure Mathias Schräder und meine Wenigkeit, Martin Anderson, strengten ihre grauen Gehirnzellen an, um unsere MXoN Dream Teams zu finden. Dabei mussten wir reichlich in der Vergangenheit kramen, denn zusammen haben wir ca. 50 MXoN live erlebt. Mathias das erste Mal 1985 in Gaildorf und ich 2009 in Franciacorta. Genug geschwafelt, Mathias beginnt mit seinem Dream Team.
Mathias’ USA-Dream-Team
Die erste Aufgabe in dieser Woche, nämlich eine Top drei der amerikanischen MXoN-Helden zu bilden, könnte schwerer eigentlich gar nicht sein. Erstaunlicherweise waren die Yankees regelrechte Spätstarter, schickten erst ab 1980 regelmäßig Stars-and-Stripes-Jungs rüber, um die etablierte europäische Elite zu erschrecken.
Doch die Burschen hatten so dermaßen schnell gelernt, dass sie bis weit in die 1990er-Jahre geradezu unschlagbar waren! Entsprechend hoch war und ist die Mega-Star-Dichte der amerikanischen Piloten und von daher fängt man an dieser Stelle besser erst gar nicht an, diese aufzählen zu wollen.
Doch welche drei sind es nun, die meiner persönlichen Meinung nach das Beste vom Besten darstellen. Vergleiche über Dekaden hinweg sind immer schwierig und weglassen darf man im Prinzip kaum einen. Ist es zum Beispiel denkbar, mit Ricky Carmichael den GOAT (Greatest of all Times) nicht für das Traum-Trio zu nominieren?
1986 – Hondas bis heute feuchter Traum
Eigentlich nicht, aber ich mache es einfach mal und entscheide mich für den roten Traum aus dem Jahr 1986 und wähle die Honda-Truppe, die die Rennen in Maggiora damals zu einem der legendärsten MXoN überhaupt haben werden lassen: Bis heute unerreicht schafften es David Bailey (500ccm), Ricky Johnson (250ccm) und Johnny O’Mara (125ccm) damals die absolute Traumpunktzahl zu erreichen; sie finishten also in jedem Lauf auf P1 und P2.
Unsterblich machte sich insbesondere die „O’Show“ O’Mara – ja genau, der heutige Trainer der Lawrence-Brothers – der das Kunststück vollbrachte, mit der Hufo sämtliche 250er- und 500er-Piloten (mit Ausnahme jeweils des Teammates) zu verblasen. Ein wahres Träumchen, der Auftritt der Honda-Jungs und zudem noch auf einem der ikonischsten Tracks überhaupt.
Martins USA-Dream-Team
Auch für mich gibt es verschiedene Fahrer, die ich gerne im Team hätte, doch das hier sind meine Top 3, die definitiv nicht rein nach Ergebnissen ausgewählt sind.
Als vierfacher MXoN-Gewinner ist Ryan Villopoto der US-Fahrer, der die meisten MXoN-Team-Siege des 21. Jahrhunderts eingefahren hat. Einer davon war besonders beeindruckend und wohl auch einmalig – dachte ich zumindest, bis ich vor wenigen Minuten Mathias seinen Text zu Johnny O’Mara in Maggiora gelesen habe.
2007 dominierte Villopoto die Rennen in Budds Creek und war dabei teilweise über 4 Sekunden schneller als die Weltelite, pro Runde, versteht sich. Über 65 Sekunden Vorsprung in Lauf 2 und 15 Sekunden in Lauf 1 sprechen eine deutliche Sprache. Es war übrigens kein Fallobst am Start, wie die Namen hinter „Poto“ aussagen: Reed, Carmichael, Seb Pourcel, Philippaerts, Leok, Ramon, Searle.
Wie auch „O’Show“ O’Mara war Ryan auf einem MX2-Bike am Start und hat die Konkurrenz auf 450er-Bikes damit abgezogen. Wahrscheinlich ist die Leistung von O’Mara auf der 125er noch höher zu bewerten.
Bubba – The fastest man on the planet
„The fastest man on the planet“ – wer so genannt wird, muss irgendwas richtig gemacht haben. James Stewart hat Motocross revolutioniert und eine Ära geprägt. Das MXoN hat Bubba jedoch noch nur zweimal gewonnen, 2008 in Donnington Park und 2006 in Matterley Basin. Beide Mal war ich nicht dabei, aber immerhin konnte ich ihn live beim SX Bercy und in den USA sehen. Eine Augenweide.
Warum ist Stewart also in meinem Dreamteam? James ist einfach ein Garant für Entertainment. Selbst wenn er nicht der schnellste auf der Strecke ist, was quasi nie vorkam, dann ist seine Fahrtechnik mehr als nur ein Auge wert. Stewart wäre bei mir immer gesetzt, am besten zu seiner 125er Zeit.
Travis Pastrana
Du siehst schon, mein Fokus bei der Fahrerwahl liegt nicht auf Alltime Records oder reine Gewinnchancen, sondern auf Entertainment und trotzdem gewinnen. Typisch USA halt. Und genau da darf Travis Pastrana nicht fehlen. Wir allen kennen Travis und wissen, dass er ein krasser FMXer war oder Rally Autos gefahren ist. Viele haben aber vergessen, dass er auch extrem gut Motocross fahren konnte.
So gut, dass er zusammen mit Ricky Carmichael und Ryan Hughes das MXoN in Saint-Jean-d’Angély im Jahre 2000 gewann. Travis fuhr natürlich auf der RM125 und hatte bei den Starts keine Chance gegen die 250er oder 500er Bikes. Travis brillierte aber nicht nur mit Talent, sondern mit viel Kampfgeist und viel Überholmanövern.
Eines davon brannte sich in die Motocross-Welt, wie kaum ein anderes. Pastrana flog regelrecht an den langen Hang hinunter und an Stephan Roncada vorbei. (siehe Video) Legendär war Travis Comeback 2018, als er mit Ryan Sipes und Kevin Windham für Puerto Rico in Red Bud an den Start ging – natürlich auf einem Zweitakter.
Teil 2 – Belgien
Okay, ich habe etwas gelogen. James Stewart war nicht immer der schnellste. 2006 in Matterley Basin rollte ein Mann im Stehen am grünen Monster aus den USA vorbei und er kam aus Belgien. Mehr dazu gibt es morgen, im MXoN Dream Teams Teil 2 – Belgien.
Ps: Welches ist dein Dream Team USA? Schreib es in die Kommentare!
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