MXGP of Trentino – Startcrashs und zerstörte Räder

Tom Koch vor zahlreichen Fans beim MXGP of Trentino 2024

Tom Koch vor zahlreichen Fans beim MXGP of Trentino 2024

 Aufmerksame Beobachter werden sicherlich nicht die zahlreichen Stürze, allein beim Start des MXGP of Trentino, aufgefallen sein.

Prominentestes Opfer war der Tabellenführende der MX2, Kay de Wolf. De Wolf geriet nach der kurzen Startgeraden, in der darauffolgenden 180 Grad Kurve, mit einigen Kontrahenten aneinander und kam zu Fall. Der Husqvarna-Fahrer setzte, nachdem er sein Bike ausgegraben hatte, zur Aufholjagd an und fuhr ein atemberaubendes Rennen. 

Der 19-Jährige pflügte nach gehörigem Rückstand durch das Feld und überholte einen nach dem anderen Fahrer. Schlussendlich war seine Aufholjagd bei Position 8 beendet. Die Führung in der MX2-Weltmeisterschaft blieb ungefährdet, da der Vorsprung des Niederländers schon recht groß war. Auch konnten die Verfolger keinen Nutzen aus diesem Missgeschick ziehen, da auch diese strauchelten. 

Doch De Wolf war nur einer der Piloten, die es in bzw. kurz hinter der ersten Kurve erwischte. So ging auch Mairis Pumpurs hart zu Boden und lag regungslos auf der Strecke, bevor das medizinische Personal zur Hilfe eilte.

„Ich konnte nicht mehr aufstehen, da mein unterer Rücken ganz taub war. Und so geriet ich in einen kleinen Panikmodus, bevor ich mithilfe anderer aufstehen konnte“, so der lettische EMX250 Pilot. 

Bei neun der zehn Rennen kam es bereits nach den ersten Metern zu teilweise schweren Stürzen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Strecken wie Teutschenthal auf die angesprochene enge 180 Grad Kurve nach dem Start verzichten. So gibt man dem Feld die Möglichkeit, sich zu sortieren und etwas auseinanderzuziehen. 

Im Fall der Strecke von Pietramurata wurde diese Art der Kurve erst vor drei Jahren eingeführt. Seitdem kommt es hier immer wieder zu teils schweren Stürzen. Tom Koch hingegen sieht das Problem im losen Untergrund und der recht kurzen Startgeraden, die das Feld eng beieinander hält. 

„Ich würde jetzt nicht sagen, dass es unbedingt so gefährlich ist. Ich denke es ist dem geschuldet, dass in der Startkurve an sich der Boden so lose ist, so das dann oftmals einfach das Vorderrad einklappt und alle anderen auffahren.“

Bis zum Jahr 2021 fuhr man noch entgegen dem Uhrzeigersinn und hatte nach den ersten 100 Metern einen leichten Linksbogen, der dem Feld die Möglichkeit gab sich für die folgende 180 Grad Rechtskurve zu sortieren. Sicherlich gab es auch hier Stürze, wenngleich auch nicht so häufig. Meistens endete es eher in ein Umfallen in Richtung der Streckenbegrenzung. 

Maximilian Spies wünscht sich eine etwas weitere Startkurve und spricht uns gegenüber scherzhaft den Glen Helen Raceway mit seinen weitläufigen Kurven an. „Es müsste es breiter und weitläufiger sein, dann wäre es optimal“, so der 20-Jährige.

Wenn man sich die Layouts der anderen MXGP Tracks der Saison 2024 anschaut, fällt auf, dass nur Loket und Pietramurata eine derartige 180 Grad Kurve aufweisen, wobei Loket durch den Anstieg zum Ende der Gerade noch eine Besonderheit aufweist. 

MXGP of Trentino – Kein gutes Pflaster für Hinterräder

Ein weiterer Punkt des MXGP of Trentino, der unsere Beachtung findet, ist der massive Tripple nach der Pitlane. 2022 war es Jeremy Seewer, der mit dem Sprung über den Tripple für Furore sorgte. Bis dahin hatte es kein anderer Pilot der 450er-Klasse versucht, diesen Sprung komplett zu absolvieren. 

Seit der Änderung der Absprungkante im Jahr 2023 versuchen es auch immer mehr Piloten der kleineren Klassen, diesen gewaltigen Sprung zu überqueren. Und genau hier liegt der Hund begraben. Den Bikes fehlt in den einigen Fällen der Schwung, um die knapp 30 Meter zu schaffen, und so setzen die Bikes häufig mit dem Hinterrad auf der letzten Kuppe auf.

Auch wenn es selten zu Stürzen kommt, sorgen die extremen Schläge auf Reifen, Felge, Speichen und Radnabe dazu, dass die Speichen brechen. In den meisten Fällen bedeutet dies das vorzeitige Rennende für Bike und Pilot. Nun liegt es einmal in der Natur eines Piloten, Sprünge komplett zu nehmen und diese nicht abzufahren, also fragten wir nach, wie die Piloten diesen besagten Sprung empfinden.

Tom Koch MXGP – Kosak KTM

„An sich ist es jetzt kein so heftiger oder gefährlicher Sprung. Wenn ich ihn gesprungen bin, bin ich auch immer gut drüber gesprungen und nicht zu kurz. Aber es ist so, mit der 250er ist das Ding schon mächtig schwierig, mit der 450er geht es immer noch.“ 

Mairis Pumpurs EMX250 – Husqvarna

„Ich denke, es wäre sicherer, wenn er kürzer wäre.“

Maximilian Spies MXGP – Kosak KTM

„Du musst halt Eier in der Hose haben. Ich finde jetzt nicht, dass er zu weit ist, eher ist er schwierig einzuschätzen, da man nur den Absprung sieht und nicht die Landung. Das ist für den Fahrer etwas schwieriger. Die Weite ist nicht so das Problem.“

Oriol Oliver MX2 – WZ Racing KTM

Ich mag den Sprung. Er macht Spaß, wenn man nicht zu kurz kommt. Mit der 250er ist es teils schwierig, besonders wenn es schlammig ist. Das macht es zu etwas Besonderem. Es ist gut zu sehen, dass einige Fahrer mehr Mut haben als andere.“

Maximilian Werner EMX250 – Honda

„Wenn man den Single davor gut getroffen hat, war der Triple kein Problem. Es ist kein einfacher Sprung und du musst mit Vollgas ran fahren und oben noch etwas pushen. Also zu gefährlich war er eigentlich nicht, war aber auch nicht einfach. Du musst schon Eier haben, um da drüber zu springen. Du darfst aber nicht zu kurz springen, sonst hast du dir das Rad entspeicht oder bist über den Lenker gegangen. Ein bis zwei Meter kürzer wäre top gewesen, aber so war er schon sehr anspruchsvoll.“ 

Die Ergebnisse des MXGP of Trentino findet ihr unter folgendem Link: https://mxnews-online.com/ergebnisse-mxgp-of-trentino-2024/