MXGP of Finland: Tiefpunkt der laufenden Saison

Große Lücken klafften zwischen den Fahrern der MX2 beim Start des MXGP of Finland auf. / Foto: Ray Archer
Beim MXGP of Finland wurde sichtbar, was sich seit Jahren abzeichnet: Die FIM Motocross-Weltmeisterschaft kämpft mit rückläufigen Starterzahlen – und erreichte in Hyvinkää ihren bisherigen Tiefpunkt. In der MX2-Klasse standen gerade einmal 17 Fahrer hinter dem Startgatter, in der Königsklasse MXGP nur 21. Zieht man die finnischen Wildcard-Piloten ab, bleiben in beiden Klassen gerade einmal 16, bzw. 18 Stammpiloten übrig – Zahlen, die für eine Weltmeisterschaft schlicht alarmierend sind.
Ein Trend, der Sorgen macht
Seit Jahren schrumpfen die Teilnehmerfelder. Wo früher 40 Fahrer pro Klasse starteten, werden die Startlisten immer kürzer. Das Ergebnis: weniger Action auf der Strecke, weniger Überraschungen, weniger nationale Vielfalt. Fans, Veranstalter und Medien tun sich zunehmend schwer, Begeisterung zu erzeugen, wenn große Lücken auf der Strecke klaffen und die Zahl der ernsthaften Konkurrenten überschaubar bleibt.
Ursachen: hohe Kosten, hohes Risiko
Die Gründe sind komplex – und teils hausgemacht. Die Kosten für ein konkurrenzfähiges WM-Programm sind enorm gestiegen: Material, Logistik, Personal, Reisekosten. Vor allem für Privatfahrer und kleine Teams ist der Einstieg in die WM kaum noch finanzierbar. Viele Nachwuchstalente weichen deshalb auf nationale Serien aus, etwa die ADAC MX Masters oder die französische Elite-Meisterschaft, die mit überschaubaren Kosten, kürzeren Reisen und besserem Zugang zu Sponsoren und natürlich Preisgeldern locken.
Auch der immer internationalere Kalender wird zum Problem: Überseerennen belasten Budget und Personal, was große Werksteams noch stemmen können – kleinere Strukturen dagegen oft überfordert. Gleichzeitig gilt die Kritik zunehmend auch Promoter Infront: Statt sich stärker um die Fans vor Ort zu kümmern, liegt der Fokus oft auf der TV-Übertragung und der globalen Medienvermarktung. Attraktive Ticketpreise, Fan-Events oder bessere Infrastruktur an der Strecke? Für viele Besucher Fehlanzeige. Damit droht die Serie, ihre Basis zu verlieren – jene Zuschauer, die den Sport nicht nur vor dem Bildschirm, sondern auch hautnah erleben wollen.
Finnland als Mahnmal
Der Tiefpunkt in Finnland ist kein Einzelfall, sondern symptomatisch. Auch bei anderen europäischen Grands Prix lagen die Starterzahlen zuletzt deutlich unter den früher gewohnten Größenordnungen. Wildcard-Starter aus dem Gastgeberland kaschieren oft nur notdürftig die Lücken. Unterm Strich bleibt: Die WM verliert an Substanz – sportlich wie atmosphärisch.
Es stellt sich bei den Fans die Frage: Ist MXGP mit halbvollen Startfeldern und halbherzigen Strecken wirklich noch eine Weltmeisterschaft?
Was muss passieren?
Die MXGP-Organisatoren stehen vor einer zentralen Aufgabe: Die Serie muss wieder attraktiver und zugänglicher werden. Denkbar die Wiedereinführung der vor Jahren abgeschafften Preisgelder, gezielte Förderprogramme für kleine Teams, eine Anpassung des Kalenders mit weniger Überseerennen oder Kostenbremsen bei Logistik. Ebenso wichtig: der Fokus auf die Nachwuchsförderung, um die Lücke zwischen nationalen Serien und der WM zu schließen. Und nicht zuletzt: mehr Augenmerk auf das Fanerlebnis an der Strecke. Wer langfristig fesseln will, darf nicht nur an die TV-Quote denken.
Kein Alarmismus, aber klare Alarmsignale
17 Fahrer in der MX2- und 21 in der MXGP-Klasse bei einem WM-Lauf sind nicht nur eine Momentaufnahme, sondern der diesjährige Tiefpunkt eines seit Jahren erkennbaren Trends. Wenn FIM und Infront Moto Racing nicht bald gegensteuern, droht der Motocross-WM ein massiver Image- und Attraktivitätsverlust. Und das wäre für einen Sport, der von Leidenschaft, Vielfalt und Gänsehautmomenten vor Ort lebt, ein fatales Signal.