MX2 Qualifying Race: Abbruch oder Weiterfahren
Das gestrige MXGP RAM Qualifying Race der MX2-Klasse war ein echter Aufreger, der Fahrer und Zuschauer gleichermaßen ins Grübeln brachte. Bereits kurz nach dem Start stellte sich die entscheidende Frage: Abbruch oder Weiterfahren?
Was zur Hölle war da los?
Der MXGP of Switzerland, der bei herrlichem Sonnenschein begann, ist schon durch seine ungewöhnliche Streckengestaltung und das von der Strecke getrennte Fahrerlager eine Besonderheit im Kalender. Doch was sich im Qualifying Race der MX2-Klasse abspielte, hatte selbst hartgesottene Fans noch nicht gesehen. Nachdem das 5-Sekunden-Schild von den Monster Girls elegant von der Strecke getragent wurde, ging das Chaos los – fast die Hälfte des Fahrerfeldes fand sich plötzlich im Startgatter wieder, statt auf der frisch präparierten Strecke Gas zu geben.
Die Verwirrung war perfekt. Fahrer und Zuschauer standen gleichermaßen unter Schock und wussten nicht, wie es weitergehen sollte. Während die einen noch versuchten, sich aus dem Startgatter zu befreien, hatte die Spitze schon den Zielsprung erreicht. Die Rennleitung entschied: Kein Neustart, das Rennen geht weiter. Sehr zur Verärgerung der Pechvögel, die im Gatter feststeckten und nun eine Aufholjagd starten mussten.
Fehlstart oder technische Panne?
Was genau passiert war, blieb rätselhaft. War es eine Fehlfunktion des Startgatters oder hatten tatsächlich mehr als zehn Fahrer gleichzeitig einen folgenschweren Fehler gemacht? Normalerweise ist das Prozedere klar: Sobald sich das Gatter auch nur ansatzweise bewegt, lassen die Fahrer die Kupplung schnappen und geben Vollgas. Dass so viele Fahrer gleichzeitig das Gatter erwischten, ist mehr als ungewöhnlich und wirft die Frage auf, ob hier nicht doch die Technik versagt hat.
Falls es tatsächlich nur ein einzelner Fehlstart war, hätte das Gatter nicht bei den anderen Fahrern versagen dürfen. Ein oder zwei Fahrer, die das Gatter küssen, das kennt man – aber gleich ein ganzer Schwung von über zehn? Das hat Seltenheitswert. Dennoch entschied die Rennleitung, das Rennen nicht abzubrechen, was für einige Piloten schwer nachvollziehbar war.
Jack Chambers: „Das war die ignoranteste Entscheidung, die ich je gesehen habe!“
Jack Chambers, derzeit auf Platz 15 der MX2-Weltmeisterschaft, machte seinem Ärger Luft und nahm dabei kein Blatt vor den Mund. „Das war wahrscheinlich die ignoranteste Entscheidung in der MXGP, die ich je gesehen habe. Sie wussten, dass es eine Störung am Gatter gab und mehr als die Hälfte der Fahrer hineingefahren ist“, polterte der Amerikaner, der für das Team von Steve Dixon unterwegs ist.
Für Chambers war die Sache klar: „Zu 100 % hätte es einen Neustart mit roter Flagge geben müssen. Ich glaube, die FIM dachte, es sei ein Fahrfehler von über 20 Leuten. Aber was soll man machen. Von da an hieß es nur noch: nach vorne fahren!“
Mehrfach war zu hören, dass das Gatter auf der „richtigen“ Seite stehengeblieben sei. Geht man nach Camden McLellan, waren alle „Spieler“ nicht von dem Missgeschick betroffen. „Meiner Meinung nach war das totaler Mist, es hätte zu 100 % einen Neustart geben müssen. Aber ich glaube, alle ‚Spieler‘ waren vorne, also ließen sie das Rennen weiterlaufen…“, so der Triumph-Factory-Pilot, der sich ebenfalls im Gatter wiederfand.
Seitens Infront respektive der FIM haben wir auf Nachfrage bisher keine Antwort erhalten. Sofern diese durch Verantwortliche nachgereicht wird, werden wir erneut berichten.
Fazit: Ein Rennen mit Gesprächsstoff
Dieses Qualifying Race wird wohl noch lange für Gesprächsstoff sorgen. Die kuriosen Szenen zu Beginn haben einmal mehr gezeigt, dass im Motorsport immer mit dem Unerwarteten zu rechnen ist. Während einige Fahrer auf der Strecke kämpften, kämpfte die Rennleitung mit ihrer Entscheidung – und machte sich damit nicht gerade beliebt. Doch eines ist sicher: Langweilig wurde es gestern in der MX2-Klasse definitiv nicht.
Die Ergebnisse des MXGP of Switzerland in Frauenfeld gibt es wie immer in unserer gewohnten Übersicht.