Motocross ist tot – es lebe Motocross
Die Faszination des Motocross ist nach wie vor ungebrochen.
„Motocross ist tot.“ Diesen Satz hört man oft – von Veteranen, die die goldenen Zeiten der Zweitakter erlebt haben, als man den Dreck noch mit Stolz im Gesicht trug. Doch wer sich heute umsieht, merkt schnell: Der Sport ist nicht verschwunden. Er hat sich verändert. Und vielleicht war das genau das, was er brauchte.
Neue Marken, neues Feuer
Lange war Motocross fest in der Hand von KTM, Honda, Yamaha und Co. Doch plötzlich tauchen Namen auf, mit denen kaum jemand gerechnet hätte: Ducati aus Italien, Triumph aus Großbritannien, Kove aus China oder Vertemati, ebenfalls aus Italien. Sie alle steigen in den Offroad-Markt ein – und das nicht aus Nostalgie, sondern weil dort wieder Bewegung ist.
Der europäische Markt für Dirtbikes – also alles, was ab Werk für den Dreck gebaut wird – hatte 2024 ein Volumen von rund 2,87 Milliarden US-Dollar (Quelle: Cognitive Market Research) erreicht. Prognosen sagen, dass er bis 2031 mit einer jährlichen Wachstumsrate von über 6 % weiter zulegen wird. In Deutschland liegt der Marktwert bei etwa 569 Millionen US-Dollar, im Vereinigten Königreich bei knapp 483 Millionen US-Dollar. Selbst Frankreich, traditionell eher Straßenland, verzeichnet über 260 Millionen US-Dollar Umsatz allein mit Dirtbikes.
Kurz gesagt: Wenn Motocross wirklich tot wäre – warum würden dann immer mehr Hersteller aufspringen?
Die Jugend übernimmt die Strecke
Ein klarer Trend: Die Szene wird jünger. Fast alle großen Marken bringen mittlerweile Modelle für Kinder und Jugendliche auf den Markt. Laut Branchenanalysen sind die Verkäufe in diesem Segment in den letzten Jahren deutlich gestiegen – in manchen Ländern sogar um rund 30 %.
Motocross ist damit längst mehr als ein Nischensport. Es wird zu einer Art „Action-Sport mit Lernkurve“. Jugendliche entdecken hier, was es bedeutet, Technik zu verstehen, Körper und Maschine zu beherrschen – und ja, ab und zu auch mal auf die Nase zu fallen. Was früher die Skaterampe war, ist heute die Cross-Strecke.
Europa dreht wieder am Gasgriff
Oft hört man, dass in den USA Dirtbikes den Markt dominieren – dort machen sie etwa ein Viertel aller Motorräder aus. Aber auch Europa holt auf. Nachwuchsprogramme und eine wachsende Szene von Freizeitfahrern zeigen, dass Offroadfahren wieder im Trend liegt.
Der Grund ist simpel: Motocross ist direkter, ehrlicher, körperlicher als vieles, was moderne Freizeitangebote hergeben. Es ist Schweiß statt Display, Staub statt Social Media.
Zwischen Akku und Adrenalin
Natürlich gibt es auch Gegenwind. Strengere Umweltauflagen, weniger Trainingsgelände, steigende Kosten – das alles sind Themen, die die Szene beschäftigen. Aber anstatt zu klagen, passen sich viele an. Elektro-Motocrosser wie die Stark Varg, Honda CR-Electric oder Electric Motion Yamaha zeigen, dass Leistung und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sein müssen. Das leise Surren ersetzt das Knattern – aber das Kribbeln im Bauch bleibt.
Totgesagte leben länger
Motocross ist nicht tot – es ist im Wandel. Die Branche wächst, die Zielgruppe wird jünger, und neue Marken bringen frischen Wind. Europa entwickelt sich zu einem der spannendsten Offroad-Märkte weltweit – mit steigenden Umsätzen und einer Community, die lebendiger ist, als mancher denkt.
Wer also behauptet, Motocross sei Geschichte, sollte mal wieder an die Strecke fahren – da lebt Motocross.
Motocross ist tot. Es lebe Motocross.
