Maximilian Werner über seine Verletzung, Reha und Ziele

Maximilian Werner beim Schlammrennen in Cozar. / Foto: Ralph Marzahn
Die Verpflichtung von Maximilian Werner im Gabriel SS24 KTM Junior Factory Team, geführt von Shaun Simpson, hätte der Beginn einer vielversprechenden Saison werden sollen. Doch anstatt mit Rennerfolgen zu glänzen, muss der 19-jährige Deutsche nach einem folgenschweren Sturz pausieren.
Eine ausgekugelte Schulter, ein abgerissenes Band und eine kleine Fraktur machten eine Operation unumgänglich. Die Saison 2025 ist damit fürs Erste auf Eis gelegt.
Im Interview gibt sich Werner trotzdem kämpferisch. Offen spricht er über die schwierige Zeit nach dem Crash, die Schmerzen – aber auch über mentale Stärke, familiären Rückhalt und ein starkes Team an seiner Seite. Und: Er verrät, weshalb er trotz des Rückschlags optimistisch nach vorne blickt und bereits konkrete Pläne für sein Comeback schmiedet.
Maximilian, kannst du uns erzählen, was genau bei der ersten Runde der britischen Meisterschaft passiert ist?
Der Tag begann für mich eigentlich sehr gut. Ich hatte ein gutes Gefühl auf dem Bike, und es war das erste Wochenende, an dem sich meine Schulter wieder richtig gut angefühlt hat. Im Zeittraining war ich fast die ganze Session auf Platz eins und wurde am Ende Zweiter – also ein starker Start.
Im ersten Lauf hatte ich leider einen schlechten Start, weil ich am Gatter ein wenig gezuckt habe. Ich musste mich durchs Feld kämpfen. Dann passierte es: Ein Fahrer hat einen Sprung ausgelassen und ist dabei von ganz rechts nach ganz links über die Strecke gezogen – genau in meine Spur, während ich schon in der Luft war. Ich bin ihm praktisch auf den Kopf gesprungen. Das Ganze war absolut unglücklich, und ich konnte es nicht mehr verhindern. Dabei habe ich mir die Schulter ausgekugelt und wurde direkt ins Krankenhaus gebracht.
Wie schwer war die Verletzung, und welche Diagnose hast du direkt nach dem Sturz erhalten? Und wie schnell nach dem Crash war klar, dass eine Operation notwendig sein würde?
Im Krankenhaus in England konnten sie die Schulter gleich wieder einrenken. Die erste Diagnose klang recht harmlos – einfach ausgekugelt, keine weiteren Schäden. Aber zurück in Deutschland haben wir direkt einen Spezialisten aufgesucht, und da hat das MRT gezeigt, dass mehr kaputt war: Das vordere Band war komplett abgerissen und es gab eine kleine Fraktur im Knochen.
Das war natürlich ein Schock. Wir haben dann noch eine zweite Meinung eingeholt, und recht schnell war klar: Eine OP ist notwendig.
Was genau wurde bei der OP gemacht, und wie ist der Eingriff verlaufen?
In der Operation wurde das abgerissene Band wieder fixiert. Die kleine Fraktur im Knochen sollte – wenn alles gut läuft – von selbst verheilen, deswegen haben sich die Ärzte auf das Band konzentriert. Die OP ist sehr gut verlaufen. Ich habe natürlich noch Schmerzen, aber das ist ganz normal in dieser Phase.
Wie fühlst du dich aktuell körperlich und mental – was war für dich die größte Herausforderung in der Reha bisher?
Körperlich fühle ich mich soweit gut, auch wenn es Tage gibt, an denen die Schulter noch wehtut. Mental versuche ich, positiv zu bleiben. Klar, so eine Verletzung mitten in der Saison ist bitter – vor allem, wenn man mit einem starken Team unterwegs ist. Aber ich schaue nach vorn und konzentriere mich komplett auf meine Rückkehr.
Wie gehst du mit Rückschlägen um, besonders wenn man mitten in der Saison solche Verletzungen erleidet?
Das gehört leider zu unserem Sport. In Lirob hatte ich mir dieselbe Schulter schon einmal verletzt, daher war ich seitdem sowieso nicht bei 100 Prozent. Das hat man auch an meinen Ergebnissen gesehen. Aber ich versuche, mich davon nicht unterkriegen zu lassen. Man muss nach vorne schauen.
Wie sieht dein aktueller Trainings- und Reha-Plan aus? Gibt es ein konkretes Ziel für deine Rückkehr?
Nach der OP habe ich mir erstmal eine Woche Ruhe gegönnt. Jetzt beginne ich mit leichter Reha – alles, was die Schulter zulässt. Wir haben hier ein sehr gutes Reha-Zentrum, und die Familie Saré hilft mir auch, wo sie kann. Ein genaues Rückkehrdatum gibt es noch nicht, aber das Ziel ist klar: Ich will erst dann wieder fahren, wenn ich zu 100 Prozent fit bin.
Was hat dir in dieser schwierigen Phase am meisten geholfen – sei es mentaler Support, Familie oder Team?
Ganz klar: meine Familie und die Familie Saré. Sie waren direkt nach dem Sturz für mich da und haben sich um alles gekümmert – vom Krankenhaus bis zur OP. Auch mein Team und KTM haben sich regelmäßig bei mir gemeldet. Es ist einfach ein gutes Gefühl zu wissen, dass man nicht allein ist.
Wie hast du die Verpflichtung von Oriol Oliver als Fill-In-Rider aufgenommen? Hatte das Team mit dir diesen Schritt besprochen?
Ja, das Team hat mich vorher informiert. Ich habe sowohl vom Teammanager als auch von KTM persönlich Bescheid bekommen. Für mich ist das völlig in Ordnung – das ist ein Business, und es muss weitergehen, auch für die Sponsoren. Ich finde es gut, dass offen kommuniziert wurde. Sobald ich wieder fit bin, bin ich zurück – das ist für mich das Wichtigste. Und Oriol wünsche ich natürlich viel Erfolg bei seinen Einsätzen.
Wie beurteilst du deine bisherige Saisonleistung bis zur Verletzung – hattest du das Gefühl, auf einem guten Weg zu sein?
Die Wintervorbereitung lief richtig gut. Das erste Rennen in Hawkstone war okay, auch wenn die Ergebnisse noch nicht top waren. Aber der Speed und meine Fitness haben sich auf jeden Fall gesteigert. Nach dem Zwischenfall in Lirob war ich nicht mehr bei 100 Prozent, das hat man gemerkt. Aber nach Frankreich hatte ich ein gutes Gefühl – bis eben der Rückschlag in Hawkstone kam.
Was sind deine sportlichen Ziele für den Rest des Jahres?
In erster Linie will ich wieder komplett fit werden – ohne Schmerzen, mit vollem Einsatz. Ich will zurück zu 100 Prozent, so wie ich weiß, dass ich fahren kann. Und wenn das klappt, bin ich überzeugt: Dann ist wieder alles möglich, auch ganz vorne mitzufahren.