Matsch machte das Supercross Foxborough zum Krimi

Chance Hymas im Nebel seiner rauchenden Honda. / Foto: Align Media
Foxborough lieferte, was das Wetter versprach – Regen, Kälte, Wind und eine Menge Schlamm. Was für die meisten Fahrer zur Überlebensprüfung wurde, war für Aaron Plessinger offenbar ein spaßiger Ritt durchs Schlammbad. Der Red Bull KTM Factory Pilot ließ in der verkürzten 12-Minuten-Plus-eine-Runde-Hauptveranstaltung der 450SX-Klasse nichts anbrennen und holte sich souverän seinen zweiten Karrieresieg.
„Ich hab einfach die Rillen ignoriert, bin auf den Fußrasten stehen geblieben und hab’s laufen lassen“, sagte Plessinger im Ziel. Emotional und ehrlich wie eh und je bedankte er sich beim Team und bei den Fans: „Wer stellt sich denn bitte freiwillig acht Stunden in den Regen? Unsere Fans sind einfach die Härtesten – die haben heute die wahre Top-Leistung gezeigt!“
McElrath auf dem Vormarsch: Podium-Premiere bei den Großen
Für Shane McElrath war es ein Abend der ersten Male: Nach dem ersten Heat-Sieg seiner Karriere, sicherte sich der Quadlock Honda Racing-Pilot auch sein erstes 450SX-Podium. Und das mit einem beherzten Start und einer großen Portion Gottvertrauen: „Ich hab gebetet: ‚Gib mir Traktion!‘ – und dann einfach durchgezogen.“
Webb kämpft sich auf den letzten Drücker aufs Treppchen
Was Cooper Webb da wieder veranstaltete, war fast schon Magie auf zwei Rädern. Nach zwei Stürzen im Rennen fand er spät den Flow und katapultierte sich in der letzten Runde noch vom sechsten auf den dritten Platz. „Ich hab einfach das Hirn ausgeschaltet und bin gefahren. Plötzlich lief’s. Manchmal muss man halt einfach alle Sprünge springen“, grinste der Yamaha-Star.
Roczen beißt sich durch – trotz schmerzhaftem Handicap
Ken Roczen bewies einmal mehr Zähigkeit: Mit lädiertem Knöchel (den er laut eigener Aussage selbst „fast übersehen“ hätte) und angeschlagener Schulter kämpfte er sich tapfer durch die brutalen Bedingungen. Der Lohn: ein starker vierter Platz. „Ich bin froh, dass ich gestartet bin. Das war brutal – aber ich bin stolz auf den Abend.“
Hymas gewinnt 250SX – und schreibt Geschichte
In der 250SX-Klasse zeigte Chance Hymas Nerven aus Stahl und gewann sein erstes Main Event – und das trotz Außenstartplatz und matschiger Bedingungen. Damit ist er der sechste unterschiedliche Sieger im sechsten Eastern-Divisions-Rennen – und trug zur historischen Bilanz von 18 unterschiedlichen Siegern in einer Saison bei.
„Du musst erst mal ins Ziel kommen, bevor du Erster wirst“, grinste der Team Honda HRC Progressive-Fahrer – und hatte mit dieser simplen Rennphilosophie voll ins Schwarze getroffen.
Podiums-Premieren für Park und Linville
Hinter Hymas lieferten auch Cullin Park und Gage Linville kleine Sensationen: Beide holten zum ersten Mal in ihrer Karriere ein Podium. Für Park war’s ein Abend, an dem sein Trainer Recht behielt: „Hol den Start, fahr solide – dann klappt’s mit dem Treppchen.“ Und siehe da, es klappte.
Linville hingegen war nach seinem Husarenritt von außerhalb der Top 15 auf Platz 3 einfach nur überwältigt: „Ich bin sprachlos. Als Kind träumst du von genau diesem Moment.“
Rodbell auf geliehenem Bike fast auf dem Podium
Und dann wäre da noch Justin Rodbell, der mit einem geliehenen Bike, minimaler Vorbereitung und maximalem Spaß den vierten Platz einfuhr: „Ich hab die Karre am Montag ausprobiert, Dienstag und Donnerstag gearbeitet – und heute bin ich Vierter geworden. Irgendwie verrückt.“
Fazit: Foxborough war dreckig, dramatisch und denkwürdig
Regen hin oder her – das Rennen in Gillette Stadium wird als absolutes Highlight der Saison 2025 in die Geschichte eingehen. Neue Sieger, emotionale Comebacks und der Beweis, dass im Motocross manchmal nicht der Schnellste, sondern der Zäheste gewinnt. Oder wie Plessinger es ausdrückte: „Manchmal musst du einfach auf den Rasten stehen bleiben und Vollgas geben.“