Manuel „Mani“ Lettenbichler über seinen fünften WM-Titel, Motivation und Zukunftspläne
Manuel "Mani" Lettenbichler in seiner nun bereits seit Jahren gewohnten Siegerpose. / Foto: Red Bull Content Pool
Er ist das Maß aller Dinge im Hard Enduro: Manuel „Mani“ Lettenbichler hat sich mit seinem fünften WM-Titel – und dem vierten in Folge – endgültig in die Geschichtsbücher des Sports eingetragen. Kaum ein Fahrer verkörpert Konstanz, Technik und Willenskraft so sehr wie der sympathische Bayer.
Im Gespräch mit MXNEWS-ONLINE spricht Mani über den besonderen Moment beim GetzenRodeo, seine veränderte Motivation, die Zukunft des Sports – und warum der baldige Familienzuwachs für ihn kein Bremsklotz, sondern ein zusätzlicher Antrieb ist. Außerdem erzählt er, wie es zu seiner eigenen YouTube-Serie kam und weshalb er damit ganz bewusst neue Wege geht.
Ein ehrliches, bodenständiges und humorvolles Gespräch mit einem Champion, der trotz aller Titel nie den Spaß am Fahren verloren hat.
Mani, fünf WM-Titel insgesamt, vier davon in Serie – so eine Bilanz hat es im Hard Enduro noch nie gegeben. Wann hast du selbst gespürt, dass du nicht einfach nur gewinnst, sondern gerade ein Stück Sportgeschichte schreibst?
(lacht) Wahrscheinlich jetzt gerade. Ob ich wirklich Sportgeschichte schreibe, weiß ich nicht. Aber ja, es ist schon etwas ganz Besonderes, wieder einen Weltmeistertitel zu holen. Ich hab ehrlich gesagt gar nicht damit gerechnet. Eigentlich hab ich beim Getzen-Rodeo gar nicht an die WM gedacht – umso schöner war’s, den Titel dann ausgerechnet daheim vor Freunden, Familie und Fans klarzumachen. Das war richtig cool.
Es ist schon krass so lange so weit oben zu sein. Ich bin dieses Jahr bei zwei Rennen Zweiter geworden, aber ansonsten habe ich alles gewonnen. Romaniacs 6x gewonnen, Erzberg zum vierten Mal in Folge gewonnen, wenn man es so sagt ist Sportgeschichte ziemlich cool zu hören.
Der WM-Titel beim GetzenRodeo – das klang fast wie ein Drehbuch. War das für dich eher ein sportlicher Höhepunkt oder ein emotionaler Moment?
Ich glaube, 2023 war beim Getzen-Rodeo definitiv etwas ganz Besonderes. Das kann man fast nicht mehr übertreffen, denn es war das letzte Rennen der Saison. Ich war bereits Weltmeister und hatte jedes Rennen gewonnen. Es ging wirklich darum, Geschichte zu schreiben – um eine perfekte Saison. Der Druck war enorm hoch, und der Moment, als ich das Rennen gewonnen habe, war unglaublich emotional. Sechs von sechs Rennen in einem Jahr zu gewinnen, und das vor all meinen Freunden und meiner Familie – das war einfach unbeschreiblich.
Dieses Jahr war’s eher so: Ich möchte zum GetzenRodeo fahren und geil abschneiden. An die WM habe ich dabei gar nicht gedacht – das war eher nebensächlich. Ich wollte einfach gut fahren und ein starkes Rennen abliefern. Im Ziel, als ich gewonnen hatte, haben alle gesagt: „Ja, warten wir mal ab.“ Und ich so: „Worauf überhaupt?“ Dann hieß es: „Ja, ja – das weißt schon!“ Als Billy dann als Dritter ins Ziel kam, war klar, dass wir punktgleich sind – aber ich hatte mehr Siege. Damit stand fest: Wir sind Weltmeister 2025.
Im ersten Moment dachte ich nur: What the fuck? Ich musste das erst einmal realisieren, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Umso schöner war es dann, dass es ausgerechnet in Deutschland passiert ist.
Du hast dich in den letzten Jahren nicht nur sportlich, sondern auch mental stark weiterentwickelt. Wo hast du dich selbst am meisten verändert – im Kopf, im Training oder auf dem Bike?
Ich bin definitiv ein bisschen älter und vielleicht auch weiser geworden. (lacht) Ich glaube man macht weniger verrückte Sachen. Aber es kommt immer auf die Crew an. Mit den richtigen Leuten kann man immer noch durchdrehen. Ich glaube einfach, dass die Erfahrung im Hard-Enduro-Sport ein extrem wichtiger Faktor ist. Über die Jahre habe ich so viele Eindrücke und Erlebnisse gesammelt, so viel gelernt bei den verschiedenen Rennen – das hilft natürlich immer mehr.
Man weiß ganz genau, was man am Erzberg machen muss, und genauso, was bei den Romaniacs wichtig ist. Diese Erfahrung kann mir keiner mehr nehmen – sagen wir’s so.
Vier Titel in Serie, fünf insgesamt – viele würden sich da zurücklehnen. Was treibt dich weiter an?
Gute Frage. Ich weiß es manchmal selbst nicht ganz. Ich habe ein bisschen damit gestruggelt, zu Beginn der Saison die Motivation zu finden, weil es keine Weltmeisterschaft gegeben hat. Es war einfach sehr viel durcheinander bei uns im Sport. Ich habe mich ein bisschen gefühlt, als wäre ich Politiker – immer versucht, alles so gut wie möglich in alle Richtungen zu lenken und den Sport sowie die WM am Leben zu halten.
Mit dem Rennfahren ist dann aber die Motivation wiedergekommen. Trotzdem hat sich etwas verändert. Es ist nicht mehr dieses Gefühl: „Ich will unbedingt noch einen WM-Titel, ich muss dieses Rennen gewinnen.“ So war ich nie. Ich bin immer zu den Rennen gefahren, weil ich einfach Lust darauf hatte und die Erfahrung geliebt habe. Und genau das versuche ich mir auch jetzt zu bewahren – selbst, wenn die Motivation manchmal nicht ganz so groß ist.

Wenn du nach vorne schaust – siehst du dich in ein paar Jahren noch im WM-Titelkampf oder wächst langsam die Neugier auf neue Projekte?
Kommt ganz darauf an. Ich werde so lange fahren, wie es mir Spaß macht. Ich weiß noch gar nicht, in welche Richtung das Ganze geht. Aber ich glaube nicht, dass ich mich bis Mitte 30 noch auf einem Hard-Enduro-Bike sehen werde – aber vielleicht ja doch.
Ich nehme das Jahr für Jahr, schaue, wie lange es mir wirklich Freude macht. Im Moment entwickelt sich die Saison wieder gut, alles wird ein bisschen professioneller. Mit der World Riders Association haben wir inzwischen eine richtig coole Truppe, mit der wir versuchen, den Sport weiter voranzubringen. Das ist natürlich auch schön zu sehen.
Von meiner Seite aus – ich weiß nicht genau, wohin die Reise geht. Aber eines ist sicher: Ich mache das so lange, wie es mir Spaß macht.
Wie kam es eigentlich zur Gründung der Riders Association – und was wollt ihr damit erreichen?
Das Ganze kam am Anfang der Saison auf. Ich hab mit Alfredo (Gomez) viel darüber gesprochen. Wir können jetzt professioneller auftreten und auch gegenüber den Veranstaltern strukturierter und klarer agieren. Es ist richtig cool zu sehen, dass die Fahrer zusammenhalten und gemeinsam an einem Strang ziehen. Dieses Jahr war in der Serie ziemlich chaotisch – einfach, weil es ein echtes Übergangsjahr war. Jeder hat versucht, das Beste daraus zu machen. Der neue Promoter hat die Weltmeisterschaft gerade einmal zwei Wochen vor dem Start übernommen, da wusste selbst er noch nicht genau, wie alles laufen wird.
Wir haben viel diskutiert – über das Punktesystem, über mögliche Verbesserungen und darüber, wie wir den Sport insgesamt besser aufstellen können. Mit der World Riders Association haben wir jetzt ein starkes Werkzeug in der Hand. Wir arbeiten gemeinsam mit Promotern und Veranstaltern daran, sinnvolle Lösungen zu finden, mehr Nachwuchs in die Serie zu bringen und den Sport langfristig zu stärken.
Ich glaube, genau das ist das Wichtigste: zusammenhalten und gemeinsam in die gleiche Richtung gehen.
Das WM-Finale in Südafrika steht noch an, du bist aber schon Champion. Fährst du da entspannt hin oder willst du die Saison perfekt abschließen?
Ich freue mich sehr, wieder zurückzukehren – allein schon wegen der Landschaft. Es ist dort wirklich ein Abenteuer, einfach einzigartig. Das Rennen gehört zu den ältesten Hard-Enduro-Events der Welt, und ich bin gespannt, was wir diesmal erreichen können. Es ist richtig cool, dass wir ohne Druck an den Start gehen und einfach noch einmal ein geiles Rennen genießen können.
Ich hatte vorher ein bisschen an mir selbst gezweifelt – an meinem eigenen Talent und an meinem Training. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich gut genug für den Titel bin. Jetzt ist das natürlich alles bestätigt, und ich kann das Ganze viel mehr genießen.
Man spürt von Jahr zu Jahr ein bisschen mehr Druck. Ich bin mittlerweile fast bei jedem Rennen der Gejagte – und das ist nicht immer einfach. Natürlich ist es schön, in dieser Position zu sein, aber leicht macht es das auf keinen Fall.
Privat steht bei dir viel an: Du bist verheiratet, Nachwuchs ist unterwegs. Wird das dein Leben als Rennfahrer verändern?
(lacht) Wir freuen uns mega – unsere Kleine kommt Ende Januar, und wir können es kaum erwarten. Ich glaube, das gibt mir sogar noch ein bisschen zusätzliche Motivation. Da ist jetzt dieses kleine Mädchen, das hoffentlich irgendwann den Sport genauso feiert wie ich. Es ist schon ein cooles Gefühl, als Papa an den Start zu gehen und sich vorzustellen, dass sie in zwei oder drei Jahren vielleicht schon versteht, was da passiert – und ihren Papa auf dem Podium sieht.
Ich bin gespannt, wie sich alles einspielt. Wir werden das ganz entspannt und freestyle angehen – schauen einfach, wie viel sie unterwegs sein möchte oder ob sie eher ein Zuhause-Kind wird. Wir lassen das auf uns zukommen. Ich denke, jede Familie kennt das – manche Dinge kann man einfach nicht planen.
Du hast in diesem Jahr mit einem eigenen YouTube-Kanal gestartet – sehr hochwertig produziert, ganz im „Mani-Style“. Wie kam’s dazu?
Das habe ich schon länger geplant. Ich hatte einfach Bock, eine richtig geile Serie zu starten – mit echter High-Quality-Produktion, wo sich auch die Sponsoren wiederfinden und sagen: „Mega geil, was du da auf die Beine gestellt hast.“
Da geht’s nicht um Quantität, sondern ganz klar um Qualität.Das war jetzt einfach mal ein Versuch – und der kam richtig gut an. Die ersten beiden Episoden haben schon rund 50.000 Views, und die zweite läuft weiter nach oben. Der Kanal wächst stetig.
Es ist nicht so, dass das mein Hauptbusiness werden soll, aber es ist eine coole Plattform, um sich zu präsentieren und den Fans etwas Besonderes zu bieten. Schauen wir mal, was in Zukunft noch kommt – ob die Serie weiter auf YouTube läuft oder vielleicht irgendwann mal etwas Größeres daraus wird, wie eine Netflix-Dokumentation. Einfach etwas, das den Sport zeigt, meine Marke Manuel Lettenbichler – und den Athleten dahinter.
Also vom Rennfahrer zum Medienproduzenten ode Medienmogul?
(lacht) Mehr oder weniger – vielleicht nicht gleich als Produzent, aber wir sind einfach ein megacooles Team. Mit Harvey von Blobfish Media zusammenzuarbeiten ist richtig geil – der macht einfach cooles Zeug. Wir sind mittlerweile richtig gute Freunde geworden, und es ist einfach cool zu sehen, wenn alle total stoked über das Ergebnis sind, das wir am Ende raushauen.
Wie du schon gesagt hast: Es ist etwas anderes als ein klassischer Vlog. Das war auch nie mein Ziel. Ich wollte einfach nur richtig geile Videos für die Fans machen – nichts Übertriebenes, sondern etwas Echtes, das Spaß.
Danke dir, Mani – und Glückwunsch zum fünften WM-Titel!
Danke euch! Und danke an alle Fans da draußen – ihr macht den Sport erst richtig besonders!
