Macht Motocross dement? Wie gefährlich sind Gehirnerschütterungen

Wie gefährlich sind Gehirnerschütterungen

Wie gefährlich sind Gehirnerschütterungen / Foto: Alpinestars

Immer wieder kommt es m Supercross, bzw. Motocross zu Stürzen. Manchmal gehen diese glimpflich aus, doch manchmal erwischt es die Piloten und Pilotinnen schwerer. Einige der häufigsten Verletzungen sind Knochenbrüche, Verstauchungen, Zerrungen, Verbrennungen, aber auch Gehirnerschütterungen. Bis heute sind die Auswirkungen von Gehirnerschütterungen in unserem Sport noch nicht ausreichend erforscht und so stellt sich die Frage, wie gefährlich sind diese?

Bei Stürzen oder Kollisionen kann es zu schwerwiegenden Kopfverletzungen kommen, die zu Hirnschäden und unter Umständen schwerwiegende Symptome hervorrufen können. Lange war sie als Boxer-Syndrom bekannt, doch auch im Supercross und auch im Motocross gibt es diese Krankheit: die chronisch-traumatische Enzephalopathie, kurz CTE.

CTE bei ehemaligen Supercross, Motocross und BMX Sportlern

Es gibt zwar keine spezifischen Studien, die eine direkte Verbindung zwischen Supercross/Motocross und CTE herstellen, aber es gibt einige Berichte über ehemalige Piloten, die an CTE erkrankt sind.

Ein weiteres Beispiel ist Michael Byrne, der nach seinem Rücktritt im Jahr 2014 einen Artikel für Racer X Illustrated verfasste, in dem er seine eigenen Gedanken und Bedenken bezüglich CTE äußerte. Byrne gab an, mehrere Gehirnerschütterungen während seiner Karriere erlitten zu haben und dass er sich Sorgen um die Auswirkungen auf seine Gesundheit mache.

Ein im Motocross bekanntes Beispiel ist der ehemalige Profi Ryan Hughes, der in seiner Karriere viele Stürze hatte und sich hierbei immer wieder Gehirnerschütterungen zugezogen hatte. Andrew Short, der während seiner Karriere ebenfalls mehrere Gehirnerschütterungen erlitten hat, äußerte öffentlich seine Bedenken hinsichtlich der möglichen langfristigen Auswirkungen von Kopfverletzungen auf die Gesundheit von Piloten. Auch der ehemalige BMX Profi Dave Mirra, der nach seinem Tod im Jahr 2016 diagnostiziert wurde, litt an CTE.

Immer wieder wird die Gefahr von CTE bei Supercross und Motocross Piloten diskutiert. Doch was steckt hinter der Erkrankung?

Die Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE) ist eine seltene Form der Demenz, die durch wiederholte Kopfverletzungen entsteht. Erstmals beschrieben wurde die Krankheit in den 1920er Jahren in den USA bei Boxern als Punch-Drunk-Syndrom. Zu den Symptomen der Chronisch Traumatischen Enzephalopathie gehören kognitive und motorische Störungen sowie Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen.

Noch ist unklar, weshalb bei manchen Sportlern erst eine große Zahl traumatischer Ereignisse zu einer CTE führen, bei anderen aber schon wenige Verletzungen ausreichen. Möglicherweise spielen für die unterschiedliche Widerstandsfähigkeit genetische Faktoren eine Rolle, aber auch immunologische und entzündliche Einflüsse werden diskutiert. CTE tritt häufig erst Jahre oder Jahrzehnte nach Ende der Sportkarriere auf – manchmal trifft sie aber auch schon jüngere Athleten im Alter von 20 bis 30 Jahren.

So reagieren die US Rennserien

Im Laufe der Jahre haben wir gesehen, wie viele Fahrer bei Live-Übertragungen im Fernsehen traumatische Kopfverletzungen erlitten haben. Nun nutzen die AMA-Supercross– und Pro-Motocross-Serien dasselbe Programm wie mit Gehirnerschütterungen umzugehen ist.

Hiebei kommt die mobile medizinische Einheit von Alpinestars und der computergestützte ImPACT-Test zum Einsatz. Der ImPACT-Test ist ein von der FDA zugelassener medizinischer Test, der das Gedächtnis, die Aufmerksamkeitsspanne sowie das visuelle und verbale Problemlösen misst, um die Qualität der Gehirnfunktion zu bestimmen.

Die Fahrer müssen vor der Saison einen neurokognitiven ImPACT-Test absolvieren, um ihre AMA-Pro-Lizenz zu erhalten. Der erste Schritt ist die Teilnahme am 30-minütigen computergestützten Test. Der ImPACT-Test vor der Saison dient dazu, die Ergebnisse vor der Verletzung mit einem Test nach der Verletzung zu vergleichen, um festzustellen, ob das Gehirn durch den jüngsten Unfall geschädigt worden ist.

Wenn während eines Rennens der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung besteht, muss sich der Fahrer direkt an die mobile medizinische Einheit von Alpinestars wenden. Der Athlet darf nicht zum Training und/oder Rennen zurückkehren, bis weitere Tests durchgeführt wurden. Wenn eine Gehirnerschütterung bestätigt wird, wird der Athlet für diesen Tag disqualifiziert und in das Protokoll für Gehirnerschütterungen aufgenommen. Wird außerdem festgestellt, dass ein Unfall außerhalb des Wettkampfs stattgefunden hat, muss sich der Athlet ebenfalls einer Untersuchung unterziehen.

Das Concussion Protokoll sieht vor, dass der Pilot zunächst von einem Arzt mit Erfahrung in der Beurteilung und Behandlung von sportbedingten Gehirnerschütterungen untersucht wird. Zweitens muss sich der Fahrer nach der Verletzung einem neurokognitiven ImPACT-Test unterziehen, der mit dem Baseline-Test verglichen wird.

Erst wenn die ärztliche Untersuchung normal verläuft, alle Symptome abgeklungen sind und der ImPACT-Test wieder den Ausgangswert erreicht hat, kann der Sportler mit dem überwachten Protokoll zur Wiederaufnahme des Trainings/Rennen beginnen.

MXGP Weltmeisterschaft

Auch in der Weltmeisterschaft kommt es immer wieder zu schweren Stürzen. Hier wird ein ähnliches Verfahren angewandt und die Piloten nach dem SCAT5 Verfahren getestet. Wie auch in den USA, wird der Fahrer bei einer bestätigten Gehirnerschütterung sofort vom Wettkampf ausgeschlossen werden, zumindest für den Rest der Veranstaltung. Vor der Wiederaufnahme des Wettkampfs sollte der Pilot gemäß dem aktuellen International Consensus Statement on Concussion in Sport auf die Wiederherstellung der normalen neuropsychologischen Funktion untersucht werden und einen entsprechenden Nachweis erbringen, z. B. mit dem IMPACT-System, einem funktionellen MRT-Scan oder ähnlichem.

Auch der Markt passt sich den Verletzungen an

Jahrzehntelang haben die Gründer von Mips den Zusammenhang zwischen Hirnverletzungen und Helmkonstruktionen erforscht. Dem ersten Helm mit einem Mips-Sicherheitssystem (einem Reithelm), der 2007 fertig wurde, gingen jahrelange Forschungen und Tests voraus. Heute findet man Sie die Mips-Sicherheitssysteme in den Helmen der meisten großen Helmhersteller.  Die Mips-Sicherheitssysteme sind das Ergebnis umfassender Forschungen und Tests, die sowohl intern als auch durch unabhängige Dritte durchgeführt wurden.