Lierneux, Alternative zum Grand Prix in Lommel?

Die Arbeiten an der Strecke sind im vollen Gang um auch Infront von der Idee zu überzeugen.

Die Arbeiten an der Strecke sind im vollen Gang um auch Infront von der Idee zu überzeugen.

Im belgischen Motocross könnte bald Bewegung in den WM-Kalender kommen. Der traditionsreiche Sandklassiker von Lommel könnte künftig Gesellschaft bekommen – oder sogar Konkurrenz. Denn das Team rund um André Mathieu, Geschäftsführer der Motocross-Strecke von Lierneux, arbeitet an einem ehrgeizigen Plan: Ab 2027 möchte man einen MXGP-Lauf austragen.

Neues Projekt mit klarer Vision

Lierneux ist in Belgien längst kein unbekannter Name. Die Strecke gilt als technisch anspruchsvoll und liegt in einer landschaftlich reizvollen Umgebung. Im Gegensatz zu Lommel, das für seinen tiefen Sand berühmt – oder gefürchtet – ist, handelt es sich in Lierneux um klassischen Hartboden. Damit würde Belgien im WM-Kalender zwei völlig unterschiedliche Charaktere bieten: den traditionsreichen Sand von Lommel und den festen Untergrund von Lierneux.

„Wir sehen darin eine gute Gelegenheit für unsere Region und den Sport“, erklärt Mathieu. „Unser Ziel ist, Lierneux dauerhaft als Austragungsort im internationalen Kalender zu etablieren.“

Bemerkenswert ist, dass sich der Verein bereits in einer sehr frühen Phase intensiv mit Infrastrukturfragenbeschäftigt. Während andernorts zunächst an große Namen und Zuschauerzahlen gedacht wird, legt Lierneux den Fokus zunächst auf logistische Machbarkeit, Sicherheit und Organisation – ein Schritt, der zeigt, wie ernsthaft und realistisch das Projekt angegangen wird.

Infrastruktur im Fokus

Gemeinsam mit den lokalen Behörden wird derzeit geprüft, welche Anpassungen notwendig sind, um den Anforderungen der Weltmeisterschaft zu entsprechen. Geplant sind Investitionen in Streckenaufbau, Sicherheitszonen, Zuschauerflächen und Verkehrsanbindung.

Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, wie wichtig diese Vorbereitung ist: Für die Saison 2026 steht derzeit ein WM-Lauf im italienischen Montevarchi im Kalender. Doch Aussagen italienischer Kollegen lassen Zweifel aufkommen, ob das Gelände groß genug ist, um das gesamte Paddock der MXGP & EMX aufzunehmen. Schon bei der italienischen Meisterschaft, die deutlich kleiner ausfällt, sei der Platz dort knapp geworden.

Lierneux geht also den umgekehrten Weg – erst prüfen, dann planen. Ein Ansatz, der zeigt, dass man hier nicht auf Schnellschüsse, sondern auf nachhaltige Entwicklung setzt.

Rückenwind für die Region

Ein Grand Prix würde nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich neue Impulse bringen. Tausende Besucher, Teams und Medienvertreter aus aller Welt könnten die Region beleben – ein Aspekt, der den Veranstaltern besonders wichtig ist.
„Wir möchten, dass die gesamte Gemeinde Teil dieses Projekts wird“, so Mathieu. „Von den Hoteliers bis zu den freiwilligen Helfern – alle sollen mitziehen.“

Was bedeutet das für Lommel?

Die große Frage lautet natürlich: Was passiert mit Lommel? Die legendäre Sandstrecke ist seit Jahren ein fester Bestandteil der MXGP-Weltmeisterschaft – und für viele Fahrer das Sinnbild belgischer Motocross-Tradition. Ob Lierneux künftig als Ergänzung oder als möglicher Ersatz auftritt, ist noch offen. Sicher ist nur: Belgien würde mit zwei Austragungsorten im internationalen Kalender zwei völlig unterschiedliche Streckenprofile bieten – Lommel mit Sand, Lierneux mit Hartboden.

Blick nach vorn

Sollte das Projekt wie geplant umgesetzt werden, könnte Lierneux bereits 2027 erstmals Teil der Motocross-Weltmeisterschaft sein. Für Belgien wäre das ein Signal, dass man an seiner Rolle im internationalen Motocross festhält – mit neuen Ideen, aber derselben Leidenschaft für den Sport.

Und vielleicht, ganz vielleicht, beginnt in Lierneux bald ein neues Kapitel belgischer MX-Geschichte – Seite an Seite mit dem Mythos Lommel, aber mit ganz eigenem Charakter.