Liam Everts spricht über sein Masters-Comeback, WM-Form und das MXoN

Liam Everts im tiefen Sand des ADAC MX Masters in Bitche.
Mit einer konstanten Steigerung über das gesamte Wochenende hat Liam Everts beim ADAC MX Masters in Bitche ein starkes Ausrufezeichen gesetzt. Am Samstag musste sich der 21-Jährige auf seiner 250er zunächst gegen die hubraumstärkeren 450er behaupten und belegte im ersten Lauf Rang sechs. Doch schon am Sonntag zeigte er dann, dass mehr möglich war: Mit Platz drei im zweiten Rennen meldete er sich eindrucksvoll zurück.
Im entscheidenden dritten Lauf folgte der Höhepunkt. Nach der Startrunde lag Everts zunächst auf Rang drei, überholte den Esten Jörgen-Matthias Talviku und machte sich auf die Verfolgung von Maximilian Spies. Sechs Runden vor Schluss schloss der Belgier die Lücke und übernahm die Spitze. Den Vorsprung brachte er souverän ins Ziel – vor Spies und Roan van de Moosdijk. Damit feierte der Nestaan Husqvarna Factory Pilot den Laufsieg und gleichzeitig den Gesamterfolg in Bitche.
Direkt nach seinem Triumph sprach der Belgier mit uns über seine Rückkehr zu den Masters, die Herausforderung gegen die 450er, seine Vorbereitung auf die kommenden WM-Rennen und den besonderen Moment, wieder mit der traditionsreichen Startnummer 72 anzutreten.
Liam, nach längerer Zeit bist du wieder bei den ADAC MX Masters gestartet – und gleich mit einem Sieg in Bitche zurückgekehrt. Wie hat es sich angefühlt, sofort den Gesamtsieg mitzunehmen?
Es war wirklich cool, wieder bei den Masters dabei zu sein. Die Serie ist immer sehr professionell organisiert, die Strecken sind top vorbereitet. In Bitche war es einfach schön, ein gutes Wochenende auf dem Bike zu haben. Am Samstag war es mit der 250er durch die steilen Hänge noch ziemlich schwer, aber ich bin von Lauf zu Lauf besser geworden. Dass es am Ende tatsächlich zum Gesamtsieg gereicht hat, war für mich eine echte Überraschung.
Wie schon Simon Längenfelder in Tensfeld bist du mit einer 250er gegen die hubraumstärkeren 450er in der Masters-Klasse angetreten. Was war die größte Herausforderung dabei?
Ganz klar die Starts. Mein Start war oft gut, aber sobald die 450er in den dritten Gang schalteten, haben sie einfach viel mehr Boden gutgemacht. Im letzten Rennen musste ich mich sogar hinter ein paar Fahrer einordnen und kam trotzdem noch ungefähr als Achter aus der ersten Kurve. Auch aus den Ecken heraus haben die 450er deutlich mehr Zug. Aber genau das war gutes Training: ich musste die Kurven viel weiter fahren und das Tempo hochhalten – enger fahren ging mit der 250er schlicht nicht.
Konntest du die Veranstaltung auch gezielt als Training für deine WM-Saison nutzen?
Auf jeden Fall. Ich hatte zuvor verletzungsbedingt pausieren müssen, das habe ich besonders in Schweden gemerkt. In Bitche habe ich gespürt, dass ich wieder in Schwung komme. Vor allem in den beiden Rennen am Sonntag habe ich mich richtig gut gefühlt. Es war wichtig, wieder Rennrhythmus aufzubauen – und das in einer etwas entspannteren Atmosphäre als bei einem Grand Prix. Weniger Druck, aber trotzdem top Bedingungen.
Am kommenden Wochenende geht es schon mit der MXGP in der Türkei weiter. Wie blickst du auf das Rennen in Afyonkarahisar?
Ich freue mich sehr darauf. Die Strecke in der Türkei liegt mir irgendwie, auch wenn sie sehr schnell ist und eigentlich nicht ganz zu meinem Fahrstil passt. Aber sie erinnert mich stark an meine Heimstrecke in Genk, wo früher auch GPs gefahren wurden. Vielleicht fühle ich mich deshalb dort so wohl. Ich hoffe, dass ich die gute Form aus Bitche mitnehmen kann.
Blicken wir etwas weiter nach vorn: Beim Motocross of Nations 2025 wirst du wieder für Belgien antreten. Was bedeutet dir dieses Event?
Das MXoN ist wie die Olympischen Spiele des Motocross – einfach das Größte. Jeder Fahrer möchte dort am Start stehen und das Beste für sein Land geben. Ich freue mich sehr, wieder in der Open-Klasse zu fahren. Wir haben ein starkes Team, und wenn wir alle drei in Topform sind, können wir einiges erreichen. Letztes Jahr hatten wir Pech, diesmal wollen wir unbedingt zeigen, was wir können.
Zum Abschluss noch ein Blick auf deine Startnummer. In der Weltmeisterschaft fährst du seit diesem Jahr mit der 26, in Bitche bist du wieder mit der traditionsreichen 72 gestartet. Da Mike Stender die #26 fährt, hast Du über eine Abänderung deiner Nummer nachgedacht, oder direkt zur #72 gegriffen?
In der WM wollte ich etwas Eigenes haben – die 26 hat mir gefallen, auch wenn sie keine besondere Bedeutung hat. Da Mike mit der #26 ausrückt, was es für Bitche dann recht einfach, zur 72 zurückzukehren: Wir hatten noch Plastikteile und sogar ein Jersey aus dem Winter liegen, also habe ich kurzerhand gewechselt. Die 72 ist natürlich auch ein Stück Familientradition.
Mit dem Sieg in Bitche hat Liam Everts gezeigt, dass er – wie zuvor schon Ken Roczen oder Jeremy Seewer, beide ebenfalls Gesamtsieger – auch mit der kleineren 250er gegen die starke Masters-Konkurrenz bestehen kann. Nun richtet sich der Fokus wieder auf die Motocross-Weltmeisterschaft, die am kommenden Wochenende in der Türkei fortgesetzt wird. Spätestens beim Motocross of Nations 2025 wird Everts dann erneut im Rampenlicht stehen – dieses Mal im Trikot des belgischen Nationalteams.