Legende tritt ab: Roger De Coster verlässt Team USA

Roger De Coster ist nicht mehr Teamchef der US-Boys bei den MXoN.

Roger De Coster ist nicht mehr Teamchef der US-Boys bei den MXoN.

Es gibt Karrieren – und es gibt Roger De Coster. Fünf Weltmeistertitel auf der Strecke. 25 Titel als Teammanager. Eine Ära, die den Motocross-Sport in den USA prägte wie kaum eine andere Persönlichkeit. Nach 44 Jahren gibt „The Man“ nun den Posten als Teammanager von Team USA beim Motocross of Nations ab.

Eine Entscheidung mit Symbolkraft – und eine Zäsur für den gesamten Motorsport.

Ein Architekt des Erfolgs

De Coster übernahm das US-Team erstmals 1981 – in einer Zeit, als europäische Fahrer noch den Takt vorgaben. Unter seiner Leitung entwickelte sich Team USA zur dominierenden Macht auf der Weltbühne: 21 Siege beim MXoN, vier weitere bei der Trophee des Nations.

36 Mal stand er als Manager an der Strecke. 36 Mal mit dem Anspruch, das Beste aus seinen Fahrern herauszuholen. Mit akribischer Vorbereitung, taktischem Gespür und dem unbedingten Willen, zu gewinnen.

Sein Erfolgsrezept? Vertrauen, Teamgeist – und ein Gespür für Champions.

„Ich wollte, dass unser Sport wächst“

Roger De Coster war nie nur ein Manager. Er war Missionar, Motivator, Mentor. „Ich wollte, dass unser Sport größer wird, respektierter, globaler“, sagt er rückblickend. Deshalb reiste er in seiner aktiven Zeit um die Welt: fuhr in Argentinien, Brasilien, Australien. Und fand schließlich in den USA seine sportliche Heimat.

Für ihn war das Motocross of Nations nie nur ein Rennen – es war das Rennen des Jahres. Ein Ort, an dem Nationen zu Teams wurden. An dem Rivalen zusammenwuchsen. Und an dem Träume wahr wurden – oder platzten.

Das Erbe bleibt – auch ohne ihn an der Box

Mit dem Rückzug De Costers übernimmt nun die AMA selbst die Teamführung – angelehnt an das Modell vieler europäischer Nationen. AMA-Rennsportdirektor Mike Pelletier wird künftig gemeinsam mit den Teammanagern der jeweiligen Hersteller das US-Team aufstellen und betreuen.

Pelletier bringt es auf den Punkt: „Niemand kann Roger ersetzen – und genau das ist auch nicht unser Ziel.“
Stattdessen soll die neue Struktur den Erfahrungsschatz der Hersteller und Fahrer besser bündeln – und damit den Weg in eine neue Ära bereiten.

Anerkennung aus allen Lagern

Die Reaktionen auf De Costers Abschied sind eindeutig – und voller Respekt:

  • Davey Coombs, Präsident von MX Sports Pro Racing, nennt ihn „den wichtigsten globalen Botschafter des Motocross“.
  • Dave Prater, Vizepräsident von Feld Motor Sports, würdigt seinen „unerreichten Einfluss“ und seine „inspirierende Führungskraft“.
  • Die AMA dankt „für Jahrzehnte der Führung, der Leidenschaft und der Titel“.

Ein Mann, der Fahrer prägte – und ganze Generationen inspirierte.

Ein Lebenslauf wie ein Geschichtsbuch

Schon als Aktiver war Roger De Coster eine Ausnahmeerscheinung:

  • 5× 500cc Motocross-Weltmeister
  • 4× Trans-AMA-Champion
  • 6× Sieger des MXON mit Belgien
  • 10× Trophee des Nations mit Belgien
  • Goldmedaille bei der International Six Days Trial
  • Zahlreiche belgische Meistertitel – auch im Trial

Spätestens mit seiner Aufnahme in die AMA Motorcycle Hall of Fame (1999) und der Auszeichnung als Hall of Fame Legend (2011) wurde klar: De Coster ist mehr als ein Champion. Er ist ein Monument.

KTM, Coaching und keine Pause in Sicht

Wer nun denkt, De Coster verabschiede sich komplett vom Sport, irrt. Er bleibt Motorsportdirektor von KTM North America – eine Rolle, in der er weiterhin mit Talenten arbeitet, Teams begleitet und die strategische Ausrichtung des Werksrennsports mitgestaltet. Sein Büro mag sich verändern. Seine Leidenschaft sicher nicht.

Ein Kapitel endet. Die Geschichte lebt weiter.

Roger De Coster hat den US-Motocross nicht nur geprägt – er hat ihn miterfunden, geformt und über Jahrzehnte an der Weltspitze gehalten. Sein Rücktritt als Teammanager ist mehr als ein Personalwechsel. Es ist das Ende eines Kapitels, das mit Gold, Ruhm und unzähligen Gänsehautmomenten gefüllt ist.

Und doch bleibt De Coster Teil des Sports. Als Mentor. Als Symbol. Und als lebende Legende.