KTM nimmt Produktion wieder auf

KTM nimmt Produktion wieder auf. / Foto: KTM Media

Nach monatelangem Stillstand laufen in Mattighofen endlich wieder Motorräder vom Band. Doch trotz dieses positiven Zeichens steht KTM vor enormen finanziellen Hürden. Bis Ende Mai muss das Unternehmen nicht nur 600 Millionen Euro Schulden begleichen, sondern auch weitere 100 Millionen Euro für den laufenden Betrieb sicherstellen. Die Frage ist: Kann KTM den Turnaround schaffen?

Schrittweise Rückkehr zur Produktion

Seit dem 17. März herrscht in den Produktionshallen wieder Leben – wenn auch in begrenztem Umfang. Nur eine von vier Fertigungslinien wurde bislang reaktiviert, während die restlichen Bänder stillstehen. Die Wiederaufnahme der Produktion stellt das Unternehmen vor komplexe logistische Aufgaben: Lieferketten müssen neu geordnet, Bauteile geprüft und Abläufe optimiert werden. Experten gehen davon aus, dass es mehrere Monate dauern wird, bis KTM wieder mit voller Kapazität arbeiten kann.

Finanzieller Druck: Wer rettet KTM?

Die größte Herausforderung bleibt jedoch finanzieller Natur. Um die drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, setzt KTM auf externe Investoren. Der indische Motorradhersteller Bajaj hat bereits 50 Millionen Euro beigesteuert und könnte seine Beteiligung weiter ausbauen. Auch BMW sowie der Unternehmer Stephan Zöchling, der erst kürzlich in den Aufsichtsrat von Pierer Mobility berufen wurde, gelten als mögliche Geldgeber. Die Citibank, die den Sanierungsprozess begleitet, spricht von starkem Interesse, hat aber noch keine Namen genannt. Bis Ende Mai muss eine Lösung gefunden werden – sonst könnte KTM in ernsthafte wirtschaftliche Turbulenzen geraten.

Zukunft der Produktion: Bleibt KTM in Österreich?

Angesichts der finanziellen Unsicherheiten stellt sich auch die Frage nach dem Standort der Produktion. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer begrüßt den Neustart von KTM, fordert jedoch langfristige Lösungen. KTM fertigt bereits einige Modelle im Ausland: Bajaj produziert die kleineren Duke-Modelle (125 bis 390 cm³) in Indien, während die größeren Zweizylinder-Bikes aus China kommen. Die hohen Lohnkosten in Österreich erhöhen den Druck, weitere Fertigungsschritte ins Ausland zu verlagern. Diese Entwicklung könnte langfristig Arbeitsplätze in Mattighofen gefährden.

Qualitätsprobleme belasten das Image

Neben finanziellen und strukturellen Herausforderungen kämpft KTM auch mit einem angeschlagenen Kundenvertrauen. In den vergangenen Monaten häuften sich Beschwerden über technische Mängel, darunter Probleme mit Motoren, Getrieben und Elektronik. Um gegenzusteuern, hat KTM eine verlängerte Garantie von vier Jahren eingeführt. Diese Maßnahme soll das Vertrauen der Käufer zurückgewinnen, könnte das Unternehmen jedoch weiter belasten, wenn sich die Qualitätsprobleme nicht schnell genug verbessern.

Die entscheidende Deadline: 25. Mai

Der 25. Mai wird für KTM zu einem Schicksalstag. Schafft es das Unternehmen, die benötigten finanziellen Mittel aufzutreiben, könnte sich die Lage stabilisieren. Trotz der aktuellen Krise bleibt KTM eine der führenden Marken im Motorradmarkt, insbesondere im Offroad-Segment, wo Husqvarna und GasGas weltweit erfolgreich sind. Auch die beliebten Duke-Modelle verkaufen sich weiterhin gut.

Das Interesse potenzieller Investoren zeigt, dass KTM noch immer als wertvolles Unternehmen gilt. Doch ob es dem Motorradhersteller gelingt, sich aus der Krise zu befreien, hängt von den nächsten Wochen ab. Die strukturellen Probleme müssen dringend gelöst werden – sonst könnte KTM seine Eigenständigkeit langfristig verlieren.