KTM Krise: Stefan Pierer gibt Posten als CEO ab
Die PIERER Mobility AG hatte im Jahr 2024 kein leichtes Spiel. Rückläufige Umsätze, ein negatives EBITDA (nachhaltiger operativer Cashflow vor Steuern eines Unternehmens) und drastische Restrukturierungsmaßnahmen sorgten für Schlagzeilen. Doch neben den herausfordernden Geschäftszahlen gibt es auch eine persönliche Bombe: Stefan Pierer, das Gesicht und der Macher hinter KTM, übergibt das Steuer. Sein Nachfolger wird Gottfried Neumeister – ein Wechsel, der zweifellos eine neue Ära für das Unternehmen einläutet.
Umsatzeinbruch und negative Zahlen – 2024 in der Abwärtsspirale
Das Jahr 2024 war alles andere als ein Ritt in den Sonnenuntergang. Der Umsatz der PIERER Mobility AG schrumpfte um satte 29 % auf 1,9 Milliarden Euro (2023: 2,7 Milliarden Euro). Damit nicht genug: Ein negatives EBITDA von rund 300 Millionen Euro machte deutlich, dass die Motoren in Mattighofen nicht mehr so rund laufen wie früher.
Die Gründe für die rote Zahlenflut? Einmalige Restrukturierungsaufwendungen, sinkende Produktionszahlen und Wertberichtigungen. Besonders schmerzhaft ist der hohe negative Free Cashflow, der in einem Anstieg der Nettoverschuldung mündete. Kein Wunder also, dass die PIERER Mobility AG derzeit an mehreren Stellschrauben dreht.
Von Vollgas zu Sparflamme: Produktion und Mitarbeiterabbau
Im Rahmen eines umfassenden Restrukturierungsprogramms hat der Konzern nicht nur die Produktionsleistung um 26 % gedrosselt (230.000 Motorräder statt 310.000), sondern auch 1.800 Stellen gestrichen. Ziel: Die Lager leer bekommen – sowohl bei den Händlern als auch bei den Importeuren. Immerhin, ein erster Lichtblick: 40.000 Motorräder weniger im Lagerbestand sind ein Schritt in die richtige Richtung.
Motorradabsatz schrumpft
Mit 292.497 verkauften Motorrädern an Händler war 2024 ein Jahr der Rückgänge (-21 % im Vergleich zu 2023). Besonders in Europa, wo 110.000 Maschinen über den Ladentisch gingen, wird die Krise spürbar. Doch es gibt auch Positives: 268.000 Motorräder fanden den Weg zu Endkunden – ein stabiler Wert, der zeigt, dass das Vertrauen der Käufer in die Marke ungebrochen ist.
Sportlich lief’s sogar richtig gut: Siege in der Enduro-Weltmeisterschaft, ein erfolgreicher Supercross-Auftakt und ein Triumph bei der Rallye Dakar in allen wichtigen Motorradkategorien haben für Glanzlichter gesorgt.
Bye, Fahrräder! Hallo, Fokus!
Die Fahrrad-Sparte von PIERER Mobility musste ebenfalls Federn lassen. Mit 106.311 verkauften Elektrofahrrädern und Fahrrädern (Vorjahr: 155.859) gab es einen deutlichen Rückgang um 32 %. Der Grund: Der Verkauf der Marke R Raymon. Wer braucht schon Fahrräder, wenn man mit Motorrädern Rennen gewinnt?
Der große Wechsel: Stefan Pierer zieht sich zurück
Jetzt zur wohl größten Neuigkeit: Stefan Pierer, das Aushängeschild der PIERER Mobility AG und KTM, übergibt seinen Posten als CEO an Gottfried Neumeister. Pierer, der das Unternehmen wie kein Zweiter geprägt hat, bleibt allerdings an Bord – als Co-CEO wird er Neumeister durch den laufenden Sanierungsprozess begleiten.
Dieser Wechsel ist ein Paukenschlag, denn Pierer war über Jahrzehnte die treibende Kraft hinter KTM und Co. Was Neumeister aus dieser gigantischen Aufgabe macht, bleibt abzuwarten. Klar ist: Es wird noch dauern, bis die PIERER Mobility AG wieder mit Vollgas auf der Überholspur ist.
Mit Stefan Pierers Rückzug endet eine Ära. Die große Frage bleibt: Kann Gottfried Neumeister die Marke durch diese schwierige Zeit manövrieren? Oder wird er sich die Hände an einem heißen Auspuff verbrennen?