KTM Krise: Finanzierung geplatzt – Werk fährt Produktion zurück

Die KTM Krise geht in ihre nächste Runde. / Foto: KTM
Die Lage beim Motorradhersteller KTM spitzt sich weiter zu. Die dringend benötigte Finanzierung von 600 Millionen Euro muss bis zum 23. Mai stehen – ansonsten droht eine massive Schieflage. Pierer Mobility, die Muttergesellschaft, sucht unter Hochdruck nach Investoren oder Kreditgebern, um die geforderte Gläubigerquote von 30 Prozent bedienen zu können.
Kapitalbeschaffung durch Aktienverpfändung geplant
Um das benötigte Geld aufzubringen, will Pierer Mobility nun einen ungewöhnlichen Schritt gehen. In einer außerordentlichen Hauptversammlung am Freitag soll über die Verpfändung von KTM-Aktien im Wert von bis zu 500 Millionen Euro abgestimmt werden. Diese Maßnahme soll als Sicherheit für einen Kredit dienen, der im Ernstfall helfen soll, die Gläubiger zu bedienen. Kommunikationschef Hans Lang beschreibt das Vorgehen als „angemessen in einer Ausnahmesituation“ – es sei ein Signal an potenzielle Investoren, dass man handlungsfähig bleibe.
Finanzierungsoptionen schwinden
Ursprünglich wollte das Unternehmen 150 Millionen Euro über eine Kapitalerhöhung einnehmen. Dieser Plan ist mittlerweile offenbar gescheitert, weil verbindliche Zusagen fehlen sollen. Die damit verbundene Hoffnung auf mehr finanziellen Spielraum hat sich zerschlagen. Stattdessen setzt das Unternehmen nun auf kurzfristige Kredite – abgesichert durch Anteile an der KTM AG, dem Kernstück der Gruppe, zu dem große Teile der Produktion gehören.
Abschied eines Partners: CF Moto steigt aus
Ein weiterer Rückschlag trifft KTM aus China: CF Moto, bisheriger Partner in Vertrieb und Produktion, beendet die Zusammenarbeit. Ab Ende Mai wird KTM die Motorräder des chinesischen Herstellers nicht mehr in mehreren europäischen Märkten vertreiben – unter anderem in Deutschland, Österreich und dem Vereinigten Königreich. Auch in der Fertigung geht eine Ära zu Ende: Modelle wie die 790er-Serie, die bislang in Hangzhou gefertigt wurden, dürften nicht mehr wie bisher vom Band laufen. Insgesamt liefen 2024 rund 40.000 KTM-Motorräder in China vom Band – im Vergleich dazu lieferte der indische Partner Bajaj mehr als dreimal so viele.
Die Auflösung der Partnerschaft mit CF Moto könnte zumindest die Spannungen mit Bajaj entschärfen, denn die enge Zusammenarbeit mit der chinesischen Konkurrenz hatte dort für Unmut gesorgt.
Investorensuche wird zum Wettlauf gegen die Zeit
Während man früher über zahlreiche Interessenten spekulierte, bleibt die Auswahl mittlerweile überschaubar. Im Rennen befinden sich aktuell nur noch der kanadische BRP-Konzern – bekannt durch das Rotax-Motorenwerk in Gunskirchen – sowie Stephan Zöchling, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Pierer Mobility. Zöchling hatte bereits im Vorjahr einen zweistelligen Millionenbetrag investiert. Neue Zusagen blieben bislang jedoch aus.
KTM steuert durch die Krise – mit angezogener Handbremse
Trotz der finanziellen Unsicherheit versucht KTM, Stabilität zu schaffen. Ab Mai greift eine neue Betriebsvereinbarung, die Vorstand, Betriebsrat und Insolvenzverwalter gemeinsam beschlossen haben. Die wichtigsten Eckpunkte:
- Die Werksferien beginnen bereits im Juli.
- Die Wochenarbeitszeit sinkt bis Ende Juli auf 30 Stunden, mit entsprechend angepassten Löhnen.
KTM will damit flexibel auf die aktuelle Situation reagieren. Ein Stellenabbau steht nicht zur Debatte – der Erhalt der Arbeitsplätze bleibt oberstes Ziel.
Materialmangel bremst Produktion
Neben den finanziellen Engpässen leidet die Produktion auch unter fehlenden Bauteilen. Weil man bestimmte Komponenten nicht rechtzeitig abholen konnte, reicht das vorhandene Material aktuell nur für etwa 4.200 Motorräder. Die Produktion wird daher vorübergehend zurückgefahren. Ab August will man wieder voll durchstarten und gleichzeitig die Zeit nutzen, um Lagerbestände abzubauen.
Neumeister bleibt zuversichtlich
KTM-CEO Gottfried Neumeister zeigt sich trotz der Schwierigkeiten entschlossen: „Wir handeln verantwortungsvoll – unser Fokus liegt auf Zukunftssicherung und Arbeitsplatzgarantie.“ Die jetzigen Schritte seien notwendig, um die Herausforderungen zu überbrücken. Der Blick bleibt nach vorne gerichtet – mit dem Ziel, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.