KTM Krise: Der Euro5+ Zulassungs-Wahnsinn
Die KTM AG hat aktuell ordentlich zu kämpfen. Der österreichische Motorradhersteller sitzt auf einem Schuldenberg in Milliardenhöhe und hat über 250.000 unverkaufte Motorräder auf Lager. Doch als ob das nicht genug wäre, sorgte die neue Abgasnorm Euro5+ zum Jahreswechsel 2024/2025 für zusätzlichen Druck – und zwar mit voller Wucht.
Euro5+ als Spielverderber: Zulassungsrekorde im Dezember
Seit dem 1. Januar 2025 dürfen Motorräder mit der alten Euro5-Norm nicht mehr neu zugelassen werden. Die strengere Euro5+-Abgasnorm hat das Leben vieler Hersteller ordentlich kompliziert – KTM eingeschlossen. Die Konsequenz: ein Zulassungs-Boom im Dezember 2024.
In Deutschland schnellten die Zulassungszahlen von KTM-Bikes von 469 im Dezember 2023 auf unglaubliche 27.988 im Dezember 2024 – eine Steigerung von satten 5968 %. Damit landete KTM in den Zulassungs-Charts auf Platz drei, nur Piaggio und BMW konnten noch höhere Zahlen vorweisen.
Auch in Österreich, der Heimat von KTM, stiegen die Zulassungszahlen im Dezember 2024 deutlich an – wenn auch nicht annähernd so stark wie in Deutschland. Statt 135 Motorrädern im Dezember 2023 wurden nun 4.272 Einheiten zugelassen. Trotz dieses beeindruckenden Zuwachses bleibt der österreichische Markt weit hinter dem deutschen zurück, wo KTM im gleichen Zeitraum fast 6,5 mal mehr Fahrzeuge neu zugelassen wurden.
Tageszulassungen: KTM greift zum Rettungsanker
Um den neuen Regularien zu begegnen, griff KTM – wie viele andere Hersteller – zur Methode der Tageszulassungen. Das bedeutet: Motorräder werden formell zugelassen, ohne tatsächlich gefahren zu werden. Für Händler und Hersteller ein cleverer Schachzug, denn dadurch bleiben die Bikes verkehrstauglich und dürfen weiterhin verkauft werden.
Doch für Käufer gibt es einen Haken: Die Herstellergarantie beginnt mit dem Datum der Erstzulassung. Das bedeutet, dass bei einem späteren Kauf weniger Garantiezeit bleibt. Ob KTM hier alternative Lösungen plant, bleibt offen.
Rabatte in Aussicht: Schnäppchenjäger sollten aufpassen
Für potenzielle Käufer könnte sich die aktuelle Situation jedoch als Glücksfall erweisen. Experten gehen davon aus, dass die Bikes mit Tageszulassung bald mit satten Rabatten – möglicherweise bis zu 30 % – in den Handel kommen. Wer sich also ein neues Motorrad zulegen möchte, sollte die Augen offenhalten. Die Schnäppchenjagd könnte sich lohnen.
Investoren gesucht: KTM ringt um seine Zukunft
Während die Bikes noch auf Käufer warten, steht KTM vor einem weiteren Problem: Ende Januar läuft eine entscheidende Frist ab. Sollte bis dahin keine neue Finanzierung gesichert sein, droht die Zerschlagung des Unternehmens. Für die Gläubiger wäre das fatal.
Aktuell befinden sich drei potenzielle Investoren im Gespräch:
- Bajaj Auto Ltd. aus Indien, ein langjähriger Partner von KTM.
- CFMoto aus China, seit 2018 Joint-Venture-Partner des Unternehmens.
- Fountainvest, ein privater Investmentfonds aus Hongkong.
Bei der Citibank Group Europe haben sich mittlerweile weitere mögliche Investoren gemeldet, die den Österreichern helfen könnten. KTM-Geschäftsführer Stefan Pierer und Gottfried Neumeister befinden sich auf Investorensuche und waren zuletzt in Indien bei Bajaj vorstellig. Die kommenden Wochen werden darüber entscheiden, ob KTM das dringend benötigte Kapital erhält und sich aus der Krise befreien kann.
KTM steht vor einer der größten Herausforderungen seiner Geschichte. Hohe Schulden, volle Lager und strenge Abgasvorschriften fordern das Unternehmen in jeder Hinsicht. Wie die Mattighofener diese Hürden meistern werden, bleibt spannend – eines ist jedoch sicher: Es wird ein steiniger Weg zurück in ruhiges Fahrwasser.
Bleibe dran – wir halten Dich über die Entwicklungen bei KTM auf dem Laufenden!