KTM Krise: BMW als Retter oder Totengräber?

In der KTM Krise geht es in die entscheidende Phase und BMW spielt eine große Rolle.

In der KTM Krise geht es in die entscheidende Phase und BMW spielt eine große Rolle. / Foto: KTM AG

Am Dienstag fällt eine richtungsweisende Entscheidung für KTM: Die Gläubiger stimmen am Landesgericht in Wels über den Sanierungsplan ab. Die Stunden davor sind von Unsicherheit und hitzigen Diskussionen geprägt, denn eine Einigung auf einen gemeinsamen Rettungsweg steht weiterhin aus. Unterdessen sorgen Berichte für Aufregung, wonach BMW als potenzieller Investor einspringen könnte – jedoch mit drastischen Folgen für den Standort Österreich.

Sanierungsplan mit Hindernissen

KTM benötigt rund 600 Millionen Euro, um die Sanierungsquote von 30 Prozent zu erfüllen. Investoren werden dringend gesucht. Unter den Interessenten befinden sich laut Insidern unter anderem der Industrielle Stephan Zöchling, der indische KTM-Partner Bajaj sowie CF Moto aus China und FountainVest aus Hongkong. Auch aus dem bestehenden Eigentümerkreis sollen 150 Millionen Euro fließen, um die Produktion im derzeit stillgelegten Werk in Mattighofen wieder aufzunehmen.

Trotz dieser Bemühungen bleibt die Rettung unsicher, denn vor allem Banken stellen sich quer. Der US-Hedgefonds Whitebox kauft seit der Insolvenzeröffnung gezielt Schuldscheinforderungen auf und hat Widerstand gegen den aktuellen Sanierungsplan angekündigt. Sanierungsverwalter Dr. Peter Vogl bezeichnete das von Whitebox vorgeschlagene Alternativmodell jedoch als rechtlich nicht umsetzbar.

BMW als Retter oder Totengräber?

Ein besonders brisantes Gerücht sorgt für Unruhe: Laut Insider-Informationen könnte BMW Motorrad die Marke KTM übernehmen. Doch die Bedingungen wären hart: Forschung und Entwicklung sollen nach Deutschland verlagert, die Produktion nach Indien ausgelagert werden. Die Folge: Der komplette Standort in Österreich würde abgebaut, und alle 4.500 Mitarbeiter wären bis Ende 2025 ihren Job los.

Diese Aussicht versetzt die Region in Alarmbereitschaft. Sollte die Produktion tatsächlich abwandern, würden auch zahlreiche Zulieferer betroffen sein. Die Bäckerei in Mattighofen ebenso wie die zahllosen Zulieferer in Österreich gehen leer aus. Eine nie dagewesene Insolvenzwelle wäre die Folge.

Banken und Politik unter Druck

Besonders die Oberbank dränge auf eine BMW-Übernahme. Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger wird als Befürworter dieser Lösung genannt, wies jedoch jegliche Unterstützung für diesen Plan zurück. „Als Bank der Wirtschaft und Industrie unterstützen wir nur Vorhaben, die den Standort stärken“, so Gasselsberger.

Die Politik hält sich derweil auffallend bedeckt. Kritiker fragen sich, warum es keinen lautstarken Widerstand gegen den drohenden Jobabbau gibt. „Die Banken spielen ihr Spiel mit BMW, und der Standort Oberösterreich ist der Leidtragende – ebenso wie der österreichische Steuerzahler“, so ein Branchenkenner. Sollte es zu einem Massenstellenabbau kommen, würden die Kosten für Arbeitslose auf den Insolvenzlastenausgleichsfonds der Republik Österreich abgewälzt. Bei geschätzten 50.000 Euro pro Mitarbeiter und Jahr wären das 225 Millionen Euro jährlich. Währenddessen würde BMW Milliardengewinne einstreichen.

Wie geht es weiter?

Die Entscheidung am Dienstag könnte für KTM eine neue Zukunft bedeuten – oder das Ende des Traditionsstandorts Mattighofen. Neben BMW gibt es alternative Investoren, die den Standort erhalten wollen. Doch ob sie sich gegen den deutschen Motorradgiganten durchsetzen können, bleibt abzuwarten.

Was letztlich siegt: wirtschaftliche Interessen oder der Wille, KTM als österreichisches Unternehmen zu erhalten, wird sich in wenigen Stunden zeigen.