KTM Racing: Mehr als nur technische Probleme?

Das KTM Setup beim SMX Playoff in St. Louis. / Foto: align Media
Mit Chase Sexton, Justin Barcia und Tom Vialle verlassen gleich drei prominente Namen die amerikanischen Teams der KTM Gruppe – und alle äußern sich auffällig ähnlich. Offiziell ist oft von technischen Schwierigkeiten die Rede, doch wer zwischen den Zeilen liest, bekommt den Eindruck: Es gibt Probleme, die tiefer liegen.
„Wir wissen, wie man es behebt – aber wir können es nicht“
Vialle ließ in Interviews Sätze fallen wie: „Wir wissen, wie man es behebt, wir können es nur nicht“ oder „Ihr wisst nicht, was hinter den Kulissen läuft“. Barcia wiederum deutete an, dass er seinem Trainingsbike nicht vertraut. Solche Aussagen nähren Spekulationen, dass es im Team nicht nur um Technik, sondern auch um Strukturen und Ressourcen geht.
Budgetkürzungen durch PMG-Restrukturierung?
Ein naheliegender Verdacht: Die laufende Restrukturierung des Mutterkonzerns Pierer Mobility könnte auch das Rennteam getroffen haben. Wurde das Budget gekürzt? Musste man die Devise „macht das Beste aus dem, was ihr habt“ ausgeben?
Gerüchte besagen, dass Komponenten länger im Einsatz bleiben als üblich – eine Maßnahme, die Kosten spart, aber auf höchstem Level riskant ist.
Vertrauensverlust – und die Rolle auslaufender Verträge
Dass gleich drei Stars gleichzeitig den Abgang wählen, ist mehr als Zufall. Sexton, Barcia und Vialle sind Profis, die nicht nur Leistung, sondern auch Vertrauen ins Material brauchen. Wenn dieses Vertrauen fehlt, weil Technikprobleme nicht gelöst werden können oder dürfen, wird aus einem sportlichen Problem schnell ein strukturelles.
Hinzu kommt: Die Verträge der drei Fahrer laufen aus. Für Sexton, Barcia und Vialle öffnet sich damit die Möglichkeit, ihre Karriere neu auszurichten – sei es in einem anderen Team oder gar in einer neuen Serie. In dieser Situation wirkt es für die Piloten naheliegender, auf Zukunftsperspektiven zu setzen, statt Zeit und Energie in die Lösung aktueller Probleme zu investieren.
Ganz anderes Bild in Europa
Während in den USA die Unsicherheit wächst, präsentiert sich die Lage in Europa konträr: Hier fahren die Piloten der KTM-Gruppe regelmäßig um Siege mit. Ob in der Motocross-Weltmeisterschaft oder der Enduro-WM – KTM und Husqvarna dominieren die Szene und stellen seit Jahren Weltmeister. Das unterstreicht, dass es nicht an der grundsätzlichen Leistungsfähigkeit der Motorräder liegt, sondern wohl an teaminternen Umständen in den USA.
Ausblick
Ob die Vermutungen über Budgetkürzungen zutreffen, bleibt offen – offizielle Bestätigungen gibt es nicht. Doch die Stimmen der Fahrer und die Konstellation aus auslaufenden Verträgen zeichnen ein klares Bild: Hinter den Kulissen scheint es Spannungen zu geben, die über Bikeprobleme hinausgehen. Für 2025 könnte das Team gezwungen sein, mit weniger Ressourcen mehr zu leisten – ein Szenario, das auf Dauer kaum Erfolg verspricht.