Keine Chance für Viertakter beim Erzbergrodeo?

Jonny Walker beim ErzbergRodeo 2025 auf der Triumph TF250-E

Jonny Walker beim ErzbergRodeo 2025 auf der Triumph TF250-E. / Foto: Future7Media

Das Red Bull Erzbergrodeo 2025 hat erneut Geschichte geschrieben – und zwar gleich in zweierlei Hinsicht. Manuel Lettenbichler setzte sich in dominanter Manier durch und holte sich seinen vierten Sieg in Folge auf einem Zweitakter. Doch im Schatten des Seriensiegers sorgte Jonny Walker für eine nicht minder bemerkenswerte Schlagzeile: Platz sechs auf einer beinahe serienmäßigen Triumph TF 250-E Viertakt-Enduro – gegen ein Feld voller Werks-Zweitakter.

Seit Jahren gilt beim Red Bull Erzbergrodeo ein ungeschriebenes Gesetz: Wer hier bestehen will, setzt auf einen 2-Takter. Leichter, aggressiver, drehfreudiger – das klassische Hard-Enduro-Material für die steilen Anstiege, rutschigen Felsen und technisch anspruchsvollen Sektionen des Eisernen Giganten. Viertakt-Bikes, so die weit verbreitete Meinung, seien zu schwerfällig, zu träge und schlichtweg nicht wettbewerbsfähig in diesem ultimativen Härtetest der Enduroszene.

Doch dann kam Jonny Walker

Mit der Triumph TF 250-E, einem nahezu serienmäßigen 4-Takt-Motorrad, startete der Brite 2025 erstmals für das neue Triumph Factory Racing Enduro Team beim Erzbergrodeo. Hier ließ er die Szene aufhorchen. Platz sechs in der Gesamtwertung, mitten unter einer Übermacht von speziell vorbereiteten 2-Takt-Fabrikaten und Werksbikes. Das war nicht nur eine sportliche Ansage – es war ein technisches Statement.

Ein Serienbike auf dem Berg

Walkers TF 250-E lief mit einem seriennahen Motor – lediglich einige Fahrwerkskomponenten wie Xtrig-Gabelbrücken, Renthal-Lenker und Haan-Räder wurden ergänzt. Kein High-End-Prototyp, keine ausgeklügelte Werksmaschine – sondern ein Motorrad, das in weiten Teilen direkt aus dem Showroom kam.

Trotzdem hielt der Triumph-Viertakter über die gesamte Renndistanz stand, brachte Jonny in die Spitzengruppe und über die härtesten Passagen, die das Erzbergrodeo zu bieten hat. Während andere Fahrer und Maschinen an den Felswänden, im Schlamm und den nassen Waldsektionen scheiterten, kämpfte sich Walker konstant nach vorne, lag zwischenzeitlich sogar auf Podiumskurs.

Der Mythos bröckelt

„Die Leute sagen, du kannst hier nicht mit einem 4-Takter bestehen“, sagte Walker nach dem Rennen. „Aber ich bin mit einem gefahren – und habe es unter die Top 6 geschafft.“

Seine Worte klingen wie eine Kampfansage an die Konventionen der Hard-Enduro-Szene. Mit seiner Leistung hat er nicht nur gezeigt, dass der Viertakter sehr wohl eine Daseinsberechtigung beim Erzbergrodeo hat – er hat der TF 250-E bei ihrem ersten Einsatz auf Anhieb Renommee verschafft.

Was viele für ausgeschlossen hielten, hat Jonny Walker eindrucksvoll widerlegt. Ein 4-Takter beim Erzbergrodeo ist kein Exot mehr – sondern ab sofort eine ernstzunehmende Option. Und womöglich erst der Anfang eines neuen Kapitels im Hard-Enduro.

Top-10 Ergebnis Erzbergrodeo 2025

1. Manuel Lettenbichler (KTM 300 EXC)
2. Billy Bolt (Husqvarna TE 300)
3. Teodor Kabakchiev (Sherco 300 SE)
4. Mitch Brightmore (GASGAS EC300)
5. Trystan Hart (KTM 300 EXC)
6. Jonny Walker (Triumph TX250 E)
7. Mario Roman (Sherco 300 SE)
8. Graham Jarvis (KTM 300 EXC)
9. Will Riordan (Sherco 300 SE)
10. Alfredo Gomez (Beta EC 300)