Kawasakis lange Durststrecke – wie lange braucht Chase Sexton?
Chase Sexton Kawasaki Neuverpflichtung beim Testen auf Hawaii. / Foto: Kawasaki
Es ist kaum zu glauben, aber die grüne Erfolgsgeschichte von Kawasaki steckt in einer der härtesten Phasen ihrer modernen Ära. Der Traditionshersteller, einst eine feste Größe im Titelkampf, erlebt aktuell eine ungewohnt lange Siegesflaute – und die Frage, die sich viele Fans stellen, lautet: Wann beendet Chase Sexton diese Serie?
Die längste Siegespause seit den 1980er-Jahren
So schwach lief es für Kawasaki zuletzt, als Helmut Schmidt seine zweite Amtszeit als Bundeskanzler inne hatte und die TV-Serie Derrick die Einschaltquoten im deutschen Fernsehen dominierte. Damals, zwischen März 1979 (Jimmy Weinert) und Juni 1983 (Billy Liles), dauerte es über vier Jahre, bis ein Kawasaki-Werksfahrer wieder ein Rennen in der 250er- oder 450er-Klasse gewinnen konnte.
Seitdem hat das Team nie mehr eine so lange Durststrecke erlebt – und schon gar nicht vier komplette Saisons ohne Sieg. Doch genau dieses Szenario droht jetzt, sollte auch 2026 kein Kawasaki-Pilot ganz oben auf dem Podium stehen.
Die aktuelle Bilanz
Der letzte große Erfolg liegt inzwischen weit zurück: Jason Anderson holte am 20. August 2022 beim Pro Motocross in Budds Creek den letzten Kawasaki-Sieg in der Königsklasse. Sein bislang letzter Supercross-Erfolg datiert sogar vom 7. Mai 2022. Seitdem: Funkstille.
Zählt man die Tage zusammen, wird die aktuelle Sieglos-Serie bis zum Saisonauftakt der SuperMotocross-Weltmeisterschaft 2026 über dreieinhalb Jahre andauern – ein beispielloser Zeitraum in der jüngeren Teamgeschichte.
Hoffnungsträger Chase Sexton
Mit Chase Sexton hat Kawasaki jedoch einen Fahrer verpflichtet, der das Potenzial hat, diese Durststrecke zu beenden. Der AMA-Supercross-Champion von 2023 gilt als einer der talentiertesten Piloten in den AMA Serien. Doch auch für ihn wird der Druck groß sein, das Team zurück zu alter Stärke zu führen – und das möglichst schnell.
Ob sich der 26-Jährige besser schlagen wird als der abtrünnige Jorge Prado, bleibt spannend. Erste Runden auf dem Bike zeigten Sexton in seinem unverkennbar lockeren Stil – das macht Hoffnung.
Historie trifft Gegenwart
Kawasaki ist eine Marke, die über Jahrzehnte mit Namen wie Jeff Ward, Ryan Villopoto oder Ricky Carmichael für Siege und Meisterschaften stand. Dass nun fast vier volle Jahre ohne Erfolg ins Land gehen könnten, ist für ein Werk mit dieser Tradition ungewohnt.
Die Statistik zeigt: Noch nie in der modernen MX- und SX-Geschichte hat Kawasaki vier komplette Saisons ohne Sieg überstanden. Wenn Sexton und sein Team es 2026 nicht schaffen, das Podium zu erklimmen, würde das ein neues – und schmerzhaftes – Kapitel in der Teamchronik aufschlagen.
Wenn die Startgatter im Januar 2026 fallen, wird die Aufmerksamkeit auf Chase Sexton und die grünen Maschinen gerichtet sein. Kann er die längste Siegesflaute seit über 40 Jahren endlich beenden? Die Antwort wird nicht nur für Kawasaki, sondern für die gesamte Szene ein echter Gradmesser sein.
