Jorge Prado: Zwischen Shitstorm und Neustart

Optisch scheinen Jorge Prado und die Red Bull KTM sehr vertraut.

Optisch scheinen Jorge Prado und die Red Bull KTM sehr vertraut. / Foto: Simon Cudby

Jorge Prado polarisiert im Moment wie kaum ein anderer Fahrer. Unter seinem aktuellen Video zu seinem Neustart explodieren die Kommentare: von bedingungsloser Unterstützung und Gänsehaut-Emotionen bis hin zu knallharter Kritik. Einige Vorwürfe behaupten, er sei ein „Quitter“ und enthalten Sprüche im Stil von „keine Ausreden mehr“. Genau zwischen diesen Fronten startet der spanische Superstar nun sein nächstes Kapitel – zurück auf der KTM, mit einem klaren Plan für 2026.

Voller Fokus: Endlich eine komplette Supercross-Saison

Prado macht in seinem Video unmissverständlich klar, was sein erstes großes Ziel ist: Er will endlich eine komplette Supercross-Saison durchfahren. Bisher stehen in seiner Karriere gerade einmal vier Supercross-Rennen auf der Uhr. Für jemanden mit seinem Talent und seinem Status wirkt das fast absurd wenig.

Er sagt, dass er das System jetzt deutlich besser kennt: den Ablauf des Wochenendes, das Format, den Rhythmus von Woche zu Woche, den Druck. All das ist für ihn 2026 nichts völlig Neues mehr. Er fühlt sich eher wie ein „Neuling mit Erfahrung“: noch viel zu lernen, aber deutlich besser vorbereitet als bei seinem ersten Auftritt in den USA. Sein Plan: jedes Rennen zu Ende fahren, sich von Veranstaltung zu Veranstaltung steigern, Erfahrung sammeln – und nicht wieder mittendrin aussteigen.

Viele Fans fordern genau das: kein Drama, keine Ausreden – einfach Ergebnisse.

Draußen wird’s ernst: „Ich werde ein Titelanwärter sein“

Noch klarer wird Prado, wenn es um die Motocross-Saison geht. Für die Freiluft-Rennen 2026 formuliert er seine Ziele ohne Zurückhaltung: Er sieht sich als Titelkandidat und will an jedem Wochenende um Siege kämpfen.

Das passt zur Erwartungshaltung vieler europäischer Fans, die ihn aus der Motocross-Weltmeisterschaft als dominanten Champion kennen. Es kollidiert aber mit der Skepsis vieler Fans in den USA, die ihn nach dem schwierigen Jahr mit Kawasaki kritisch sehen.

In den Kommentaren liest man alles:
– von „ein glücklicher Jorge ist ein gefährlicher Jorge“
– bis hin zu „Fahrer fürs Mittelfeld“, „Quitter“ und „Prinzessin Prado“.

Genau diesen Leuten will er 2026 beweisen, dass er mehr ist als nur ein gescheitertes Experiment auf einem grünen Motorrad.

Zurück „nach Hause“: Warum sich KTM wieder richtig anfühlt

Der emotionale Kern seiner Aussagen ist klar: die Rückkehr zur KTM. Prado beschreibt, dass er schon beim ersten Starten des Motors und beim Einlegen des ersten Gangs sofort wieder das Gefühl hatte, „zu Hause“ zu sein. Die Art, wie der Motor anspricht, das Gefühl auf den Rasten, der vertraute Fahrfluss – all das sei sofort wieder da gewesen.

Er ist mit KTM groß geworden, seine Karriere und seine Titel sind eng mit der Marke verbunden. Jetzt, zurück in Orange, spricht er davon, wieder „frei“ zu fahren, locker, stehend, fließend – kurz: wieder er selbst zu sein.

Einige Fans greifen das in den Kommentaren auf: Für viele bedeutet Prado plus KTM so etwas wie die Rückkehr zur „natürlichen Kombination“. Andere sehen darin nur den nächsten Versuch, nach dem Kapitel Kawasaki die Geschichte zu drehen.

Die Kritik bleibt – und der Druck steigt

So groß die Euphorie seiner Fangemeinde ist, so laut sind auch die kritischen Stimmen. Immer wieder fällt das Wort „Quitter“. Einige werfen ihm vor, bei Kawasaki hingeschmissen zu haben, andere sagen, er habe das Team und die Marke öffentlich beschädigt.

Gleichzeitig gibt es aber auch viele, die betonen, dass das Gesamtpaket aus Motorrad und Struktur schlicht nicht gepasst habe. Sie glauben, dass es mehr Mut als Schwäche sei, aus einem hoch dotierten Vertrag auszusteigen, wenn man merkt: Das führt sportlich nirgendwo hin.

Eins ist klar: 2026 wird ein Jahr ohne Sicherheitsnetz. Prado sitzt wieder auf dem Motorrad, das er sich gewünscht hat. Mit starken Teamkollegen, an denen er sich messen kann. In einer Umgebung, die er kennt. Genau deshalb wird jede schwächere Leistung doppelt kritisch bewertet werden. Viele Fans formulieren es ganz direkt: keine Ausreden mehr.

Ein lachender Jorge – und eine riesige Chance

Zwischen all dem Hass, der Ironie und den Spitzen in den Kommentaren fällt eines deutlich auf: Jorge Prado wirkt wieder glücklich. Er lacht, er nimmt die Situation mit Humor, er wirkt lockerer als im Chaos rund um Kawasaki. Ein entspannter, motivierter Prado ist sportlich gesehen brandgefährlich.

Wenn er 2026 tatsächlich

  • eine komplette Supercross-Saison durchzieht,
  • gesund bleibt,
  • sich Schritt für Schritt an die Stars in den USA heranarbeitet
  • und draußen wieder in den Titelkampf einsteigt,

dann kann sich die Erzählung sehr schnell drehen – vom „Quitter“ zu einem Fahrer, der eine schwierige Phase offen angesprochen, einen harten Schnitt gemacht und sich wieder nach vorne gekämpft hat.

Prado selbst bringt es im Video sinngemäß auf den Punkt: Für ihn beginnt seine eigentliche Reise erst jetzt.
Ob das so kommt, entscheidet am Ende nicht die Kommentarspalte. Stattdessen werden die Rundenzeiten und Ergebnislisten in Anaheim, Daytona, Hangtown und all den anderen Stationen entscheidend sein.