Jorge Prado: Zwischen Arbeitsverweigerung und Schadensbegrenzung

Das Lachen dürfte Jorge Prado nach dem Budds Creek Debakel vergangen sein. / Foto: Kawasaki
Das Finale der Pro Motocross Championship in Budds Creek sollte für Jorge Prado eine Gelegenheit sein, seine Klasse zu unterstreichen. Am Ende hinterließ der Spanier jedoch mehr Fragezeichen als Antworten. Ein 43. Platz im Zeittraining, ein Regelwerk, das ihn vor der Blamage rettete, und zwei solide, aber unspektakuläre Rennläufe – so lässt sich sein Wochenende zusammenfassen.
Ein Qualifying zum Kopfschütteln
Die nackten Zahlen sprechen Bände: Platz 43 im Zeittraining, mehr als zwölf Sekunden Rückstand auf die Pole-Zeit von Jett Lawrence. Acht private Kawasaki-Fahrer reihten sich vor Prado ein. Für einen amtierenden MXGP-Weltmeister wirkt dieses Resultat nicht nur schwach – es grenzt an Arbeitsverweigerung.
Unter normalen Umständen hätte er sich den Weg ins Hauptfeld über die Last Chance Qualifier erkämpfen müssen. Doch das Reglement, das den Top Ten der Gesamtwertung eine automatische Startberechtigung zusichert, verschaffte Prado einen Freifahrtschein. Ohne diese Regel wäre sein Wochenende wohl schon nach dem Zeittraining beendet gewesen.
Steigerung im Rennen – doch wie?
In den Motos zeigte sich ein anderes Bild: Prado fuhr die Plätze 11 und 12 ein, was ihn am Ende auf Gesamtrang 10 brachte. Keine Glanzleistung, aber eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Debakel vom Vormittag. Die Frage bleibt: Wie erklärt sich dieser plötzliche Formanstieg? Ob in der Pause zwischen Training und Rennen an ihn appelliert wurde, ist unklar. Fakt ist: Prado konnte – wenn auch verspätet – zumindest Schadensbegrenzung betreiben.
Ein Weltmeister ohne Biss?
Wer Prado in Budds Creek beobachtete, sah einen Fahrer, der fahrerisch zweifellos alles kann, aber derzeit nicht alles abruft. Lustlos, uninspiriert, fast, als ob er sein USA-Abenteuer innerlich bereits abgeschlossen hätte. Für Fans, die einen echten Spitzenkampf erwartet hatten, war sein Auftritt ernüchternd.
Zukunft offen
Die Gerüchteküche brodelt. Viele Beobachter glauben, dass die Partnerschaft mit Kawasaki schon bald endet – vielleicht sogar noch vor den anstehenden SMX-Finals. Eine Rückkehr zu KTM scheint nicht ausgeschlossen. Klar ist: Mit Leistungen wie in Budds Creek wird es schwer, die eigene Position im US-Motocross langfristig zu festigen.
Jorge Prado beendet das Pro-Motocross-Jahr auf dem Papier mit einer Top-Ten-Platzierung. Doch der Weg dorthin wirft Fragen auf: Ein Qualifying, das wie ein Signal der Resignation wirkt, und Rennläufe, die mehr von Routine als von Leidenschaft geprägt waren. Für einen Weltmeister ist das zu wenig – und für die Fans bleibt die Erkenntnis: Die größte Herausforderung für Prado liegt derzeit nicht auf der Strecke, sondern in seiner Motivation.