Jo Shimoda schreibt Geschichte – und Japan schaut endlich hin

Jo Shimoda nach der Preisübergabe

Jo Shimoda nach der Preisübergabe. / Foto: HRC

Tokio, ein Mittwochabend im Dezember, irgendwo zwischen Kronleuchtern, rotem Teppich und dem leisen Klirren von Sektgläsern. Und mittendrin steht ein Typ, der normalerweise in voller Ausrüstung durch Wellenbrecher aus Dirt pflügt: Jo Shimoda. Doch diesmal trägt er keinen Helm, sondern einen Sportpreis – und was für einen.

Der Honda-HRC-Progressive-Pilot wurde in Tokio mit dem Kantō Shō „Fighting Spirit“-Award ausgezeichnet. Ein Preis, der normalerweise Baseball-Pitchern, Sumo-Legenden oder Fußballstars vorbehalten ist. Und jetzt? Ein Motocrosser. Ein Zeichen, das man nicht unterschätzen sollte.

Ein Jahr, in dem Shimoda alles verändert hat – auch für Japan

2025 war für Jo Shimoda kein gutes Jahr. Es war eines dieser Jahre, die ein Leben auf eine neue Spur setzen. Der SuperMotocross-Titel in der 250er-Klasse – als erster Japaner überhaupt, der in der AMA-Szene einen Profi-Titel holt.

Sein kompromissloses Debüt beim MXoN in der 450er. Und jetzt dieser Preis, mitten in Tokio, direkt neben Weltstars wie Dodgers-Pitcher Yoshinobu Yamamoto, dem diesjährigen Gesamtgewinner des Japan Professional Sports Grand Prize.

Man muss das einordnen: In Japan spielt Motocross gesellschaftlich ungefähr die gleiche Rolle wie Curling in der Wüste. Und doch steht Shimoda plötzlich auf einer Bühne, auf der sonst die größten Sportikonen des Landes geehrt werden. Seine Reaktion? Unverkennbar Shimoda: „Ich hätte nie gedacht, dass Motocross mich einmal hierher bringt. Ich hoffe, der Preis sorgt dafür, dass mehr Menschen in Japan sehen, was unser Sport kann.“

Es klingt nicht großspurig. Es klingt ehrlich. Und es klingt nach jemandem, der weiß, dass er gerade etwas losgetreten hat, das größer ist als ein Titel.

Ein Abend, der zeigt, dass Motocross in Japan leise, aber deutlich wächst

Am Tag nach der Preisverleihung verwandelte Honda Tokio in eine kleine Offroad-Oase: Pop-up-Event, Fans in Schlangen, Autogramme, Kameras. Shimoda, Teammanager Lars Lindstrom, IndyCar-Ikone Takuma Sato – eine Bühne, die plötzlich aussah wie ein Who-is-Who des Motorsports.

Dazu die Ehrung weiterer japanischer Talente wie Yuki Okura (JMX-Champion) und BMX-Star Rim Nakamura.
Motorsport, BMX, Motocross – alles an einem Ort. Japan zeigt selten so offen, wie stolz es auf seine Athleten ist.

HRC-Offroad-Chef Yasuhiro Yokoyama brachte es auf den Punkt: „Jo hat nicht nur gewonnen. Er hat Japan gezeigt, wozu ein japanischer Motocrosser fähig ist.“

Ein Champion, der verletzt ist – aber nicht bremst

Ja, Shimoda hat momentan eine Nackenverletzung. Ja, sie war heftig genug, um Training und Pläne durcheinander zu wirbeln. Aber wer ihn kennt, weiß: Er sieht Hindernisse nur als Dinge, die man eben überfährt. 2026 ist geplant. Fix. Ohne Fragezeichen. Wieder Honda HRC Progressive, wieder volles Programm.

Und die Stimmung? Shimoda wirkt nicht wie jemand, der auf die Bremse tritt. Er wirkt wie jemand, der gerade erst warm läuft.

Shimoda hat das Rampenlicht nicht gesucht – aber jetzt gehört es ihm

Dieser Preis ist nicht einfach eine Trophäe mehr für den Schrank. Er ist ein Signal. Ein selten deutliches:

  • Motocross zählt in Japan.
  • Shimoda hat die Tür geöffnet – und sie bleibt offen.
  • Und wenn 2026 startet, wird er sie nicht nur offenhalten… sondern mit Vollgas hindurchfahren.

Jo Shimoda hat ein historisches Jahr hingelegt. Und es fühlt sich an, als wäre es erst der Anfang.