Jett Lawrence: Lockerheit, Fokus und die Jagd auf Legenden

Jett Lawrence dominiert die AMA Pro Motocross Serie

Jett Lawrence dominiert die AMA Pro Motocross Serie. / Foto: Align Media

Er gewinnt, er dominiert, er schreibt Geschichte – und das mit einer scheinbar mühelosen Leichtigkeit. Jett Lawrence bleibt auch nach dem vergangenen AMA Pro Motocross-Wochenende das Maß der Dinge. Der Australier sammelt weiter Siege, Selbstvertrauen und Rekorde – und rückt Schritt für Schritt an die ganz Großen des Sports heran.

Nach dem Rennen in RedBud nahm sich der HRC-Star Zeit für die Medien – und zeigte sich wie gewohnt reflektiert, selbstkritisch und mit einem Augenzwinkern. Hier sind die spannendsten Einblicke aus seinem Interview.

Wie lief das Bike?

„Nicht zu schlecht – gut genug, um zu gewinnen.“ So fasst Jett Lawrence den Tag auf seine typisch trockene Art zusammen. Besonders seit Southwick habe sich das Setup verbessert. „Wir haben etwas gefunden, das mir diese Extraportion Speed freigibt.“

Ein wichtiges Detail, denn je mehr Lawrence in Fahrt kommt, desto schwerer wird er zu schlagen. Und das auf einem Bike, das er mittlerweile blind versteht.

Großer Vorsprung – große Ablenkung?

Wenn ein Fahrer vorne wegfährt, könnte man meinen, er sei völlig fokussiert. Nicht so bei Jett. „Manchmal hab ich einen Squirrel Brain-Moment“, gibt er lachend zu. Dann schießen ihm Gedanken durch den Kopf, die mit Racing rein gar nichts zu tun haben.

Aber wenn der Flow da ist, analysiert er jede Linie mit Akribie: „Ich achte darauf, welche Spur vorher etwas enger war, ob sie aufreißt oder sich ein Loch bildet. Das sind die Dinge, auf die ich mich vorne konzentriere.“ Der Zeitabstand zur Konkurrenz? Den checkt er kurz beim Vorbeifahren an der Boxentafel – und fährt weiter sein Ding.

Sturz zu Beginn – was dann?

Auch Champions stürzen. Doch was Jett Lawrence nach einem frühen Fehler im zweiten Lauf zeigte, sagt viel über seinen Charakter: „Das Erste, was mir durch den Kopf ging, war: ‘Steh auf und fahr los – das ist kein Ort, um lange zu bleiben.’

Er sei einfach zu aggressiv in die Kurve gegangen, habe den Grip überschätzt. Als er sich wieder aufrappelte, lag er auf P18 – aber er sah das Feld. Kein Grund zur Panik, sondern zum Angreifen: „Ich habe mich an meine Rundenzeiten gehalten und geschaut, was noch möglich ist.“

Was war das mit der riskanten Innenlinie?

Nach den Rollern sprang Lawrence kompromisslos auf die Innenlinie – ein Move, der bei Fans und Experten für Raunen sorgte. Riskant? Vielleicht. Geplant? Auf jeden Fall. „Ich habe das schon beim Press Day am Freitag gemacht. Diese Line hilft, den großen Single sauber zu überqueren“, erklärt er. Im Rennen wurde der Absprung allerdings rauer – doch Jett blieb konsequent: „Nichts zu Verrücktes, aber es war definitiv nicht die einfachste Line.“

Druck von oben? Oder Motivation pur?

Wenn Honda-Topmanager an der Strecke stehen, wächst der Druck – oder doch der Antrieb? „Du willst natürlich gut aussehen, wenn die großen Chefs da sind“, meint Lawrence augenzwinkernd. Und ergänzt direkt: „Jo Shimoda war in der 250er-Klasse unglaublich unterwegs – das hat mich noch mehr motiviert, abzuliefern.“

Wie fühlte sich die Strecke an?

„Deutlich tiefer als in den Jahren zuvor“, analysiert Lawrence. Gerade in den Rillen sei das Bike leicht ins Stottern gekommen. „Man konnte nicht so flüssig fahren wie sonst, weil das Motorrad in den Spurrillen fest hing.“

Was bedeutet dieser Moment für die neue Generation?

Lawrence gilt als Gesicht einer neuen Motocross-Ära – jung, fokussiert, respektvoll. Die neue Fahrergeneration, so sagt er selbst, sei stark durch gegenseitigen Respekt geprägt. „Wir sind seit Jahren gegeneinander gefahren. Ich weiß, wenn ich neben jemandem wie Justin Cooper bin, dass es fair zugeht – und umgekehrt. Das gibt Sicherheit.“

Auch im Duell mit seinem Bruder Hunter habe sich ein hohes Maß an Fairness etabliert. „Das ist schon ziemlich cool – so sollte Racing sein.“

Honda zurück an der Spitze – Jett als Schlüsselfigur

Für viele Fans ist es eine emotionale Zeit: Honda ist zurück auf dem Thron. Und Jett Lawrence ist der Fahrer, der die Marke wieder ganz nach oben bringt. „Es ist richtig cool, das für Honda zu tun“, sagt er. Die Rückmeldungen der Fans seien überwältigend. „Viele sagen uns: Danke, dass ihr Honda wieder dorthin bringt, wo es hingehört. Das macht uns alle stolz – Lars, B-Dub, die Leute in Japan. Wir wollen einfach liefern.“

Die Dominanz hat ein Gesicht – und einen Plan

Jett Lawrence gewinnt nicht nur Rennen – er begeistert. Mit fahrerischer Klasse, mit technischem Verständnis, mit Bodenhaftung. Und mit einer Lockerheit, die in dieser Konstanz beinahe beängstigend wirkt. Der Weg zu den Rekorden des GOATs ist noch lang – aber wenn einer in der Lage ist, ihn zu gehen, dann dieser 21-jährige Australier mit Squirrel Brain und Siegermentalität.