Jeremy McGrath: Eine Legende beobachtet den Sport, den er geprägt hat
Jeremy McGrath ist auch heute noch lieber mittendrin, statt nur dabei. / Foto: Bell
Wenn man an Supercross denkt, landet man zwangsläufig bei einem Namen: Jeremy McGrath. „Showtime“. Der Mann, der den Sport erst groß, dann spektakulär – und schließlich weltweit relevant gemacht hat. Und doch steht er im Dezember 2025 nicht im Rampenlicht eines vollbesetzten Stadions, sondern ganz entspannt auf dem Kawasaki-Testgelände in Corona, Kalifornien. Kein Startgatter, kein Feuerwerk. Stattdessen Mechaniker um ihn herum, Fotografen, die die neuen Kawasaki-Werksfahrer ablichten – und McGrath mittendrin, beobachtend, reflektierend.
Es ist ein Bild, das perfekt beschreibt, wo der Siebenfach-Champion heute steht: nicht mehr der Mann auf der Strecke, aber immer noch einer, der den Puls dieses Sports fühlt.
Zwischen Adrenalin und Vernunft: McGrath auf dem Bike
McGrath steigt nach wie vor aufs Motorrad, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Die Freude am Fahren ist geblieben, ebenso der innere Wettkämpfer. Doch er weiß auch, dass Supercross-Strecken im Jahr 2025 nichts verzeihen. Der Speed ist höher, die Technik komplexer, und wer nicht regelmäßig trainiert, landet schnell im Grenzbereich. Seine Reflexionen zeigen, wie schwer es einem Fahrer seiner Klasse fällt, den eigenen Ehrgeiz zu zügeln – und gleichzeitig, wie klar er die Risiken einschätzt.
Neue Rollen, neue Projekte – aber das Herz schlägt weiter für den Sport
McGrath ist heute vielseitiger denn je: Markenbotschafter für Kawasaki, Unternehmer mit einem eigenen E-Bike-Projekt, Content-Produzent, Offroad-Enthusiast und Familienmensch. Dass er keinen klassischen 9-to-5-Job braucht, betrachtet er als Privileg. Vieles in seinem Alltag dreht sich nicht mehr um Racing, sondern um Dinge, die er früher kaum genießen konnte – Zeit mit Familie, handwerkliche Tätigkeiten, entspanntes Fahren ohne Wettkampfdruck.
Trotzdem bleibt der Sport sein Fixpunkt. Ob Side-by-Side-Touren in der Wüste oder Testfahrten – McGrath bleibt ein Mann, der sich nur schwer komplett vom Gas lösen kann.
Blick auf die Gegenwart: Ein härterer, schnellerer, professionellerer Sport
Aus der Distanz eines Ex-Profis erkennt McGrath klar, wie sich Supercross verändert hat. Wo früher Raum für Improvisation und Leichtigkeit war, regiert heute ein eng getaktetes, wirtschaftlich durchorganisiertes System. Größere Budgets, mehr Öffentlichkeit und steigender Leistungsdruck haben den Charakter des Sports verschoben.
Der Ton ist härter geworden, die Strukturen professioneller. Für die aktuelle Generation ist das normal. Für McGrath ist es die logische Weiterentwicklung eines Sports, der längst im globalen Entertainment angekommen ist.
Über Respekt – und wie man als Legende seinen Platz findet
Egal ob auf dem Testgelände oder bei Teamterminen: Die junge Fahrergeneration begegnet McGrath mit großem Respekt. Und doch bleibt er bewusst im Hintergrund. Er weiß, dass die Bühne heute anderen gehört – und verhält sich genau so. Es ist diese Mischung aus Bescheidenheit und Erfahrung, die ihn auch Jahrzehnte nach seinen Erfolgen zu einer der einflussreichsten Stimmen des Sports macht.
Anaheim bleibt das Zentrum der Supercross-Welt
Wenn McGrath über Anaheim spricht, hört man den Racer in ihm wieder durch. Auch ohne Startnummer auf dem Bike erlebt er das Flair des Saisonauftakts mit einer Intensität, die an frühere Rennabende erinnert. Der Lärm, die Lichter, die Fans – das ist das Gefühl, das ihn bis heute mit dem Sport verbindet.
Eine Legende, die bleibt – nur auf andere Weise
Jeremy McGrath fährt 2026 keine Titel mehr ein. Aber seine Bedeutung ist ungebrochen. Er begleitet Entwicklungen, inspiriert Fahrer, formt Meinungen und bewahrt gleichzeitig jene Leichtigkeit, die ihn einst zum größten Supercross-Piloten aller Zeiten machte.
