Jeffrey Herlings & KTM: Ein Abschied, der mehr erzählt als nur das Ende einer Ära
KTM und Jeffrey Herlings trennen sich nach 17 Jahren Zusammenarbeit.
Es ist offiziell: Jeffrey Herlings und Red Bull KTM Factory Racing trennen sich nach 17 gemeinsamen Jahren. Und obwohl der Schritt sportlich logisch wirkt, hat die Art des Abschieds etwas, das hängen bleibt. Nicht wegen großer Worte – sondern wegen der Ehrlichkeit dahinter.
Herlings kam 2010 als schmächtiger, kompromissloser 15-Jähriger zu KTM, holte im zweiten Grand Prix seiner Karriere das erste Podium, zwei Wochen später den ersten Sieg – und legte damit den Grundstein für eine Ära, die im Motocross ihresgleichen sucht.
Fünf WM-Titel, 112 GP-Siege, Rekorde, Dramen, Comebacks, Verletzungslisten, die länger waren als manche Ergebnisliste. Und all das mit einem orangenen Motorrad unter ihm.
Doch so eindrucksvoll diese Stats sind – sie sind nur die eine Seite der Geschichte. Die andere ist die Frage, die dieser Abschied aufwirft: Seit wann werden Fahrer so offen, so emotional und so positiv verabschiedet? Und warum eigentlich erst jetzt?
Ein Abschied, der nicht nach PR klingt – sondern nach echter Geschichte
Die Worte von Pit Beirer und Robert Jonas wirken nicht wie Standard-Statements. Sie klingen nach zwei Menschen, die einen Fahrer über 16 Jahre haben wachsen – und scheitern – und wieder aufstehen sehen. Beirer spricht von einem „generational talent“. Jonas hebt die „Jahre der Hingabe“ hervor. Und man versteht sofort: Herlings war für KTM nicht irgendein Fahrer, den man austauschen kann wie eine Startnummer.
Er war eine Konstante. Ein Projekt. Eine Persönlichkeit. Und diese Art der Verabschiedung fühlt sich an wie ein würdiger Schlusspunkt – kein Marketing, kein Pflichttext.
Früher liefen Abschiede anders – viel kälter, viel unpersönlicher
Wer lange genug im Motocross dabei ist, erinnert sich: Abschiede waren früher reine Formalität. Pressemitteilungen mit zwei Standardsätzen. Wenn überhaupt. Oft erfuhr man erst durch ein Wintertest-Foto, dass ein Fahrer überhaupt gewechselt hatte.
Keine Videos. Keine persönlichen Botschaften und keine anerkennenden Worte über Charakter, Weg oder Partner. Die Szene war pragmatisch, fast schon rau. Fahrer gingen. Teams ersetzten. Weiter.
Ein emotionaler Abschied? Damals fast schon verdächtig.
Warum der Sport Abschiede heute anders kommuniziert
Der Wandel kommt nicht aus Zufall. Er ist Ergebnis einer veränderten Sportkultur: Fahrer haben heute Markenwert. Teams haben Personality. Fans erwarten Transparenz. Und Social Media verlangt Geschichten – keine reinen Fakten.
Egal ob KTM, Yamaha oder Honda: Die Kommunikation ist persönlicher geworden. Identität und Nahbarkeit sind entscheidend. Und dazu gehört, auch das Ende einer Zusammenarbeit bewusst zu erzählen.
Ein guter Abschied ist Teil der Marke. Teil des Images. Teil der Beziehung zwischen Team und Fans.
Beim Motocross von heute geht es längst nicht mehr nur um Rundenzeiten – sondern um Narrative.
Herlings als Beispiel: Die Verbindung war zu groß, um sie leise enden zu lassen
Jeffrey Herlings ist nicht einfach ein Fahrer, den KTM verabschiedet.
Er ist ein Kapitel der Marke.
Einer der erfolgreichsten Athleten, die KTM je hatte.
Einer, der trotz Rückschlägen immer wieder dorthin zurückkam, wo viele längst aufgegeben hätten.
Dass man eine solche Karriere nicht mit einer nüchternen Zeile beendet, ist logisch – und verdient.
Dieser Abschied zeigt, wie weit der Sport gekommen ist
Es ist nicht nur die Trennung eines Superstars von einem Werksteam. Es ist ein Zeichen dafür, wie der Motocross-Sport heute funktioniert – und wie viel menschlicher er kommuniziert wird als noch vor einigen Jahren.
KTM verabschiedet Jeffrey Herlings nicht nur mit Dank – sondern mit Respekt. Mit Würdigung. Mit einem Bewusstsein dafür, wie besonders diese 16 Jahre waren.
Herlings geht. KTM dankt. Und der Sport zeigt, dass er gelernt hat, seine Geschichten komplett zu erzählen – auch die am Ende.
