Jason Anderson: Eine Dekade verging seit seinem letzten Suzuki Sieg
Jason Anderson holte sich nach 12 Jahren wieder einen Sieg auf einer Suzuki. / Foto: SX Global
Die World Supercross Championship (WSX) steuert auf ein Finale zu, das kaum dramatischer sein könnte – und im Mittelpunkt dieser späten Wendung steht nun ein Fahrer, den viele fast abgeschrieben hatten: Jason Anderson. Mit seinem beeindruckenden Auftritt in Stockholm katapultierte sich der 32-Jährige nicht nur zurück ins Titelrennen, sondern schrieb auch ein ganz eigenes Kapitel Motorsport-Geschichte.
Ein Sieg, der weit mehr bedeutet als 25 Punkte
Für Anderson war dieser Triumph kein gewöhnlicher Erfolg. Sein letzter Sieg liegt mehr als drei Jahre zurück: Am 20. August 2022 gewann er beim Pro Motocross in Budds Creek, damals noch auf Kawasaki. Ein starkes Rennen, gewiss – aber in der Welt des Motorsports längst eine Ewigkeit.
Noch bedeutender ist jedoch, was Stockholm in Bezug auf seine Rückkehr zu Suzuki bedeutet. Denn Andersons letzter Triumph auf genau jener Marke, zu der er Ende 2025 zurückkehrte, liegt fast schon unwirklich weit in der Vergangenheit: 27. April 2013. Damals holte er in Salt Lake City in der 250er-Klasse einen Sieg auf Suzuki – ein Jahrzehnt, bevor er diese Marke wieder aufs höchste Podesttreppchen führte. Dass er nun, 2025, erneut ganz oben steht, hat einen fast schon filmreifen Symbolwert.
Die Wiedergeburt eines Titelkandidaten
Und doch war dieser Triumph alles andere als selbstverständlich. Anderson kam nach Schweden mit wenig Selbstvertrauen. Nach dem enttäuschenden australischen GP reiste er zurück nach Florida, nur um zwei volle Tage damit zu verbringen, seine Suzuki auf ein Level zu bringen, das ihm überhaupt wieder ein gutes Gefühl geben konnte. Erst danach flog er direkt nach Stockholm – und lieferte ausgerechnet dort die vielleicht entschlossenste Leistung seiner jüngeren Karriere.
Sein 2-1-1-Abend war weniger ein Zufallsprodukt als eine Demonstration seiner Fähigkeit, sich unter Druck völlig neu zu fokussieren. „Ich wusste, ich musste perfekt sein“, sagte er später. Und perfekt war er: kontrolliert im ersten Lauf, eiskalt im zweiten und unnachgiebig im entscheidenden Finale. Anderson fuhr nicht nur schnell – er fuhr mit dem Bewusstsein, dass sich genau hier entscheiden könnte, ob er wieder ein echter Weltmeisterkandidat ist.
Gegner stark – aber Anderson stärker
Savatgy startete brillant in den Abend, dominierte Superpole und Sprint 1, schien Anderson mental bereits im Griff zu haben. Craig wiederum kämpfte mit eigenen Fehlern, zeigte aber immer wieder, warum er zur absoluten Weltspitze gehört. Doch als es wirklich zählte, war Anderson derjenige, der die Lücke riss und sie hielt. Derjenige, der nicht nachgab. Derjenige, der sich seinen Moment mit Kraft, Präzision und Willen nahm.
Eine Meisterschaft am Limit
Nun geht es nach Südafrika – mit einem Punktestand, der kaum enger sein könnte: Anderson 126, Savatgy 126, Craig 125.
Drei Fahrer, ein Punkt Unterschied, ein Showdown, der das Potenzial hat, legendär zu werden.
Und doch trägt dieser Titelkampf seit Stockholm eine neue Note: Jason Anderson hat gezeigt, dass er wieder siegen kann. Nach Jahren der Rückschläge, nach Markenwechseln, Verletzungen, Anpassungsschwierigkeiten – und nach einer quälend langen Durststrecke – hat er sich selbst und der Welt bewiesen, dass er wieder ganz oben stehen kann.
Die kompletten Ergebnisse des WSX Grand Prix in Stockholm findest Du in unserer Übersicht
