Jan Pancar – Privatfahrer in einer Werkswelt

Jan Pancar beim MXGP of Flanders 2025 in Lommel

Jan Pancar beim MXGP of Flanders 2025 in Lommel

Während im MXGP-Paddock meist große Strukturen, Teamtrucks und volle Mechanikercrews dominieren, gibt es eine Ausnahme, die die Szene seit Jahren aufhorchen lässt: Jan Pancar. Der Slowene ist einer der letzten echten Privatfahrer in der MXGP – ohne Werksteam, ohne große Manpower, oft nur begleitet von seinem Vater. Dass er die Saison 2025 dennoch als Elfter der Gesamtwertung beendete, macht seine Leistung umso bemerkenswerter. In einer Meisterschaft, in der Profi-Infrastruktur eigentlich Grundvoraussetzung ist, behauptet sich Pancar gegen Fahrer mit ungleich größeren Ressourcen.

Ein Familienprojekt unter Profi-Bedingungen

Der 24-Jährige organisiert praktisch alles selbst. Transport, Bike-Prep, organisatorische Abläufe – vieles davon trägt er allein oder gemeinsam mit seinem Vater. Auch zu Hause gibt es keine Mechanikercrew, die die KTM vorbereitet. Stattdessen wird in der heimischen Garage geschraubt, gereinigt und getestet. Und trotzdem liefert Pancar auf Weltklasse-Niveau ab: Podiumsergebnisse im Rennen, starke Top-10-Platzierungen und eine Moto-Bestleistung mit Rang drei beim GP von Tschechien sprechen eine deutliche Sprache.

Der Weg durch die Saison: Reisen, Aufwand und Realität

Was für die Werksprofis selbstverständlich ist – entspannt zu den Rennen reisen, regenerieren, sich ausschließlich aufs Fahren konzentrieren – sieht bei Pancar komplett anders aus. Die langen Distanzen quer durch Europa bewältigt sein Vater oft selbst am Steuer, meist nach einer langen Arbeitswoche. An manchen Wochenenden übernimmt Jan selbst Fahrten, um ihn zu entlasten. Nach der Heimkehr geht es direkt weiter: Motorräder reinigen, warten, vorbereiten, Training planen.

Auch beim Material ist Kompromissbereitschaft gefragt. Die KTM, die er als Privatfahrer bekommt, ist zuverlässig – das ist entscheidend. Doch im Vergleich zu den Werksmaschinen fehlen Feinheiten und Möglichkeiten beim Motoren- und Elektroniksetup, die im Kampf um die Top-Plätze eine Rolle spielen können.

Ein Fahrer, der trotz aller Hürden auf sich aufmerksam macht

Dass Pancar trotz begrenzter Mittel regelmäßig Spitzenfahrer herausfordert, bleibt im Paddock nicht unbemerkt. Der dritte Platz beim Motocross der Nationen, inklusive Führungsrunde, war ein Ausrufezeichen. Slowenien erzielte dank seiner Leistung eines der besten Ergebnisse der Teamgeschichte.

Und tatsächlich: Der lang ersehnte Factory-Deal war 2025 so nah wie noch nie. Aus dem Paddock verlautete, dass Fantic ernsthaftes Interesse an ihm gehabt habe. Doch dieser Schritt hätte bedeutet, sich von KTM – seiner langjährigen sportlichen Heimat – zu lösen. Ein Wechsel, den Pancar nicht leichten Herzens vollzogen hätte. Das Risiko, die vertraute Struktur und die technische Basis aufzugeben, war am Ende zu groß. So blieb die Tür nur einen Spalt offen, aber sie fiel ins Schloss und der Traum auf den Factory Deal war Geschichte.

Zwischen Europa und der USA – wohin führt der Weg?

Viele Privatfahrer schauen aufgrund der besseren finanziellen Rahmenbedingungen Richtung USA. Auch Pancar ist offen dafür – allerdings nur im Rahmen eines Markenvertrags, der mit seiner KTM-Bindung vereinbar wäre. Die grundlegenden Unterschiede zwischen MXGP und dem amerikanischen System sind für ihn klar spürbar: Während es in Europa selbst für Siege kaum Preisgeld gibt, können US-Serien selbst Außenseitern attraktive Möglichkeiten bieten.

Blick nach vorn: 2026 mit klaren Ambitionen

Für die kommende Saison bleibt Pancar vorerst Privatfahrer – außer ein Werksteam öffnet doch noch kurzfristig eine Tür. Die Motivation ist ungebrochen. Die Leistungen aus 2025 haben gezeigt, dass er das Potenzial hat, sich dauerhaft in den Top 10 zu etablieren, vielleicht sogar noch weiter vorn.

Was ihn antreibt, ist die Überzeugung, dass er mit besseren Ressourcen den Sprung in die Weltspitze schaffen kann. Bis dahin bleibt er das, was ihn einzigartig macht: Ein Athlet, der sich mit purer Leidenschaft und harter Arbeit gegen die Elite behauptet – und damit einer der authentischsten Kämpfer im gesamten MXGP-Paddock.