Jake Weimer gibt überraschendes Comeback im ADAC Supercross

Jake Weimer als Pilot von MCR.

Jake Weimer als Pilot von MCR. / Foto: RooPhotography

Manchmal schreibt der Motorsport Geschichten, mit denen niemand mehr rechnet. Eine davon beginnt in diesem Herbst – und führt mitten nach Deutschland. Jake Weimer, einst gefeierter US-Supercross-Champion, steht vor einem unerwarteten Comeback. Der mittlerweile 38-Jährige wird beim ADAC Supercross in Stuttgart und Dortmund wieder an das Startgatter rollen. Für das Backyard Design Racing Team nimmt er auf einer Honda CRF 450 Platz – und bringt damit ein Stück amerikanische Supercross-Geschichte auf deutsche Hallenböden.

Ein Fahrer, der eine Ära mitgeprägt hat

Für viele Fans ist Jake Weimer ein Name, der sofort Erinnerungen weckt. In den 2010er-Jahren gehörte er zu den prägenden Figuren der US-Szene. 2010 gewann der damals 23-Jährige die AMA Supercross Lites Westküsten-Meisterschaft – ein Titel, der seine Karriere beflügelte und ihn auf die große Bühne katapultierte.

Schon ein Jahr zuvor hatte er bei einem der prestigeträchtigsten Rennen überhaupt geglänzt: dem Motocross of Nations 2009 in Italien. Gemeinsam mit Ryan Dungey und Ivan Tedesco führte er das amerikanische Team zum Sieg – ein Moment, der ihm bis heute bleibt, denn es war sein einziger, dafür umso triumphaler Auftritt im Nationaltrikot.

Vom Werkspiloten zum Publikumsliebling

Nach seinem Titel in der 250er-Klasse folgte der logische Schritt in die Königskategorie. Ab 2011 startete Weimer für das Monster Energy Kawasaki Factory Team in der 450er-Klasse. Dort traf er auf absolute Supercross-Größen: Ryan VillopotoJames StewartChad Reed oder Kevin Windham – Namen, die bis heute für die goldene Ära des US-SX stehen.

2012 wurde Weimers bestes Jahr. In der Supercross-Gesamtwertung belegte er Rang fünf, im US-Motocross den dritten Platz. Krönender Abschluss: der Titel des King of Paris in der Offseason. Mit seiner eleganten, technisch sauberen Fahrweise und seinem ehrlichen Auftreten erarbeitete er sich weltweit Anerkennung.

Verletzungen, Rückschläge – und der Abschied vom Profi-Dasein

Doch der Weg nach oben blieb nicht ohne Hürden. Nach mehreren erfolgreichen Jahren begann ab 2014 eine schwierige Phase. Weimer verlor seinen Werksplatz bei Kawasaki, fand jedoch mit Team Tedder, später RCH Suzuki, neue Möglichkeiten. Doch wiederkehrende Verletzungen und fehlendes Rennglück setzten ihm zu.

2018, nach einer letzten Saison mit MotoConcepts Honda, zog er schließlich Konsequenzen. Nach 13 Profijahren erklärte der damals 30-Jährige seine aktive Karriere für beendet. Der Körper hatte genug – der Kopf allerdings nicht.

Zwischen Farmleben und Fahrspaß

Weimer blieb dem Motorsport treu, wenn auch in anderer Form. Als Coach gab er seine Erfahrung an junge Talente weiter, gleichzeitig entdeckte er neue Interessen – von Immobilienprojekten bis hin zur Landwirtschaft, wo er sich in der Zuckerrübenproduktion versuchte.

Doch das Racing-Feuer blieb. Zwei Jahrzehnte nach seiner letzten Teilnahme kehrte er 2025 bei den legendären Loretta Lynn’s Amateur Nationals zurück – und landete prompt auf dem dritten Platz. Ein Achtungserfolg, der zeigte: Das Gefühl fürs Motorrad ist geblieben.

Supercross Deutschland als Bühne des Neubeginns

Nun zieht es Jake Weimer nach Europa. Beim ADAC Supercross Deutschland wird er erstmals wieder gegen internationale Konkurrenz antreten. Sein Name allein sorgt bereits im Vorfeld für Gesprächsstoff – nicht zuletzt, weil die SX1-Klasse so stark besetzt ist wie selten zuvor.

Zu den genannten Fahrern zählen Luke CloutMitchell HarrisonJustin StarlingMitchell OldenburgMarshal WeltinCornelius Tøndel und Jeremy Hand. Auch zahlreiche französische Stars sind gemeldet – darunter Cédric SoubeyrasAnthony BourdonAdrien EscoffierLucas ImbertJulien LebeauJason ClermontBoris Maillardund Brice Maylin.

Drei bekannte Namen fehlen allerdings in Stuttgart: Grégory ArandaJordi Tixier und Maxime Desprey lassen den Auftakt aus, da sie zeitgleich in der World Supercross Championship (WSX) im Einsatz sind.

Ein Comeback mit Herz

Dass Jake Weimer nach all den Jahren noch einmal in den Rennmodus schaltet, ist mehr als eine sportliche Randnotiz. Es ist eine dieser Geschichten, die Motorsport so besonders machen – voller Leidenschaft, Mut und Nostalgie. Sein Start in Deutschland zeigt, dass ein echter Racer nie ganz aufhört zu fahren, sondern nur auf den richtigen Moment wartet, um zurückzukehren.

Ob Weimer in Stuttgart und Dortmund um Podestplätze kämpfen kann, bleibt offen. Sicher ist jedoch: Seine Rückkehr bringt internationale Strahlkraft in die ADAC-Serie und sorgt dafür, dass die Hallen brodeln werden. Denn wenn ein ehemaliger US-Champion noch einmal die Startmaschine spannt, dann weiß jeder – das wird kein gewöhnliches Rennen.