ISRL Calicut: Volle Ränge, leere Versprechen, verärgerte Fans
Die Indian Supercross Racing League (ISRL) sorgte in Calicut für verärgerte Fans. / Foto: ISRL
Die dritte Runde der Indian Supercross League (ISRL) in Calicut sollte ein Schaufenster sein. Für den Sport. Für die Serie und für den Markt Indien. Auf der Strecke hat das funktioniert. Daneben weniger.
Mehr als 30.000 Zuschauer im Stadion einer Stadt mit rund 430.000 Einwohnern – das ist eine Ansage. Supercross zieht. Punkt. Die Rennen waren intensiv, laut, spektakulär. Genau so, wie man es braucht, wenn man wachsen will. Doch draußen vor den Toren endete der Abend für viele Fans abrupt. Und unschön.
Ticket gekauft. Draußen geblieben.
Berichte häufen sich, dass Zuschauer trotz gültigem Ticket keinen Einlass erhielten. Andere schafften es zwar ins Stadion, bekamen jedoch trotz Online-Buchung keinen Sitzplatz. Keine klare Kommunikation. Keine erkennbaren Lösungen. Kein Plan B. Stattdessen Frust, Wut und Ratlosigkeit..
„Wir sind extrem enttäuscht. Wir haben so lange darauf gewartet. Wo auf der Welt passiert so etwas? Menschen, die Tickets gekauft haben, wurden nicht einmal ins Stadion gelassen.“
Starfaktor mit Nebenwirkungen
Der enorme Andrang kam dabei nicht von ungefähr. Die angekündigte Anwesenheit von Salman Khan, einem der größten Bollywood-Superstars des Landes, dürfte den Zuschauerstrom zusätzlich befeuert haben. Ein prominenter Name zieht – gerade in Indien.
Doch während draußen Fans enttäuscht und wütend vor verschlossenen Toren standen, dürfte Khan davon kaum etwas mitbekommen haben. Im Stadion wurde der Superstar sichtbar abgeschirmt und von Offiziellen der Indian Supercross League betreut. Zwei Welten, nur wenige Meter voneinander entfernt – und doch komplett getrennt.
50 Euro sind kein Taschengeld
Der Ticketpreis lag bei rund 50 Euro. Klingt für europäische Maßstäbe moderat. In Indien ist das etwas anderes. Das durchschnittliche Monatseinkommen liegt oft bei 30.000 INR, also umgerechnet 360 Euro. In vielen Regionen auch darunter.
Heißt: Ein Ticket entspricht schnell einem Siebtel eines Monatslohns. Wer dafür bezahlt, entscheidet sich bewusst. Wer dafür spart, erwartet zu Recht eines: Einlass.
Organisation schlägt Emotion
Hier liegt das Problem. Nicht im Racing. Nicht bei den Fahrern. Sondern in der Organisation. Wer internationale Ambitionen hat, muss internationale Standards liefern. Einlassmanagement gehört dazu. Kommunikation auch. Fans sind keine Kulisse. Sie sind die Basis. Man kann Fehler machen. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Schweigen hilft nicht. Wegducken auch nicht.
Das ISRL Rennen in Calicut war ein starkes Signal – und eine verpasste Chance zugleich. Die Leidenschaft der Fans ist real. Der Markt ist bereit. Jetzt muss die Serie beweisen, dass sie es auch ist.
Denn ein ausverkauftes Stadion beeindruckt nur dann, wenn niemand mit gültigem Ticket davor stehen bleibt.
