Inside the Paddock: Nico Greutmann über die Doppelbelastung über die keiner spricht!

Nico Greutmann bestreitet 2025 seine letzte Sasion in der EMX250 Klasse.
Für viele Nachwuchspiloten im Motocross ist der Weg in der Szene ein ständiger Balanceakt. Einerseits zählen Rundenzeiten, Podestplätze und Konstanz – andererseits entscheiden Sponsoren, Teamverträge und persönliche Kontakte oft genauso stark über die Zukunft. Einer, der diese Doppelbelastung gerade hautnah erlebt, ist Nico Greutmann.
Der 21-Jährige steht vor einer richtungsweisenden Phase seiner Karriere: Sein Vertrag mit dem Cat-Moto Bauerschmidt Husqvarna Team läuft zum Saisonende aus, gleichzeitig muss er klären, ob er 2026 weiter in der EMX250 antritt oder den Schritt in die 450er-Klasse wagt.
Ein Gespräch über Podestplätze, Vertragsverhandlungen und die besonderen Herausforderungen junger Fahrer, die nicht nur auf, sondern auch neben der Strecke um ihre Zukunft kämpfen müssen.
Nico, dein aktueller Vertrag mit dem Cat-Moto Bauerschmidt Husqvarna Team und deine Zeit in der EMX250 laufen zum Saisonende aus – wie sehr beschäftigt dich das Thema Zukunft derzeit ganz persönlich?
Aktuell sehr intensiv, da ich mir erst einmal die Frage stellen und mir klar werden muss, ob ich 250 ccm weiterfahren will oder ob jetzt der richtige Zeitpunkt für mich ist, auf die 450 ccm aufzusteigen.
Ab wann beginnt für dich die Suche nach einem neuen Team oder Sponsor – und wann wird es wirklich ernst?
Die Suche nach neuen Teams hat bereits begonnen. Jedoch ist das ein Problem, da man den Teams nicht zusagen kann ohne Sponsoren – aber ohne konkrete Teamverträge kann man auch den Sponsoren nichts Genaues sagen. Und die wollen wissen, ob sie in ein weiteres Jahr investieren oder nicht. Das ist leider so ein kleiner Knoten, den man nicht richtig lösen kann. Vor allem, wenn man mit Teams im Gespräch ist, die einen hohen fünfstelligen Betrag haben wollen, den meine Familie nicht stemmen kann.
Spürst du in dieser Phase zusätzlichen Druck, wenn es sportlich gleichzeitig noch um Platzierungen geht?
Ja, auf jeden Fall. Ich denke nach einem schlechten Rennwochenende oder Ergebnis oft, dass ein anderes Team mich nicht mehr haben will – obwohl ich jetzt schon zweimal bei der EMX auf dem Podium gestanden bin. Natürlich will man auch gute Ergebnisse haben, damit man einen guten Vertrag bekommt.
Wie viel musst du selbst in die Hand nehmen, oder kümmern sich Manager, Familie oder dein Umfeld um Gespräche und Kontakte?
Bis jetzt habe ich alles selbst gemacht, da ich nie wirklich etwas in Bezug auf Teamgespräche erledigen musste. Aktuell hilft mir André von der Pro Sports Alliance mit seinen ganzen Kontakten, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Er hat nicht nur Kontakte in Europa, sondern auch in den USA.
Wird es für junge Fahrer schwieriger, sich am Markt zu behaupten, weil die eigene Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist?
Sehr schwer. Ohne etwas Falsches zu sagen, würde ich behaupten, dass ich erst in den letzten zwei Jahren angefangen habe, mein Potenzial zu entwickeln – weil ich ein stabiles Team und ein sehr gutes Umfeld habe, das zu 100 % nur das Beste für mich und meine Karriere will.
Reicht sportlicher Erfolg heute überhaupt noch aus, um Teams zu überzeugen – oder zählen Image, Reichweite und Budget genauso viel?
Das mit dem Image kann ich leider nicht beantworten, da ich (zumindest denke ich) kein schlechtes Image habe – sprich, ich gebe nie auf. Aber wenn man das nicht hat, verstehe ich die Teams: Wer will schon einen Fahrer, der ständig die Rennen nicht fertig fährt, egal aus welchen Gründen?
Es fließt so viel Geld und Zeit in das Ganze hinein, da wird das Rennen fertig gefahren, wenn es nur irgendwie möglich ist. Das Geld ist leider ein riesiger Punkt. Wie schon oben gesagt, handelt es sich um hohe fünfstellige Beträge, die für die meisten Fahrer einfach nicht machbar sind.
Wie groß ist die Bedeutung von Beziehungen im Fahrerlager? Öffnen persönliche Kontakte manchmal Türen, wo Leistung allein nicht genügt?
Das ist ein riesiger Punkt, den ich auch spüre, da ich leider keine „wichtige“ Person im Fahrerlager kenne, die mir Türen öffnet. Oft wollen diese Leute, dass man ihnen „in den Hintern kriecht“ – und das bin ich nicht und will und werde ich auch nicht machen. Das machen jedoch viele Fahrer. Meiner Meinung nach sollte das nicht so sein, es sollte rein die Leistung maßgebend sein und nicht, wen man kennt. Dieses System nervt mich sehr, da ich kein Verständnis dafür habe.
Hast du in solchen Momenten Rückhalt aus dem privaten Umfeld oder von Teamkollegen – oder bist du auf dich allein gestellt?
Von der Familie ganz klar – die ist und war immer hinter mir, sei es meine eigene Familie oder die Familie meiner Freundin. Teamkollegen auch: Liam Owens ist mein kleiner „Manager“, da er viele Leute kennt und mir manchmal sagt: „Was ist mit dem Team, das ist interessant für dich“ oder „Frag mal die Person“. Ob ich das dann mache, ist eine andere Frage haha, aber er gibt mir immerhin die Tipps.
Nimmst du den Konkurrenzkampf um Plätze in den Teams als härter wahr als früher? Und wie gehst du mental damit um?
Jein. Das Ziel ist für mich, der Beste auf der Strecke zu sein – egal vor wem. Ansonsten würde ich das Ganze nicht machen. Natürlich will man ganz besonders vor seinen Teamkollegen sein. Aber wenn ich nicht gewinne oder nicht gewinnen kann, dann hoffe ich, dass Liam Owens gewinnt. Das ist das, was ich sagen kann.
Was gibst du bei der Wahl eines neuen Teams den Ausschlag – sportliche Perspektive, technisches Material oder die Menschen im Umfeld?
Wenn der Schritt auf die 450 ccm geht, dann ist es das Team selbst, da an einer 450 ccm nicht viel getunt werden muss. Für mich sind die Menschen um mich herum sehr wichtig und ausschlaggebend dafür, ob ich Erfolg habe oder nicht. Denn wenn ich mich in der Umgebung nicht wohl fühle, bringt mir auch das beste Motorrad nichts.