CEAT Indian Supercross League mit fünf Deutschen / Foto: ISRL

CEAT Indian Supercross League mit fünf Deutschen / Foto: ISRL

Die CEAT Indian Supercross League startet an diesem Wochenende mit ihrem ersten Rennen und mit dabei sind fünf deutsche Fahrer, die das Abenteuer Indien und die knapp 7000 km lange Reise auf sich genommen haben. 

Das siebtgrößte Land der Welt hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Supercross-Sport in seinem Land zu etablieren und suchte sich für diese Aufgabe in einem Auswahlverfahren, wie man es vom NFL Draft kennt, Fahrer in der ganzen Welt. Eine der am stärksten vertretenen Fahrernationen ist, wider Erwarten, Deutschland. Ganze fünf Fahrer, allen voran der Drittplatzierte von Dortmund, Nico Koch, bestanden das Auswahlverfahren. Uli Stocker, Maximilian Werner und Michael Kartenberg und Paul Haberland komplettieren die deutsche Auswahl. 

Paul Haberland, der ursprünglich nicht auf der Fahrerliste stand, erbte den Platz vom verletzten Boris Maillard. Dieser brach sich beim Supercross Dortmund das Schlüsselbein und fällt so mindestens für die erste Runde der ISRL aus. Wie uns die Jungs mitteilten, haben sie den ersten Kulturschock verkraftet und beziehen sich auf die teils chaotischen Zustände. 

„Der erste Eindruck ist echt der Wahnsinn. Auch wenn ich mich vorher über Indien informiert habe, wurde dies alles weit übertroffen. Es ist unvorstellbar, was hier abgeht. An manchen Stellen bin ich echt fassungslos“so Paul Haberland.

„Die Passion und Motivation der Inder zu leben, ist beeindruckend. Man spürt die Energie und dass sie für den Sport brennen. Das Event wurde fünf Jahre lang geplant und das ist genau das Richtige, was Indien gerade braucht. Auf der anderen Seite sieht man natürlich auch sehr traurige Situationen auf den Straßen, wo einem als Vater auch schon mal eine Träne herunterfließen kann, wenn man die Verhältnisse der Menschen und Kinder hier sieht“, ergänzte Michael Kartenberg.

Bei Temperaturen von über 30 °C stehen den Jungs ein paar heiße Tage bevor. Doch wie sie uns mitteilten, bereitet das weniger Probleme, denn offensichtlich kommt ihnen die zurzeit in Indien herrschende Luftfeuchtigkeit von unter 50 % entgegen. Hauptproblem scheint die staubige Luft zu sein, die Einfluss auf das Wohlbefinden der Fahrer hat. So sagte uns der jüngste der fünf Piloten, Maximilian Werner, dass es in der Gegend nun schon gut ein Jahr keinen Regen mehr gab und es so zu starker Staubbildung kommt, die die Luft verunreinigt. 

„Ich komme mit der Wärme gut klar, das Einzige, was etwas schwierig ist, ist die Luft, denn diese ist sehr staubig. Wenn man auf einer stark befahrenen Straße langläuft, merkt man das schon.“

Auch Paul Haberland hat so seine Probleme mit derr stark verschmutzten Luft, die ihm das Atmen nicht unbedingt einfach macht. So versucht sich der 24-Jährige hauptsächlich im Hotel aufzuhalten, um diesem Problem zu entgehen. Die Deutschen sind bis auf Michael Kartenberg alle im selben Hotel untergebracht und freuen sich über das vorhandene, wenn auch spärlich ausgerüstete Fitnessstudio und klimatisierte Räume.

„Hier im Hotel kannst du ins Gym gehen, da haben sie ein paar Geräte unter einem Dachvorsprung hingestellt, aber alles in allem ist es ok“, sagte Paul Haberland. Maximilian Werner ergänzte: „Im Studio gibt es Spinningbikes, ein Laufband und einen Stepper, der fast umfällt, wenn man sich darauf stellt. Das Studio ist draußen und so kann man sich etwas an die Temperaturen gewöhnen.“

Zu einem Supercross gehören selbstverständlich Motorräder und so fragten wir die Jungs, ob sie denn schon ihre Arbeitsgeräte in Augenschein nehmen konnten. Überrascht und vielen Unkenrufen entgegen wurden den Jungs, Bikes aktueller Baureihen zur Verfügung gestellt. So konnte Nico Koch bereits erste Setting-Arbeiten mit seinem deutschen Mechaniker Max durchführen. 

„Mein Bike habe ich heute schon gesehen. Wir haben auch schon den Lenker, die Hebel und das Fahrwerk eingestellt, sodass es grob für mich passt. Die Vorbereitung meines indischen Teams ist besser als gedacht. Die haben sich einen LKW organisiert, um die Bikes von Rennen zu Rennen zu bringen. Das Motorrad ist eine 24er-Kawasaki und sehr vernünftig“

Uli Stocker und Michael Kartenberg konnten ihre Motorräder bereits in Empfang nehmen. Stocker muss sich nach eigenen Aussagen jedoch mit dem Serienbike zufrieden geben.

„Ja, ich durfte mein Bike schon fahren, jedoch fahre ich zu Hause eine Bud Racing Kawasaki und somit hatte ich leider kein Fahrwerk oder Teile, die ich mitbringen konnte. Ich bin mal gespannt, was so geht auf der Standard-KTM“, teilte uns der Baden-Württemberger auf Instagram mit.

Michael Kartenberg drehte bereits erste Runden auf einer nahegelegenen kleinen Testtrack. Auch diese war, wie die ganze Region, sehr staubig. Jedoch nutzte der 35-Jährige die Möglichkeit, sich mit seinem Bike vertraut zu machen und mitgebrachte Teile zu montieren.

Wir haben am Mittwoch einen Testtag gehabt und dort haben wir als Erstes das ORS Fahrwerk umgebaut, welches ich von meinem Schüler Vincent Peter mitnehmen dürfte. Einige Anpassungen am Lenker und den Hebeln und fertig. Ansonsten standen uns Mechaniker zur Seite und das Team versucht alles möglich zu machen, was wir benötigen von Reifen, Kettenrädern, Starthilfe, Kupplung und und und“, so ein sichtlich von den Indern beeindruckter Kartenberg.“

Das Glück hatten jedoch nicht alle, Paul Haberland konnte sein Einsatzgerät bisher nur auf Bildern betrachten, wird dieses aber heute am Media-Day in Empfang nehmen. Schlimmer erwischte es Maximilian Werner, der auf einer Kawasaki ins Rennen gehen sollte. Da der junge Pilot jedoch seit kurzem an Honda gebunden ist, musste das Team Ersatz besorgen. 

„Bis jetzt habe ich mein Bike noch nicht gesehen, da es noch irgendwo in Südindien ist. Das ist auf jeden Fall ganz lustig. Das Bike wird am Media-Day ankommen, wo ich dann ein paar mitgebrachte Teile, wie Auspuff, Griffe, Fahrwerk usw., montieren kann“, scherzte Werner. 

Staubig dürfte es am Samstagabend nicht werden, denn den Track haben die Inder frisch in ein Fußballstadion platziert. Wie wir und sicher die Fahrer annahmen, jedoch nicht auf dem Rasen, sondern außen auf den Laufbahnen. Der positive Effekt ist, dass so eine Streckenlänge von gut 400 m erreicht wird und die Streckenbauer auch größere Sprünge kreieren können.

Die Bauphase wird vom inoffiziellen „Streckenbauchef“ Uli Stocker mit Freude überwacht, da er hier auch seine Zukunft sieht. „Ich liebe es, Strecken zu bauen und würde das gern machen, wenn ich fertig bin mit fahren.“

Für einige der deutschen Piloten ist es das erste Mal ein Supercross unter freiem Himmel zu bestreiten. Einzig Uli Stocker nahm bereits an einem AMA Supercross teil. 2019 beim Supercross Arlington versuchte Stocker sein Glück, schaffte damals aber nicht den Einzug in das Abendprogramm. Dennoch kann ihm diese Erfahrung keiner mehr nehmen.  Ja ich freue mich sehr drauf wieder in einem offenen Stadion zu fahren, da es mich an meine AMA Supercross Erfahrung erinnert“, fiebert Stocker dem Rennen am Sonntag entgegen.

Die Erwartungen an Nico Koch sind nach zwei dritten Plätzen beim Supercross Dortmund recht hoch, aber von Druck spürt man beim Braunschweiger nicht viel. So freut er sich auf das Racing in einem ausverkauften Stadion.

„Ich freue mich auf das Fahren hier in Indien, da das Stadion auch recht groß ist. Es wird verrückt, vor ausverkauftem Haus unter Flutlicht zu fahren. Ich denke, es wird ein richtig gutes Race. Der Streckenbauer kommt aus den USA und baut auch dort SX-Tracks und bringt einiges an Erfahrung mit. Ich bin gespannt, wie die Strecke wird.“

Für wenige Deutsche wird der Traum von einem Stadion-Race jemals in Erfüllung gehen und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die jungen Piloten auf dieses Rennen freuen. So können sich auch Maximilian Werner und Paul Haberland kaum vorstellen wie es ist in einem offenen Stadion zu fahren. 

„Ich freue mich auf jeden Fall, denn ich bin noch nie in einem offenen Stadion gefahren. Max und ich haben uns die Beleuchtung bei Nacht schon mal angeschaut. Mein erster Eindruck vom Boden war überraschend gut. Ich bin gespannt, wie sich dieser bei der Wärme verhält, und ob die Streckenbauer den Staub in den Griff bekommen oder sie sogar wässern müssen. Der erste Eindruck von der Strecke war auf jeden Fall gut. Sie ist groß und wird sicherlich sehr schnell“, so Paul Haberland.

Doch was bewegte nun unsere deutschen Piloten zur Reise von knapp 7000 km? Sicherlich wird der finanzielle Aspekt untergeordnet eine Rolle gespielt haben, auf den wir jedoch nicht näher eingehen wollen. Also fragten wir die fünf Jungs und bekamen von allen sehr ähnliche Antworten. Bei allen ging es darum, dem Supercross-Sport etwas mehr Aufmerksamkeit zu geben und somit zeigen sie, dass sie zu 100 % hinter der Sache stehen. Als Zweites folgte die Aussage „Wann hat man schon mal nach Indien zu kommen und dort Motorrad zu fahren“

Fazit: Alles in allem kann man vor diesen fünf Fahrern nur den Hut ziehen, denn sie erleben sein Abenteuer was nur wenigen möglich ist und leben nebenbei ihren Traum professioneller Supercross-Pilot.

Wer die Jungs nun live betrachten möchte, den müssen vorerst enttäuschen, denn leider liegen uns zu einem Livestream nur sehr ungenaue Informationen vor und so bitten wir Euch die Kanäle der Indian Supercross Racing League auf Instagram oder Facebook zu verfolgen. Sobald wir diesbezüglich gesicherte Informationen haben, werden wir diese hier mitteilen.

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