Ian Harrison über Eli Tomac
Ian Harrison (rechts) im Gespräch mit einem Techniker. / Foto: Ray Archer
Mit dem Wechsel von Eli Tomac zu Red Bull KTM Factory Racing beginnt ein neues Kapitel in der US-Supercross- und Motocross-Szene – und auch für Red Bull KTM Teammanager Ian Harrison.
Ein besonderer Neuzugang für KTM
Tomacs Verpflichtung sieht Harrison nicht nur als sportliche Verstärkung, sondern auch als strategische Investition in die Zukunft der Marke. Der mehrfache AMA-Champion bringt nicht nur Titel und Erfahrung, sondern auch eine Denkweise mit, von der das gesamte Team profitieren soll.
„Eli zu holen, bedeutet für uns, in die Zukunft zu investieren“, so Harrison im Interview mit Josh Mosiman. „Er ist nicht nur ein Gewinner, sondern jemand, der ein Motorrad auf eine ganz eigene Art versteht. Wir wollen herausfinden, was ihn so schnell und konstant macht – und davon lernen.“
Ein Vertrag mit Option – und jede Menge Motivation
Tomac unterschrieb bei Red Bull KTM zunächst einen Einjahresvertrag mit einer Option auf Verlängerung, falls er seine Karriere 2027 fortsetzen möchte. Dass der 31-Jährige nach seinem Achillessehnenriss 2023 überhaupt noch einmal zurückkehrt, war keine Selbstverständlichkeit – und beeindruckt auch Harrison.
„Eli hatte mit seiner Verletzung einen Moment, in dem viele dachten, das war’s“, erklärt Harrison. „Aber vielleicht war genau das der Punkt, an dem er gemerkt hat, wie sehr er diesen Sport liebt. Die Zeit zu Hause hat ihm gezeigt, wie besonders es ist, Motocross zu fahren und damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Diese neue Energie merkt man ihm an.“
Von Hydraulik zur „Cable Clutch“: KTM passt sich an
Eine der größten technischen Anpassungen, die KTM für Tomac vornimmt, betrifft die Kupplung – ein Thema, das in der Szene für Aufsehen sorgt. „Ich glaube an die hydraulische Kupplung, das ist die Zukunft“, sagt Harrison. „Aber Eli bevorzugt eine Seilzugkupplung. Also habe ich sofort in Österreich angerufen und gefragt, ob wir das möglich machen können – und sie haben Ja gesagt.“
Innerhalb weniger Monate entwickelte das Werksteam eine komplett neue Konfiguration, die Tomacs Fahrgefühl entsprechen soll. „Wir haben über den Sommer viel getestet und unglaublich viel über Kupplungen gelernt“, so Harrison weiter. „Eli ist dafür bekannt, dass er sehr hart mit der Kupplung umgeht – also mussten wir vorbereitet sein.“
Eine neue Dynamik im Team
Für Harrison ist Tomacs Verpflichtung nicht nur sportlich spannend, sondern auch persönlich. „Es ist faszinierend, jetzt mit jemandem zusammenzuarbeiten, den man so lange bekämpft hat“, sagt er mit einem Lächeln. „Früher haben wir versucht herauszufinden, wie wir ihn schlagen können – jetzt arbeiten wir daran, ihn noch besser zu machen.“
Harrison sieht den Wechsel des Amerikaners als einen Wendepunkt für KTM im US-Rennsport: „Eli ist einer der komplettesten Fahrer der letzten zehn Jahre. Seine Erfahrung, seine Konstanz und seine Professionalität werden unser gesamtes Programm auf ein neues Level heben.“
Blick nach vorn
Noch liegt der Fokus auf Supercross, doch Harrison weiß, dass auch im Outdoor-Bereich Lernarbeit auf das Team zukommt. „Er ist bisher nur Supercross mit der KTM gefahren“, erklärt er. „Für den Sommer wird es sicher eine Lernkurve geben – aber ich bin zuversichtlich. Eli ist ein Profi, und wenn er etwas anfasst, dann richtig.“
Mit Eli Tomac hat Red Bull KTM Factory Racing nicht nur einen der erfolgreichsten Fahrer der letzten Dekade gewonnen, sondern auch einen Charakter, der das Team technisch und menschlich bereichern wird.
Für Ian Harrison ist es eine Zusammenarbeit, auf die er lange gewartet hat – und eine Gelegenheit, von einem der größten seines Sports zu lernen.
„Ich wollte immer wissen, was ihn so besonders macht“, sagt Harrison. „Jetzt habe ich endlich die Chance, das herauszufinden.“
Das komplette Interview findet ihr auf Youtube
