Herr Seewer, wie fühlt sich die Ducati an?

Jeremy Seewer auf seiner Ducati beim MXGP of Germany 2025. / Foto: Ralph Marzahn
Es war von vornherein klar, dass Jeremy Seewer und Mattia Guadagnini auf einem Entwicklungsbike unterwegs sein würden und es einer Menge Arbeit bedarf, ehe das erste MX-Bike aus dem Hause Ducati gegen reinrassige Werksbikes bestehen kann. Schließlich handelt es sich bei der Desmo450 MX um ein nagelneues Bike, das von Antonio Cairoli und Alessandro Lupino vorrangig in der italienischen Meisterschaft entwickelt wurde.
Erste Erfolge lassen nicht lange auf sich warten
Mittlerweile zeichnet sich aber ein erfolgreiches Bild ab, denn Jeremy Seewer fuhr für die italienische Edelschmiede bereits bei seinem Heim-GP in der Schweiz den ersten Podestplatz ein. Dass es sich dabei nicht um Zufall handelte, bestätigte der 30-Jährige mit einem weiteren Podium in Frankreich.
Fokus auf die Desmodromik
Die Hauptfrage, die sich schon beim Bekanntwerden der Entwicklung stellte, betraf den markentypischen desmodromischen Antrieb. Um es ganz kurz zu erklären: Hierbei wird die Ventilsteuerung mechanisch geführt und nicht wie sonst üblich über Federn gesteuert. In der Theorie würde dies mehr Ruhe im Motor bedeuten – aber merkt man das überhaupt auf dem Motocross-Bike?
„Ich denke schon. Also wir sind bis vor Kurzem mit dem Standardmotor in der WM gefahren. So wie er demnächst auch verkauft wird. Das sagt schon viel. Wir haben schon ein paar Holeshots und müssen uns für den Motor nicht schämen. Ich glaube nicht, dass die anderen das aus einem Standardmotor rausholen können. Das spricht schon mal für die Desmo. Aber auch sonst haben wir viel Power und das Ding fühlt sich leicht an. Das ist eigentlich das, was man will.“
Tuning? Ja, aber mit Gefühl
Auf die Frage, wie sich getunte Motoren im Vergleich anfühlen, ergänzt er: „Normalerweise, also meiner Erfahrung nach: Wenn man die Motoren etwas tuned, mit mehr Power und Drehmoment, wird es schwerfällig. Das ist immer so eine Waage. Man will so viel Leistung wie möglich, aber es soll so leicht wie möglich zu fahren sein. Und das geht bei uns auf. Ob es jetzt ein Gamechanger wird, das werden wir noch sehen, da wir ja noch in den Anfangsphasen sind – aber wir sind da super positiv.“
Kleinigkeiten mit großer Wirkung
Egal, welchen Motor oder welche Teile man aus den anderen Werksteams nimmt – es bleibt in der WM ein sehr feinfühliger Akt des Fahrers und der Entwicklung des Bikes. Selbst minimale Veränderungen können für ein komplett anderes Fahrgefühl sorgen, das am Ende die Bruchteile einer Sekunde ausmachen.
Abschließend bringt Seewer es auf den Punkt
„In der WM geht es nicht um grobe Veränderungen. Es sind kleine Details, die über Sieg und Niederlage entscheiden.“