Haiden Deegan als neues WSX-Aushängeschild?

Haiden Deegan stilisiert sich immer mehr zum neuen Aushängeschild der WSX.

Haiden Deegan stilisiert sich immer mehr zum neuen Aushängeschild der WSX. / Foto: SX Global

Erneut erreichte uns eine Pressemitteilung aus Australien – genauer gesagt vom Promoter der World Supercross Championship (WSX). Darin präsentierte man abermals den eigens für die kommende Saison auserkorenen Hoffnungsträger: Haiden Deegan. Die Frage, die wir uns nun stellen, lautet: Kann der „Danger Boy“ die World Supercross Championship neu beleben?

Die FIM World Supercross Championship (WSX) hat in den vergangenen Jahren mit ihrem Image zu kämpfen gehabt. Trotz eines ambitionierten Starts als globale Alternative zur US-dominierten AMA Supercross-Serie blieb die internationale Resonanz hinter den Erwartungen zurück. Doch jetzt scheint ein neuer Name frischen Schwung bringen zu sollen: Haiden “Danger Boy” Deegan.

Der 19-jährige US-Amerikaner, einer der derzeit populärsten Nachwuchsfahrer im Motocross, wird Ende November beim Australian Grand Prix in Gold Coast sein Debüt auf australischem Boden geben. Schon zuvor startet er beim Saisonauftakt in Buenos Aires als Wildcard-Pilot, bevor er in Runde drei wieder ins Geschehen eingreift.

Deegan als Hoffnungsträger einer stagnierenden Serie

Für die WSX-Verantwortlichen ist Deegan ein Glücksgriff – und das wird auch offen ausgespielt. Kaum ein anderer Fahrer wird derzeit so prominent beworben. Pressemitteilungen, Social-Media-Kampagnen und offizielle Statements drehen sich um den 19-Jährigen, der mit jugendlicher Energie, Social-Media-Reichweite und Familiennamen ganze Zielgruppen anspricht, die der Serie bisher gefehlt haben.

Denn während Stars wie Ken RoczenEli Tomac oder Jason Anderson sportlich für Glanz sorgen, fehlt der World Supercross Championship bislang der kulturelle Wiedererkennungswert – eine eigene Identität, die über den reinen Rennbetrieb hinausgeht. Haiden Deegan, Sohn von Freestyle-Ikone Brian Deegan und Kind einer Social-Media-Marke, steht genau für das, was die WSX braucht: Reichweite, Jugend und ein neues Narrativ.

Ein Marketing-Schachzug mit Risiko

Doch diese Strategie ist nicht ohne Risiko. Dass die WSX den Namen Deegan so stark in den Vordergrund rückt, wirkt weniger wie sportliche Berichterstattung. Vielmehr erinnert es an gezielte Imagepflege. Offenbar will man mit Deegan nicht nur eine neue Zuschauergruppe erreichen. Die Serie soll außerdem in ein moderneres Licht gerückt werden – weg von ihrer bisherigen Rolle als „zweite Liga“ hinter der AMA.

Zweifellos bringt Deegan Aufmerksamkeit. Mit Millionen Followern auf Social Media und seinem ungestümen Fahrstil hat er eine Fanbasis aufgebaut, die weit über klassische Motocross-Fans hinausgeht. Doch ob diese Popularität auch langfristig zur sportlichen Glaubwürdigkeit der WSX beiträgt, bleibt offen. Wenn eine Weltmeisterschaft ihre Kommunikation fast vollständig auf eine einzelne Persönlichkeit zuschneidet, stellt sich die Frage, wie stabil dieses Fundament ist, sollte der Hype nachlassen.

Zwischen Chance und Inszenierung

Haiden Deegan selbst sieht seine Teilnahme als sportliche Herausforderung: „Ich will international fahren und den Fans weltweit zeigen, was ich kann“, sagte er im Vorfeld. Doch die Umstände seiner Verpflichtung zeigen deutlich, dass es um mehr geht als nur Rennsport. Für die WSX ist Deegan das Gesicht einer Neupositionierung – jung, amerikanisch, vermarktbar.

Ob das reicht, um die Serie dauerhaft aus ihrem Schatten zu führen, wird sich erst zeigen. Sicher ist nur: Wenn am 29. November in Australien die Startgatter fallen, steht nicht nur ein Rennen auf dem Spiel – sondern auch das Image einer ganzen Meisterschaft.