Fynn Hannemann: Die deutsche SuperEnduro Hoffnung
Mit gerade einmal 18 Jahren beeindruckte Fynn Hannemann beim SuperEnduro Europe Cup in Riesa und fuhr sich in die Herzen der heimischen Fans. Nach seinem starken zweiten Platz in Polen setzte der junge Deutsche beim Heimrennen noch einen drauf und sicherte sich souverän den Sieg.
Damit übernimmt er nicht nur die Führung in der Gesamtwertung, sondern hat nun sogar einen Vorsprung von 15 Punkte auf die Verfolger. Wir haben mit Fynn über seinen Triumph, die besondere Stimmung in Riesa und seine Pläne für die kommenden Rennen gesprochen.
Herzlichen Glückwunsch zu deinem beeindruckenden Sieg in Riesa! Wie fühlt es sich an, bei deinem Heimrennen so dominant aufzutreten und vor den heimischen Fans ganz oben auf dem Podium zu stehen?
Vielen Dank! Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Nach dem Rennen war ich komplett sprachlos. Alle waren am Feiern – so etwas erlebt man nicht oft. Es war erst mein zweites Rennen in der Halle und dann vor so vielen Fans. Das ist schon Wahnsinn. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Riesa war ein voller Erfolg. Wie hast du die besondere Stimmung bei deinem Heimrennen erlebt, und welche Rolle hat die Unterstützung der Fans für deinen Doppelsieg gespielt?
Ich persönlich habe die Stimmung während des Fahrens gar nicht so extrem wahrgenommen. Natürlich merkt man sie davor und auch nach dem Rennen – das war dann schon echt cool. Aber während des Rennens habe ich das Ganze eigentlich ausgeblendet und mich nur auf mich selbst konzentriert, um keine Fehler zu machen.
Am Ende des zweiten Laufs muss ich jedoch sagen, dass ich das Tempo ein wenig rausgenommen hatte – leider ein bisschen zu viel. Zum Schluss habe ich dann gehört, wie es langsam lauter wurde. Da habe ich mich umgedreht und festgestellt, dass mein Konkurrent plötzlich wieder sehr nah hinter mir war. Das hat mir geholfen, nochmal mehr zu pushen.
Heimrennen bringen oft zusätzlichen Druck mit sich. Wie bist du damit umgegangen, als Top-Favorit vor heimischem Publikum anzutreten? Hat die vertraute Umgebung dir eher geholfen, oder gab es auch Momente, in denen du den Druck gespürt hast?
Den Druck habe ich auf jeden Fall deutlich gespürt. Ich war extrem nervös – schon am Tag davor, als ich die Strecke gesehen habe. Es hat mich jedoch ein wenig beruhigt, als ich festgestellt habe, dass es nichts allzu Wildes gab, worüber ich mir groß den Kopf zerbrechen müsste.
Im freien Training bin ich dann allerdings direkt zu Beginn gestürzt. Auch im Quali-Zeittraining konnte ich einfach keinen richtigen Fluss finden. Erst ab dem Zeittraining für die Startaufstellung lief es besser. Da habe ich endlich einen guten Flow gefunden und konnte das Drumherum ein Stück weit ausblenden.
In den Rennen war es natürlich auch spannend: Du stehst am Start, schaust in die Halle, und du weißt, alle Augen sind auf die deutschen Fahrer gerichtet. Wenn du vorne mitfährst, ist das einerseits ein unglaublich geiles Gefühl, andererseits setzt es einen auch ziemlich unter Druck. Der Stress war dann aber – sobald die fünf Sekunden Bord hochgegangen ist – wie weggeblasen. Ab diesem Moment konnte ich mich komplett aufs Racing konzentrieren.
Mit deinem großartigen Start in die Saison: Du führst jetzt die Tabelle der SuperEnduro-Europameisterschaft mit 15 Punkten Vorsprung an. Wie gehst du mit dieser Führungsposition um, und ändert sie etwas an deiner Herangehensweise für die kommenden Rennen?
Vorab muss ich sagen, es ist eigentlich verrückt: Nach den ersten zwei Rennen, von denen ursprünglich nur Riesa geplant war, haben wir uns entschieden, Polen als Training mitzunehmen, um ein bisschen Erfahrung in der Halle zu sammeln. Und jetzt, die Tabelle mit 15 Punkten Vorsprung anzuführen, ist natürlich ein großes Ding.
Trotzdem werde ich meine Taktik kaum ändern. Das Einzige ist, dass ich jetzt zumindest ein bisschen Training hatte. Vor der ersten Runde hatte ich gar kein Training, und jetzt vor Riesa immerhin etwas. Das hilft mir, besser in den Rhythmus zu kommen und mich langsam an die Abläufe zu gewöhnen. Die „harten Arme“ während der Rennen werden besser, und dadurch kann ich mich mehr auf die Technik konzentrieren und auf den kurzen Zwischenstücken wieder ordentlich Druck machen.
Ansonsten bleibt meine Taktik dieselbe: Keine Fehler machen und die erste Hälfte des Rennens ruhig bleiben. Erfahrungsgemäß, und das hat sich in den ersten beiden Runden gezeigt, passieren ab etwa zwei Minuten Restzeit bei den anderen Fahrern extrem viele Fehler. Das ist dann der Moment, in dem ich profitieren kann – vorbeiziehen und mein Rennen entspannt zu Ende bringen.
Ich werde also weiter an dieser Strategie festhalten und hoffe, am Ende vielleicht sogar einen unerwarteten Titel nach Hause zu holen.
Nach diesem Meilenstein in deiner Karriere. Kannst du dir vorstellen, in den nächsten Jahren den Schritt in die Prestige-Klasse zu wagen? Welche Fähigkeiten oder Erfahrungen möchtest du bis dahin noch weiterentwickeln, um auch dort konkurrenzfähig zu sein?
Im Prinzip kann ich mir das auf jeden Fall vorstellen. Was ich dafür allerdings noch weiterentwickeln müsste, sind meine Super-Enduro-Grundlagen – insbesondere der Speed in der Matrix oder meine Agilität in einem Steinfeld, vor allem, wenn es um Kurven geht. Es fällt mir zwar nicht besonders schwer, aber ich denke, ein deutlicher Fortschritt in diesen Bereichen wäre auf jeden Fall wünschenswert.
Abgesehen davon ist es auf jeden Fall eine Überlegung wert. Jetzt warten wir erst einmal ab, wie diese Saison verläuft. Danach können wir auf die Outdoor-Rennen – blicken. Und dann werden wir weitersehen, wie es im nächsten Winter aussieht.
Eines steht jedoch fest: Ich habe definitiv Blut geleckt. Es macht extrem viel Spaß, und ich würde das auf jeden Fall gerne weiter betreiben.