Das MXoN Team Germany reiste als Sechster aus Matterley Basin ab und wir stellen uns die Frage, ob man damit zufrieden sein kann.

War Kenny nicht gut vorbereitet?

Das MXoN Team Germany reiste als Sechster aus Matterley Basin ab und wir stellen uns die Frage, ob man damit zufrieden sein kann.

Es ist etwas schwierig mit dem Sonntag aus deutscher Sicht umzugehen, denn zum Einen wollen wir einen sechsten Rang nicht übermäßig kritisieren, aber zum Anderen sehen wir es als unsere journalistische Aufgabe an, nicht nur die Pressemitteilung zu Posten oder Fanboy-Berichterstattung wie andere Medien zu betreiben. Auch wir sind am Ende Fans des Deutschen Teams und wollen, dass unsere Jungs möglichst gut fahren. Wir werden uns anhand der Aussagen der Protagonisten durch diesen Artikel hangeln.

Roczen – falsche Vorbereitung?

Ken Roczen ist nicht nur vom Hype her die Speerspitze des MXoN Team Germany. 2023 fuhr der Suzuki-Pilot in Ernee sensationell zum Sieg seiner Klasse und legte damit den Grundstein für einen tollen vierten Teamrang. In Matterley Basin brillierte Ken vor allem in der Anfangsphase der Rennen, in der es sich gewohnt schlau in der ersten Runde nach vorn mogelte und in der Folge sogar auf die dritte Position fuhr. Im Verlauf beider Rennen wirkte Kenny aber etwas blass, was er im gleich folgenden Statement auch begründet:

„Nach meiner Beinverletzung habe ich hauptsächlich Supercross trainiert und tat mich mit den ungewohnten, tiefen Spurrillen schwer. Mir war klar, dass ich nicht in der Form vom letzten Jahr antreten würde, wollte aber unbedingt dabei sein, denn dieses Rennen macht mir viel Spaß. Ein Stein traf mich trotz Handschalen am Finger, was auch nicht half“, sagte Roczen.

Wir könnten nun die Frage stellen, warum Ken nicht mehr für das MXoN trainiert hat, jedoch wissen wir, dass Supercross nun mal vorgeht und da das Geld verdient wird. Auf der anderen Seite gab es Gerüchte, dass die Luftgabel der Suzuki Probleme machte und der Deutsche so schneller müde wurde. Irgendwie erwartet man dann doch mehr.

Doch welcher deutsche Fahrer hätte ein besseres Ergebnis als Ken eingefahren? Keiner, oder?

Längenfelder – Einmal Weltklasse gezeigt

Nur Simon Längenfelder, doch der fährt noch in der MX2 und tat dies im zweiten Lauf sensationell gut. Die deutsche Teamführung hatte den besseren Startplatz an Simon gegeben und dies absolut zurecht. Simon ist ein sehr guter Starter und zeigte am Vortrag mit der schnellsten Rennrunde, dass er die MX2 gewinnen kann.

So schoss der GasGas-Pilot aus dem Gatter und reihte sich als Dritter hinter Ruben Fernandez und Jett Lawrence ein. Zwar musste Simon gleich zweimal den neuen Weltmeister passieren lassen, jedoch ereilte De Wolf dieses Mal die Fallsucht. Simon finishte als Dritter und damit bester MX2-Pilot.

Das Deutsche Team redet immer von Pech, so auch Simon beim Sturz im ersten Lauf, als ihn wohl Oriol Oliver am Hinterrad berührte. Der Bayer stürzte direkt zu Beginn des Rennens und arbeitete sich auf Platz 18 vor. Es hätte sicher besser laufen können, aber das ist Racing. Simon hat der Welt gezeigt, wozu er fähig ist. Hier sein Statement:

„Ich bin sehr zufrieden mit meinem Tempo, besonders im zweiten Rennen, das sensationell lief. Ich konnte beim Start die 450er auf der Innenspur etwas ausgetrickst und lag kurz auf Platz zwei. Kay De Wolf überholte mich zwar zwei Mal, machte jedoch Fehler und kam jeweils von der Strecke ab. Der Sturz im ersten Rennen war Pech, aber mit dem dritten Gesamtrang in meiner Klasse bin ich zufrieden“, sagte Längenfelder.

Nagl – hatte wirklich Pech

Bleibt noch Max Nagl, der in seinem ersten Rennen tatsächlich Pech hatte und am Start den gestürzten Fahrern nicht mehr ausweichen konnte. Nach starker Fahrt durchs Feld löste sich zur Mitte des Rennens der Kettenspanner an seiner Honda und in der Folge auch das Hinterrad. Max nahm aufgrund von Geräuschen das Tempo raus und musste am Ende das Rennen vorzeitig beenden. Das muss jeder für sich bewerten.

Im zweiten Rennen hatte Max Probleme mit dem Grip auf dem Startgrid und wurde am Ende 21. Hier sein Statement:

„Das ist Motorsport, und besonders beim Nations gibt es keine Garantien. Das Glück war heute nicht auf meiner Seite, und die tiefen Spurrillen machten es mir nicht leicht. Trotzdem bin ich mit meinem Tempo zufrieden, vor allem in der Rennmitte. Leider zwang mich ein Problem an der Hinterachse im ersten Lauf, das Tempo rauszunehmen. Auch im zweiten Lauf war der Start schwierig, und das Vorarbeiten war bei den Bedingungen nicht einfach. Ich hatte eine Prognose von Platz drei bis acht für das Team, was wir mit Platz sechs solide erfüllt haben, auch wenn wir uns mehr erhofft hatten“, bilanzierte Nagl.

Ein Teil des Statements wollen wir uns genauer anschauen, denn dazu gab es im Vorfeld immer wieder Kritik: „die tiefen Spurrillen machten es mir nicht leicht“, sagte Max. Klar, die Strecke in Matterley war sehr anspruchsvoll, aber das ist nunmal GP-Niveau und war vorher zu erwarten. Bei den Masters findet man solche Bedingungen nunmal nicht und das holt die alte Grundsatzfrage wieder hervor: Sollten beim MXoN nur Fahrer fahren, die auch regelmäßig MXGP fahren?

Natürlich hat Max sein Bestes gegeben und er ist auch gut gefahren, teilweise sogar sehr gut, entsprechend der Umstände. Aber es zeigt deutlich, dass die Masters eben nicht die WM sind, auch wenn Max dort ganz klar gezeigt hat, dass er alle anderen deutschen Fahrer eindeutig in der Tasche hat. Auch hier muss sich bitte jeder wieder seine eigene Meinung bilden.

Wurde das Ergebnis zu schön geredet?

Zu guter Letzt müssen wir noch auf das Statement der Team-Manager eingehen, denn damit kommen wir zum Teil nicht überein:

„Das Motocross of Nations hat wieder einmal gehalten, was es versprach: tolle Rennen und eine fantastische Kulisse mit begeisterten Fans. Mit dem sechsten Platz haben wir unser Ziel, in die Top-Fünf zu fahren, zwar knapp verfehlt, aber mit etwas mehr Glück wäre ein dritter Platz möglich gewesen. Beim Nationencross kann alles passieren, aber die Jungs haben einen super Job gemacht, toll gekämpft und nie aufgegeben. Simons zweiter Lauf war eine perfekte Leistung“, sagten Marcel Dornhöfer und Karsten Schneider.

So weit so gut, aber diese Aussage wollen wir aufgreifen: „mit etwas mehr Glück wäre ein dritter Platz möglich gewesen.“ – dies ist einfach Schönrederei, denn mit 26 Punkten Rückstand auf den dritten Rang, war man sehr weit davon entfernt. Wo sollten diese 26 Punkte herkommen? Wir stellen mal eine grobe Rechnung auf:

Simon hat im ersten Lauf 18 Punkte gesammelt, bei normaler Performance ohne Sturz würden wir ihn mal auf Position 8 einreichen. Macht 10 Punkte weniger. Max lag vor seinem technischen Ausfall auf Position 15, macht also 6 Punkte weniger, weil sein zweiter Lauf mit 21 Punkten dann gestrichen würde und wir dürften uns einig sein, dass viel mehr als Rang 15 wohl nicht drin gewesen wäre. Sind 16 Punkte Rückstand auf Holland. Wo sollen nun die restlichen 10 Punkte herkommen?

Viele Nationen schwächelten

Wie dem auch sei, die Wahrheit ist doch, dass man durch die schwache Performance bzw. Verletzung bei den Belgiern und Italienern sogar noch zwei Plätze gewonnen hat. Zudem haben die Franzosen und Schweizer auch noch geschwächelt, es hätte mit den Ergebnissen also deutlich schlechter für uns aussehen können.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Platz 6 okay ist, aber es war dann doch mehr drin und es lag nicht am Pech, dass man Sechster wurde. Trotzdem danke an das gesamte Team!