Ein Neuanfang mit Fragezeichen – wie realistisch ist Geerts’ Optimismus?
Jago Geerts auf seinem neuen Arbeitsgerät, der Beta RX 450.
Der Wechsel von Jago Geerts zu Beta war einer der spannendsten Moves der MXGP-Offseason. Nach acht Jahren im Yamaha-Werksteam wagt der Belgier den Schritt zu einem noch jungen Projekt – und spricht von einem „unerwartet guten Gefühl“ auf der neuen Maschine. Doch wie belastbar ist diese Euphorie wirklich, wenn man weiß, dass Beta in den letzten Jahren immer wieder mit technischen Problemen zu kämpfen hatte?
Ein radikaler Neuanfang
„Nach so vielen Jahren mit Yamaha war es einfach Zeit für etwas Neues“, sagt Geerts. „Ich hatte sofort ein gutes Gefühl auf der Beta. Das Team ist motiviert, und wir haben schnell eine gute Basis aufgebaut.“
Für den 25-Jährigen fühlt sich der Wechsel wie ein Befreiungsschlag an. Nach zwei schwierigen Jahren auf der Yamaha 450, in denen er nicht mehr das Vertrauen ins Bike fand, will er bei Beta komplett neu anfangen. „Ich kann wieder bei null starten“, meint er – doch genau diese Aufbruchsstimmung ruft auch Skepsis hervor. Denn die RX450 hat bisher nicht immer für positive Schlagzeilen gesorgt.
Wenn Technik zur Herausforderung wird
In den vergangenen Jahren war die Zuverlässigkeit der Beta-Maschine immer wieder Thema. Mehrere Fahrer klagten über defekte Bremsen, Kupplungs– und Fahrwerksprobleme oder elektrische Ausfälle – Dinge, die auf Weltmeisterschaftsniveau teuer werden können. Das Potenzial war da, aber oft blieb es ungenutzt, weil das Material nicht durchhielt.
Geerts kennt diese Vorgeschichte natürlich, will sich davon aber nicht beirren lassen. „Das Fahrwerk ist auf einem guten Level, die Basis stimmt“, sagt er. „Wir müssen nur noch an Motor und Mapping arbeiten.“ Ein Satz, der ungewollt genau die Punkte anspricht, über die zuletzt am meisten diskutiert wurde.
Fortschritt oder Hoffnung?
Im Team heißt es, Beta habe massiv an der Technik gearbeitet – neue Komponenten für Bremse, Kupplung und Elektronik sollen die bekannten Schwachstellen beseitigen. Wie viel davon im Alltag hält, wird sich aber erst zeigen, wenn die Startgatter im Frühjahr fallen.
Geerts bleibt optimistisch: „Ich habe Vertrauen in das Bike. Wir wissen, dass noch Arbeit vor uns liegt, aber wir gehen das gemeinsam an.“
Der Underdog, der etwas beweisen will
Geerts gefällt die Rolle des Außenseiters. „Wir stehen nicht im Rampenlicht wie die großen Werksteams – das gibt uns Ruhe, um konzentriert zu arbeiten“, sagt er. Beta und Geerts teilen den gleichen Hunger: Beide wollen zeigen, dass sie mehr können, als viele ihnen zutrauen. „Wir sind vielleicht die Underdogs, aber genau das motiviert mich.“
Ganz ohne Druck wird es trotzdem nicht gehen. Mit Geerts hat Beta erstmals einen Fahrer unter Vertrag, von dem Ergebnisse erwartet werden – und der das Team aus der zweiten Reihe nach vorne bringen soll.
Zwischen Mut und Risiko
Regelmäßig in die Top 5 zu fahren, ist ein ehrgeiziges Ziel, aber Geerts hat das Talent dafür. Die Frage ist nur, ob die Technik mitspielt. Beta hat seit dem Einstieg in die MXGP viel gelernt, aber auch Lehrgeld bezahlt. Jetzt hängt vieles davon ab, ob das Bike in dieser Saison die nötige Stabilität zeigt.
Für Geerts ist das Abenteuer Beta deshalb mehr als ein einfacher Teamwechsel. Es ist ein Neustart – mit der Chance, seine Karriere wieder in Schwung zu bringen, aber auch mit dem Risiko, dass die bekannten Probleme erneut zuschlagen.
Euphorie trifft Realität
Jago Geerts’ Wechsel zu Beta steht für Mut, Neugier und Aufbruch. Seine Begeisterung wirkt ehrlich – aber die Vergangenheit des Teams mahnt zur Vorsicht. Wenn Beta die Technik im Griff hat, könnte Geerts der Fahrer sein, der das italienische Werksteam endlich dauerhaft in die Spitzengruppe bringt.
Wenn nicht, droht sein Neustart zum Geduldsspiel zu werden.
Zwischen Aufbruch und Unsicherheit liegt bei Geerts und Beta nur eine schmale Linie – und erst die Rennen werden zeigen, auf welcher Seite sie landen.
