Ducati und Maddii – Vom Traumpaar zur Trennung

Zusammen mit Jeremy Seewer konnten Ducati und das Team Maddi zwei dritte Plätze in der MXGP Saison 2026 einfahren.

Zusammen mit Jeremy Seewer konnten Ducati und das Team Maddi zwei dritte Plätze in der MXGP Saison 2026 einfahren. / Foto: Ducati

Etwa zehn Tage nach der offiziellen Bekanntgabe der neuen Ducati-Partnerschaft mit Louis Vosters dürfte beim bisherigen Partner Maddii Racing Ernüchterung eingekehrt sein. Nur ein Jahr nach dem groß angekündigten Einstieg in die Motocross-Weltmeisterschaft trennen sich die Wege – ein Ende, das weniger überraschend war, als es auf den ersten Blick schien.

Ambition trifft Realität

Ducatis Einstieg in die MXGP war ein Prestigeprojekt. Die Marke, die im Straßenrennsport als technologische Benchmark gilt, wollte beweisen, dass ihre Ingenieurskompetenz auch im Offroad-Bereich zum Erfolg führen kann. Dafür holte man sich mit dem Team Maddii eine der erfahrensten Strukturen des europäischen Motocross ins Boot – eine Entscheidung, die zunächst als logische Kombination aus Innovation und Erfahrung galt.

Doch schon früh zeichnete sich ab, dass die Zusammenarbeit von grundverschiedenen Ansätzen geprägt war. Ducati setzte auf methodische Entwicklungsarbeit, strukturierte Abläufe und eine datengetriebene Performance-Analyse. Maddii dagegen agierte traditionell: mit kurzen Entscheidungswegen, technischem Instinkt und starkem Fokus auf die Bedürfnisse der Fahrer.

Der Bruch in Arco di Trento – Symptom, nicht Ursache

Der Vorfall in Arco di Trento gilt als Wendepunkt, war aber in Wahrheit nur das Symptom eines tieferliegenden Konflikts. Nach einer Verletzung von Mattia Guadagnini entschied Ducati, ohne lange Absprachen, Antonio Cairoli als Ersatzfahrer zu verpflichten. Für Ducati ein rationaler, effizienter Schritt. Für Maddii ein Eingriff in gewachsene Teamstrukturen – und ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich beide Parteien den Begriff „Professionalität“ auslegten.

Während Ducati nach klaren Prozessen handelte, sah Maddii darin den Verlust der menschlichen Komponente, die im Motocross seit jeher eine zentrale Rolle spielt. Der Vorfall machte sichtbar, dass Vertrauen und Kommunikation zwischen beiden Seiten längst erodiert waren.

Technische Entwicklung ohne klare Linie

Sportlich blieb das Projekt hinter den Erwartungen zurück. Jeremy Seewer und Guadagnini kämpften mit Inkonstanz, die neue Ducati-Maschine zeigte zwar Potenzial, aber auch Entwicklungsdefizite. Das erste Jahr offenbarte ein klassisches Problem vieler Neueinsteiger im MXGP: Theorie und Praxis verlaufen selten synchron. Der Übergang von der asphaltierten Rennstrecke zum variablen Offroad-Gelände erfordert Erfahrung, die sich nicht einfach übertragen lässt.

Hinzu kam, dass die Entwicklungsstrategie intern uneinheitlich war. Während Ducati auf strukturierte Datenauswertung und langfristige Modellzyklen setzte, bevorzugte Maddii schnelle, praxisorientierte Anpassungen. Diese Diskrepanz verhinderte eine gemeinsame technische Linie – ein entscheidender Faktor, wenn man gegen eingespielte Strukturen wie KTM, Kawasaki oder HRC bestehen will.

Strategische Neuausrichtung: Louis Vosters als logische Konsequenz

Mit dem Wechsel zu Louis Vosters für 2026 vollzieht Ducati nun eine klare strategische Neuausrichtung. Das niederländische Team gilt als industriell aufgestellt, logistisch effizient und finanziell stabil – Eigenschaften, die sich nahtlos in Ducatis Unternehmensstruktur einfügen.

Die Entscheidung ist daher weniger als Bruch, sondern vielmehr als Korrektur der ursprünglichen Projektarchitektur zu verstehen. Ducati wählt künftig den Weg der maximalen Kontrolle und Professionalität – auf Kosten von Flexibilität und persönlicher Nähe.

Was bleibt vom Maddii-Kapitel

Für Ducati war die Kooperation mit Maddii ein notwendiger Testlauf, um die Herausforderungen des Motocross-Geschäfts zu verstehen. Für Maddii war es ein Versuch, mit einem Konzern zusammenzuarbeiten, der andere Maßstäbe setzt. Das Ergebnis: Beide Seiten haben gelernt, dass Leidenschaft und Prozessmanagement sich nur schwer in Einklang bringen lassen, wenn keine gemeinsame Kultur entsteht.

Maddii verliert die Rolle als Werkspartner, behält aber den Nimbus des authentischen Motocross-Verstehers – ein Faktor, der in der Szene weiterhin hohen Wert besitzt. Ducati hingegen behält die Deutungshoheit über seine eigene Entwicklungsstrategie, riskiert jedoch, das intuitive Element zu verlieren, das im Motocross oft den entscheidenden Unterschied macht.

Ein notwendiger, aber teurer Strategiewechsel

Die Trennung zwischen Ducati und Maddii ist kein Scheitern, sondern eine logische Folge struktureller Inkompatibilität. Während Ducati in Zukunft auf planbare, messbare Effizienz setzt, bleibt Maddii der Inbegriff des traditionellen Rennsports – erdig, emotional, fahrernah.

Beide Seiten haben recht, aber unterschiedliche Prioritäten. Für Ducati bedeutet der Wechsel zu Vosters einen Schritt hin zu industrieller Reife – und weg von der handwerklichen Seele des Sports. Ob diese Strategie langfristig aufgeht, wird sich zeigen, wenn die roten Bikes 2026 wieder an den Start rollen – diesmal ohne Herzblut aus der Toskana, aber mit klaren Strukturen aus den Niederlanden.