Willy Läderrach ist Schirmherr des etwas anderen Grand Prix.

Willy Läderrach ist Schirmherr des etwas anderen Grand Prix.

Unlängst stellte Promoter Infront Moto Racing den WM-Kalender 2024 vor und bei einem ganz bestimmten Termin dürften die deutschsprachigen Fans im Allgemeinen und die Schweizer Fans im Besonderen erfreut hingeschaut haben.

Dauerhaft fest im Kalender?

Der Schweiz-Grand-Prix in Frauenfeld verbleibt auch 2024 auf der WM-Landkarte! Denkt man an die Irrungen und Wirrungen in den letzten Jahren ist diese Nachricht alles andere als eine Selbstverständlichkeit, denn kaum ein anderer Grand-Prix-Veranstalter dürfte mit so vielen Problemen und Hindernissen zu kämpfen haben wie die tapferen Schweizer.

Erbitterte Gegnerschaft 

Um das mal zunächst ein wenig genauer einzuordnen: In der Schweiz gibt es so gut wie keine permanente Rennstrecken – auch nicht in der Nischen-Motorsportart Motocross. Dennoch schaffte es in den Jahren zwischen 2016 und 2018 der MRSV Frauenfeld, auf dem riesigen Gelände der Zuckerfabrik in Frauenfeld drei stimmungsvolle Grands Prix über die Bühne zu bringen. Doch die Knüppel, die dem Organisationskomitee trotz wasserdichter behördlicher Genehmigungen immer wieder und zunehmend intensiver zwischen die Beine geworfen worden, brachten nach 2018 das Aus für den GP of Switzerland.

Willy Läderach, Schweizer Motorsport-Urgestein und treibende Kraft im OK, genauer gesagt in der eigens für die Grands Prix gegründeten MXGP Suisse AG, erinnert sich mit Grausen: „Immer wieder neue Klagen und Auflagen, irgendwann wird man schließlich doch mürbe und stellt sich die Sinnfrage. Zum Schluss haben unsere Gegner sogar die regionale Regierung verklagt, haben die Genehmigungs-Bewilligung in Zweifel gezogen. Auch finanziell wurde es bei den ganzen Anwalts- und Gutachten-Kosten trotz des hohen Zuschauerzuspruchs immer heikler. Allein die Erdbewegungen beim Streckenbau schlugen jedes Mal mit einer Viertel-Million Schweizer Franken zu Buche.“ 

Aufgeben? – keine Option!

2018 also zunächst das Aus für den Schweiz-GP. Doch Aufgeben war und ist für den heute 82-jährigen und immer noch superfitten Läderach keine Option. „Erstens haben wir in der Schweiz einige tausend begeisterte junge Menschen, die diesen tollen Sport ausüben und zweitens hat dieses kleine Land aktuell sportlich gesehen große Trümpfe, man denke da nur an Jeremy Seewer. Allein aus diesen Gründen lohnt es sich zu kämpfen, und auf die Fans können wir uns auch verlassen, da herrschte in den drei Jahren ja eine supertolle Atmosphäre. Was mich aber am meisten motiviert hat, war die ziemlich dreiste Ansage der Gegner, man solle doch einfach aufgeben, man habe ohnehin keine Chance.“ 

Wie wir seit Ostern 2023 wissen, haben Willy und seine Mitstreiter nicht aufgegeben und sind nach nervenaufreibenden fünf Jahren doch wieder am Ziel ihrer Träume angelangt. „Wir haben gut und gerne 30 Standorte in der Schweiz geprüft. Bei 20 von ihnen war bereits nach den ersten Genehmigungs-Anfragen klar, dass die Realisierungschancen gleich Null waren. Bei den anderen 10 waren wir teilweise sogar recht nahe am Ziel, aber zur Not wird dann eben ein seltener Molch in einem Biotop aus dem Hut gezaubert.“ 

Jeffrey Herlings beim MXGP der Schweiz 2023.
Jeffrey Herlings beim MXGP der Schweiz 2023.

Die Lösung direkt vor der Nase

Zum Schluss blieb nur noch eine Option, nämlich aus zwei halben, aber sicheren Sachen ein rundes Ganzes zu formen. Der Frauenfelder Club führt bekanntlich seit Jahren und immer an Ostern das große Motocross auf der Strecke „am Schollenholz“, etwas oberhalb der Zuckerfabrik gelegen, durch. Allerdings geben die Platzverhältnisse dort die Durchführung eines Laufs zur Schweizer Meisterschaft her, nicht jedoch den markant größeren Aufwasch eines GP-Paddocks. Platz für ein solches bietet wiederum das Gelände der Zuckerfabrik im Überfluss, und so müsste man doch eigentlich nur…

Gesagt, getan, und mit der Premiere Ostern 2023 sahen wir wohl einen der ungewöhnlichsten Grand Prix der WM-Geschichte mit einer Trennung von Paddock und Parkplätzen für die Zuschauer „unten“ auf dem Gelände der Zuckerfabrik und Racing einen guten Kilometer Luftlinie entfernt „oben“ im Schollenholz. Für 2024 werden die Wege zwischen Paddock und Strecke sogar noch ein wenig länger, denn bei diesem Weg auf abgesperrten Straßen durch ein Wohngebiet hatte sich nach Analyse der Veranstaltung ein wenig Nachbesserungs-Bedarf ergeben.

Sommerblumen statt Osterglocken

Aber die weitaus größere Änderung erkennen wir beim Blick auf den Kalender, denn der Schweiz-GP wandert zurück in den Sommer, geplant für das letzte August-Wochenende. Auch hierzu klärt Willy Läderach auf: „Mit den Besonderheiten unseres Oster-Termins mit dem freien Tag am Sonntag und den Rennen am Montag waren viele nicht sonderlich glücklich. Allein eine zusätzliche Übernachtung erhöht ja bereits die Kosten. So gehen wir nun mit dem GP in den Sommer und das traditionsreiche Oster-Motocross organisieren wir mit unseren Freunden vom Club in Braunau.“

Wow, so viele Gelegenheiten, aufzugeben, und dennoch trotz aller Rückschläge garantiert mindestens drei weitere GP de Suisse 2023, 2024 und 2025. Da bleibt nur noch zu sagen: Chapeau, Willy Läderach, und merci vielmals ebenso an alle weiteren wackeren Mithelfer!

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