Comeback eines geplatzten Traums: Der KymiRing feiert verspätete Premiere
Der Kymiring 2025. / Foto: Valo
Die FIM Motocross-Weltmeisterschaft reist an diesem Wochenende zum nördlichsten Austragungsort der Saison – und schreibt dabei ein neues Kapitel in der Geschichte des finnischen Motorsports. Nach mehreren Anläufen wird auf dem KymiRing nun erstmals ein MXGP ausgetragen. Die Strecke galt lange als gescheitertes Projekt – 2025 gelingt nun die Wende.
Drei Jahre nach der Absage: Der KymiRing ist bereit
Eigentlich sollte das MXGP-Debüt auf dem KymiRing schon 2022 stattfinden. Damals war der Kurs nahe der Stadt Iitti bereits im Kalender eingetragen – doch die Insolvenz des Betreibers und logistische Herausforderungen führten zur Absage. Die Hoffnung auf eine WM-Rückkehr in die traditionsreiche Motocross-Nation Finnland schien vorerst verloren.
„Es war damals einfach kein tragfähiges Konzept mehr vorhanden“, hieß es 2022 aus Teamkreisen. Eine Woche nach dem geplanten Finnland-GP stand bereits das Rennen im französischen Saint-Jean d’Angély an – mit knapp 3.200 Kilometern Entfernung ein logistisch kaum zu stemmender Kraftakt.
2024 dann der Neustart: Neue Eigentümer übernahmen die Anlage, richteten den Fokus auf internationale Events und sanierten das Gelände grundlegend. In diesem Sommer ist es so weit: Zum ersten Mal wird auf dem KymiRing Motocross-Weltmeisterschaft gefahren – mit einer eigens errichteten Sandstrecke und großem Aufwand.
Neue Strecke, neue Chancen: Was erwartet die Fahrer?
Die Strecke nutzt das natürliche, sandige Terrain der Region und wurde speziell für die WM angelegt. 140 Kilometer nordöstlich von Helsinki erwarten Fahrer und Teams Bedingungen, die an klassische skandinavische Kurse erinnern – mit dem Unterschied, dass niemand Erfahrungswerte hat.
Insgesamt ist der KymiRing der zehnte finnische Austragungsort eines Motocross-GP – in guter Gesellschaft mit bekannten Namen wie Ruskeasanta, Hyvinkää oder Vantaa. Doch diesmal ist vieles anders: Moderne Infrastruktur trifft auf eine Strecke ohne Historie – ein echtes Neulandrennen.
MXGP: Febvre will den nächsten Schritt – Coenen wartet auf den Durchbruch
In der Königsklasse geht Romain Febvre (Kawasaki) als Gesamtführender an den Start. Nach seinem vierten Saisonsieg in Matterley Basin liegt der Franzose 32 Punkte vor Lucas Coenen (KTM), der zuletzt fünfmal in Folge Zweiter wurde. „Ich will zeigen, dass ich es bis ganz nach oben schaffen kann“, sagte der Belgier nach dem letzten GP – Finnland könnte seine Chance sein.
Mit Glenn Coldenhoff (Fantic) lauert ein weiterer erfahrener Sandfahrer auf den nächsten Podiumsplatz. Der Niederländer gewann zuletzt seinen ersten Lauf für Fantic – und kennt das Gefühl, in Finnland vorne zu fahren. 2023 wurde er in Vantaa Dritter.
MX2: Längenfelder mit Rückenwind – Adamo und de Wolf gefordert
Bei den MX2-Piloten setzt sich das WM-Feld zunehmend auseinander. Simon Längenfelder (KTM) reist mit einem komfortablen Vorsprung nach Finnland, nachdem er in Großbritannien das Maximum von 60 Punkten holte. Andrea Adamo (KTM) und Kay de Wolf (Husqvarna) folgen mit Abstand – beide wissen: Auf Sand müssen sie liefern, wenn sie die Titelhoffnungen aufrechterhalten wollen.
EMX mit Werner und Hindersson: Finnische Talente im Fokus
Auch in den Nachwuchsklassen geht es zur Sache: Max Werner (Gabriel SS24 KTM) könnte nach seinem Comeback in Heerde schon wieder in der EMX250 an den Start gehen. Der Deutsche arbeitet sich nach einer Schulterverletzung zurück – der KymiRing könnte das nächste Kapitel seines Comebacks schreiben.
Besonders emotional wird das Wochenende für Kasimir Hindersson, der beim Heim-GP sein Debüt in der MX2-Klasse feiert. Der frühere 125cc-Champion hat sich diesen Start lange erarbeitet. In der EMX125 stehen mit Viktor Leppälä und Matias Miettinen zwei weitere Finnen im Aufgebot – beide wollen wie schon in Lettland WM-Punkte sammeln.
Ein Rennen mit Geschichte – und Zukunftspotenzial?
Dass auf dem KymiRing nun doch Motocross-Weltmeisterschaft gefahren wird, ist mehr als nur ein Rennwochenende. Es ist die späte Erfüllung eines lange verschobenen Plans, der dem finnischen Motorsport neuen Schub geben soll.
Die Strecke ist neu, die Ausgangslage offen – perfekte Zutaten für ein spannendes Rennwochenende. Wer setzt sich als erster MXGP-Sieger am KymiRing durch? Und kann sich Finnland langfristig wieder im Kalender etablieren?
Klar ist: Die Augen der MXGP-Welt richten sich in diesen Tagen auf den hohen Norden – und auf ein Comeback, das fast keines geworden wäre.