Coenen vs. Febvre – Die neue MXGP-Rivalität nimmt Fahrt auf

Lucas Coenen setzt Romain Febvre immer mehr unter Druck.
Lucas Coenen hat beim MXGP of Flanders in Lommel nicht nur seinen ersten Heimsieg gefeiert, sondern auch ein deutliches Ausrufezeichen im Titelrennen gesetzt. Der 18-jährige Red Bull KTM-Pilot ließ auf dem wohl anspruchsvollsten Sandkurs der Welt keine Zweifel aufkommen: Er ist nicht mehr der talentierte Rookie, den man noch vor wenigen Wochen belächelte – sondern ein ernstzunehmender Herausforderer für Romain Febvre, den aktuell Führenden der Weltmeisterschaft.
Coenen schreibt damit auch belgische Motocross-Geschichte: Er ist der erste Belgier seit Kevin Strijbos, der den Heim-Grand-Prix in Lommel gewinnen konnte. Strijbos triumphierte 2016 auf einer Suzuki – neun Jahre ist es her, dass die belgischen Fans in Lommel zuletzt so feiern durften.
Der Druck wächst – und Febvre wankt
Febvre, der sich mit seiner Erfahrung und Konstanz bislang an der Spitze behauptete, wirkt plötzlich nervös. Bereits im Warm-up kam es zu einem vielsagenden Zwischenfall mit Brent van Doninck. In einer Session, die normalerweise der Vorbereitung dient und selten für Emotionen sorgt, fuhr der Kawasaki-Star dem Belgier ins Motorrad – mutmaßlich ein ungestümer Fehler. Van Doninck stellte ihn danach zur Rede, woraufhin es zu einem hitzigen Wortgefecht kam.
Ein Vorfall, der Fragen aufwirft: Warum reagiert ein routinierter Fahrer wie Febvre in einem so unwichtigen Moment derart impulsiv? Die Antwort scheint naheliegend – der Druck wächst. Die „Zündschnur“ des Franzosen wird kürzer, und Coenen spielt eine zentrale Rolle dabei.
Vom Rookie zum Rivalen – Febvre korrigiert sein eigenes Narrativ
Noch vor wenigen Wochen hatte Febvre Coenen öffentlich als „Rookie“ eingeordnet, der zwar Talent habe, aber die Rolle im Titelrennen stand nicht auf der Agenda. In der Pressekonferenz nach dem Grand Prix klangen seine Worte ganz anders: „Wir kämpfen um die Meisterschaft, er und ich.“ Eine bemerkenswerte Kurskorrektur – offenbar hat der Belgier mit seinem kompromisslosen Fahrstil und zwei weiteren fehlerfreien Rennen auch Febvres Meinung verändert.
Coenen mit Kampfgeist und Coolness
Coenen selbst zeigte sich nach dem Rennen gelöst – und doch analytisch. „Ich hatte keinen guten Start, aber das war gut, um in den Zweikampf zu kommen,“ erklärte er. Im ersten Lauf lieferte er sich ein enges Duell mit Febvre, musste sich am Ende aber geschlagen geben: „Ich habe versucht zu überholen, aber einen Fehler gemacht. Bin rausgesprungen. Sonst hätte ich ihn vielleicht bekommen.“
Doch in Moto 2 schlug er zurück – dominant und mit perfekter Linienwahl: „Ich konnte einfach rollen, hatte meinen Flow und habe alles genossen,“ sagte Coenen mit einem Lächeln. Er wirkte, als wäre der Druck nicht auf seinen Schultern, sondern auf denen seines französischen Rivalen.
Febvre gibt sich kämpferisch – doch fahrerisch limitiert
Romain Febvre musste sich in der zweiten Hälfte des Wochenendes geschlagen geben – und gab das offen zu: „Ich konnte nicht herausfinden, wo er schneller war. Ich sah ihn nicht mehr. Er war weg.“ Der Frust war spürbar, auch wenn er den Schaden durch den Sieg im ersten Lauf begrenzen konnte. Am Ende verlor er nur einen Punkt in der WM-Wertung, doch seine Körpersprache sprach Bände: Febvre realisiert, dass Coenen ihm nicht nur auf der Strecke näherkommt, sondern auch mental.
Die Rivalität wird zum Titelduell
Lange galt das Duell Gajser vs. Febvre als das bestimmende Thema der Saison – doch mit Coenens Aufstieg verschieben sich die Machtverhältnisse. Seine aggressive, aber kontrollierte Fahrweise, gepaart mit taktischer Reife, bringt eine neue Dynamik ins Titelrennen. Während Febvre sich noch als Favorit sehen mag, stellt sich die Frage: Wie lange kann er dem Druck standhalten?
Coenen hingegen bleibt bescheiden: „Ich will einfach weiter Rennen gewinnen und mein Ding machen.“ Doch spätestens seit Lommel ist klar – sein „Ding“ ist der WM-Titelkampf.